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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Supermarkt auszurauben, verhaftet. Aber es gab andere, die Blaze nur zu gern mit ins Boot nahmen. Sie waren sogar scharf darauf. Irgendwer verpasste ihm den Spitznamen »der große Butzemann«, und der blieb hängen. Trotz einer Maske, um seine entstellte Stirn zu verbergen, bewirkte seine immense Größe, dass sich jeder Verkäufer oder Ladenbesitzer zweimal überlegte, ob er zu der Kanone griff, die er möglicherweise unter der Ladentheke hatte.
    In den zwei Jahren nach Billys Festnahme entging Blaze ein halbes Dutzend Mal nur so gerade eben seiner eigenen Verhaftung, manchmal nur um Haaresbreite. Einmal wurden zwei Brüder, mit denen er einen Klamottenladen in Saugus ausgeraubt hatte, unmittelbar hinter der Straßenecke geschnappt, wo Blaze sich von ihnen verabschiedet hatte und aus ihrem Wagen gestiegen war. Die Brüder hätten Blaze liebend gern verpfiffen, wenn sie dafür ungeschoren davongekommen wären, aber sie kannten ihn nur als »der große Butzemann«, was die Polizei zu der Annahme verleitete, dass
das dritte Mitglied der Bande ein Afroamerikaner gewesen war.
    Im Juni wurde Blaze von der Wäscherei entlassen. Er machte sich nicht mal die Mühe, sich nach einem anderen ehrlichen Job umzusehen. Er ließ sich einfach durch die Tage treiben, bis er schließlich George Rackley begegnete, und als er George kennenlernte, stand seine Zukunft fest.

21
    ALBERT STERLING DÖSTE in einem der Polstersessel im Arbeitszimmer der Gerards, als sich die ersten Anzeichen der Morgendämmerung in den Himmel schlichen. Es war der erste Februar.
    Jemand klopfte an die Tür. Sterlings Augen öffneten sich. Granger stand vor ihm. »Möglicherweise haben wir was«, sagte Granger.
    »Schießen Sie los.«
    »Blaisdell wuchs in einem Waisenhaus auf – na ja, in einem staatlichen Kinderheim, aber eigentlich ist das kein Unterschied –, im Hetton House. Das liegt in derselben Gegend, aus der gestern Abend der Anruf kam.«
    Sterling stand auf. »Ist es noch in Betrieb?«
    »Nee. Ist vor fünfzehn Jahren geschlossen worden.«
    »Wer lebt heute dort?«
    »Niemand. Die Stadt hat es damals an Leute verkauft, die dort eine Tagesschule einrichten wollten. Sie haben Pleite gemacht, und die Stadt hat’s zurückgenommen. Seitdem steht es leer.«
    »Ich wette, er ist da«, sagte Sterling. Es war nur Intuition, aber es fühlte sich richtig an. Heute Morgen würden sie den Bastard festnageln und jeden, der mit ihm gemeinsame Sache machte. »Verständigen Sie die State Police. Ich will zwanzig Trooper, mindestens zwanzig, plus uns beide.«
Er dachte nach. »Und Franklin. Holt Franklin aus dem Büro.«
    »Der wird wohl eher im Bett liegen …«
    »Dann holt ihn eben da raus. Und sagen Sie Norman, er soll seinen Arsch hierher bewegen. Er kann aufs Telefon aufpassen. «
    »Sind Sie sicher, dass Sie so …«
    »Ja. Blaisdell ist ein Krimineller, er ist ein Idiot, und er ist faul.« Dass Kriminelle faul waren, war einer der festen Glaubensgrundsätze in Albert Sterlings persönlichem Evangelium. »Wo sonst sollte er hin?« Er sah auf seine Uhr. Es war Viertel vor sechs. »Ich will nur hoffen, dass der Kleine noch am Leben ist. Aber darauf wetten würde ich nicht.«
     
    Um Viertel nach sechs wachte Blaze auf. Er drehte sich zur Seite, um nach Joe zu sehen, der die Nacht neben ihm geschlafen hatte. Die zusätzliche Körperwärme schien dem kleinen Burschen gutgetan zu haben. Seine Haut war kühl, und seine Atmung rasselte nicht mehr ganz so stark. Die hektischen roten Flecken waren allerdings noch immer auf seinen Wangen. Blaze steckte dem Baby einen Finger in den Mund (Joe begann sofort daran zu nuckeln) und ertastete eine neue Schwellung des Zahnfleisches auf der linken Seite. Als er dort leicht drückte, jammerte Joe sofort im Schlaf und drehte sein Gesicht weg.
    »Verfluchte Zähne«, flüsterte Blaze. Er besah sich Joes Stirn. Das Blut war verkrustet, und er nahm nicht an, dass eine Narbe bleiben würde. Das war gut. Die Stirn führte einen durchs Leben. Es war eine beschissene Stelle für eine Narbe.
    Seine Untersuchung war beendet, aber noch immer betrachtete er fasziniert das Gesicht des schlafenden Babys. Bis auf die schartige, aber bereits verheilende Schramme war Joes Haut perfekt. Weiß, aber mit einem schimmernden olivfarbenen Unterton. Er würde sicher nie einen Sonnenbrand bekommen, sondern stattdessen braun werden wie schönes altes Holz. Er wird sogar so dunkel werden, dachte Blaze, dass manche ihn vielleicht für einen Schwarzen

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