Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Sie fingen bereits an zu verwehen. Er beeilte sich, und als er wieder
freies Gelände erreichte, fing er an zu laufen. Es war Viertel nach sieben am Morgen.
     
    Während Blaze die Babymahlzeit vorbereitete, saß Sterling im Kommandofahrzeug der Festnahme-und-Befreiungs-Operation, einem allradgetriebenen SUV. Er saß auf dem Beifahrersitz, ein State Trooper am Steuer. Ohne seinen großen, flachen Hut sah der Statie aus wie ein Rekrut der Marines unmittelbar nach seinem ersten Haarschnitt. Für Sterling sahen überhaupt die meisten State Trooper aus wie Marinekorps-Rekruten. Und die meisten FBI-Agenten sahen aus wie Anwälte oder Buchhalter, was absolut passte, weil …
    Er fing seine frei umherfliegenden Gedanken wieder ein und brachte sie zurück auf den nüchternen Boden der Realität. »Können Sie vielleicht noch etwas mehr Gas geben?«
    »Klar«, antwortete der Statie. »Dann können wir den Rest des Vormittags in einer Schneewehe hocken und unsere Zähne zusammensuchen.«
    »Nicht nötig, in diesem Ton mit mir zu reden.«
    »Dieses Wetter macht mich nervös«, erwiderte der Statie. »Dieser beschissene Sturm. Unter uns ist die Straße glatt wie Sau.«
    »Okay, okay.« Sterling warf einen Blick auf seine Uhr. »Wie weit ist es noch bis Cumberland?«
    »Fünfzehn Meilen.«
    »Wie lange?«
    Der Trooper zuckte die Achseln. »Fünfundzwanzig Minuten? «
    Sterling grunzte. Bei dieser Aktion handelte es sich um einen »gemeinsamen Einsatz« von FBI und Maine State Police,
und das Einzige, was er noch mehr hasste als gemeinsame Einsätze, waren Wurzelbehandlungen. Das Risiko, dass alles in einem riesigen Tohuwabohu endete und die Scheiße so richtig durch die Gegend flog, wurde größer, wenn man bundesstaatliche Exekutivorgane einschaltete. Und natürlich wurde die Wahrscheinlichkeit noch größer, wenn das Bureau zu den gefürchteten »gemeinsamen Einsätzen« mit örtlichen Polizeikräften gezwungen wurde, aber das jetzt war schon schlimm genug: An vorderster Front eines Einsatzes zu stehen mit einem Möchtegern-Marine, der Angst hatte, die Tachonadel über die achtzig zu bringen.
    Er rutschte nervös auf seinem Sitz herum, und der Griff seiner Pistole grub sich in sein Kreuz. Aber sie befand sich, wo er sie immer trug. Sterling vertraute seiner Waffe, seinem Bureau und seinen Instinkten. Er hatte eine Nase wie ein guter Spürhund. Ein guter Spürhund hatte mehr drauf, als nur ein Rebhuhn oder einen Truthahn im Gebüsch wittern zu können; ein guter Spürhund konnte seine Angst riechen und in welche Richtung es aufgrund dieser Angst ausbrechen würde und zu welchem Zeitpunkt. Er wusste, wann das Bedürfnis des Vogels zu fliegen über die Notwendigkeit, sich nicht zu rühren und im Versteck zu bleiben, siegen würde.
    Blaisdell versteckte sich, wahrscheinlich in diesem ehemaligen Kinderheim. Das war alles gut und schön, aber Blaisdell würde die Nerven verlieren. Das verriet ihm seine Nase. Und auch wenn das Arschloch keine Flügel hatte, er hatte Beine und konnte rennen.
    Langsam war Sterling auch immer mehr davon überzeugt, dass Blaisdell die Sache allein durchzog. Falls es tatsächlich noch jemanden gab – das Gehirn der Operation, von dem
Sterling und Granger anfangs fest ausgegangen waren –, hätten sie inzwischen doch längst von ihm gehört, und wenn schon aus keinem anderen Grund, als dass Blaisdell dumm wie Bohnenstroh war. Nein, wahrscheinlich war das allein seine Show, und wahrscheinlich kauerte er jetzt gerade in diesem alten Kinderheim (wie eine blöde Brieftaube, dachte Sterling) und war überzeugt, dass ihn kein Mensch dort suchen würde. Es gab überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass sie ihn nicht wie eine verängstigte Wachtel hinter einem Busch hockend vorfinden würden.
    Nur dass Blaisdell Schiss hatte. Sterling wusste das.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war kurz nach halb sieben.
    Sie würden das Netz über ein dreieckiges Gebiet auslegen: entlang der Route 9 im Westen, einer Nebenstraße mit dem Namen Loon Cut im Norden und einem alten Forstweg im Südwesten. Wenn alle in Position waren, würde sich das Netz langsam zuziehen und schließlich am Hetton House enden. Der Schnee störte schon gewaltig, andererseits bot er ihnen aber auch Deckung, während sie vorrückten.
    Es klang gut, aber …
    »Können Sie mit dieser Gurke nicht doch etwas schneller machen?«, fragte Sterling. Er wusste, dass es die falsche Frage war, dass es falsch

Weitere Kostenlose Bücher