Qual (German Edition)
Zeug auf einmal, aber diesmal wandte er den Kopf nach dem fünften Löffel ab. Als Blaze versuchte, ihn zum Essen zu zwingen, begann er zu weinen. Blaze ging zu einem Fläschchen über, und Joe fing gierig an, daran zu saugen. Das Problem war, es gab nur noch drei.
Während Joe auf der Decke lag und das Fläschchen mit seinen kleinen Händen umklammerte, hetzte Blaze durch den Raum und sammelte alle Sachen zusammen. Er öffnete eine Packung Pampers und stopfte sein Hemd damit aus, bis er aussah wie das dicke Michelin-Männchen.
Dann kniete er sich hin und begann, Joe so warm wie möglich anzuziehen: zwei Hemden, zwei Hosen, ein Pullover, seine winzige Strickmütze. Joe weinte entrüstet während der ganzen Aktion, aber Blaze beachtete es nicht weiter. Als das Baby angezogen war, faltete Blaze seine zwei Decken zu einer kleinen, dicken Tasche und steckte Joe hinein.
Das Gesicht des Babys war rot vor Wut. Sein Geschrei hallte durch den verfallenden Hausflur, als Blaze ihn aus dem Büro des Rektors zum Treppenhaus trug. Am Fuß der Treppe setzte er Joe seine eigene Kappe auf den Kopf, wobei er darauf achtete, dass sie nach links zeigte. Sie bedeckte ihn bis zu den Schultern. Dann trat er hinaus in den wirbelnden Schnee.
Blaze überquerte den Hof und kletterte unbeholfen über die Betonmauer am hinteren Ende. Die Fläche auf der anderen Seite war früher mal der Victory Garden gewesen. Heute wuchs dort nichts weiter als buschiges Gestrüpp (nur noch runde Buckel unter dem Schnee) und krüppelige junge Kiefern, die vereinzelt und ohne erkennbare Ordnung in der Gegend standen. Er rannte, das Baby fest an seine Brust gepresst. Joe hatte aufgehört zu heulen, aber Blaze spürte, wie er in kurzen Stößen atmete, während er mit der minus zwölf Grad kalten Luft rang.
Am hinteren Ende des Victoria Garden stand eine weitere Mauer, diesmal aus aufgeschichteten Steinen errichtet. Viele davon waren im Laufe der Zeit herausgefallen und hatten große Lücken hinterlassen. Blaze überquerte die Mauer an einer solchen Stelle und schlitterte die Böschung auf der anderen Seite mit großen Sprüngen hinab. Seine Fersen wirbelten Wolken pulverigen Schnees auf. Am Ende der Böschung begann wieder der Wald, allerdings hatte vor fünfunddreißig, vierzig Jahren genau hier ein heftiges Feuer eine Schneise frei gebrannt. Bäume und Büsche waren in wildem Durcheinander nachgewachsen, lagen miteinander im Wettstreit um Raum und Licht. Überall entwurzelte Bäume. Viele waren verborgen im Schnee und zwangen Blaze dazu, trotz seiner Eile langsam zu laufen. Der Wind heulte in den Baumwipfeln; er konnte die Stämme ächzen und stöhnen hören.
Joe begann leise zu wimmern. Es war ein kehliges, atemloses Geräusch.
»Alles in Ordnung, Kleiner,« sagte Blaze. »Wir sind gleich da.«
Er war sich nicht sicher gewesen, ob der alte Stacheldrahtzaun noch da sein würde, aber er war. Allerdings war er nahezu komplett unter einer Schneewehe verborgen, und um ein Haar wäre Blaze darüber gestolpert und zusammen mit dem Baby in den Schnee gestürzt. Jetzt stieg er vorsichtig hinüber und ging durch eine tiefer werdende Spalte im Erdreich weiter. Der Waldboden teilte sich an dieser Stelle und gab den Blick frei auf das Steinskelett dieses Landstrichs. Der Schnee lag nicht mehr so hoch. Über ihren Köpfen heulte der Wind.
»Hier«, sagte Blaze. »Irgendwo hier.«
Suchend streifte er hin und her bis dahin, wo der Boden wieder eben wurde, sah konzentriert und aufmerksam Steinhaufen, halb freiliegende Wurzeln, Schneevertiefungen und Haufen alter Tannennadeln an. Er fand es nicht. Panik stieg in ihm auf, schnürte seinen Hals zu. Die Kälte würde schon bald durch die Decken sickern und dann auch durch Joes Kleiderschichten.
Vielleicht war es weiter unten.
Er setzte den Abstieg fort, rutschte aus und fiel auf seinen Hintern, das Baby noch immer fest an seine Brust gepresst. Ein scharfer Schmerz durchzog sein rechtes Fußgelenk, als hätte jemand glühende Stäbe in sein Fleisch gebohrt. Und plötzlich starrte er auf ein dreieckiges Stück Schatten zwischen zwei runden Felsbrocken, die sich wie Brüste einander zuwölbten. Joe fest im Arm, bewegte er sich vorsichtig auf die Stelle zu. Ja, das war’s. Ja, ja und noch mal ja. Er zog den Kopf ein und kroch hinein.
Die Höhle war dunkel und feucht und erstaunlich warm. Der Boden war mit weichen alten Tannenzweigen bedeckt.
Blaze wurde von den intensiven Bildern seiner Erinnerung überwältigt. Er und
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