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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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John Cheltzman hatten die Zweige hier hineingezerrt, nachdem sie an einem Nachmittag, an dem sie sich verbotenerweise vom HH entfernt hatten, zufällig auf die Höhle gestoßen waren.
    Blaze legte das Baby auf ein Bett aus weichen Zweigen, tastete in seiner Jackentasche nach den Streichhölzern, die er dort immer aufbewahrte, und zündete eines an. In seinem flackernden Schein konnte er Johnnys ordentliche Schrift an der Wand erkennen.
    Johnny C. und Clay Blaisdell. 15. August. Drittes Jahr in der Hölle.
    Geschrieben mit dem Ruß einer Kerzenflamme.
    Blaze zitterte – nicht mehr vor Kälte – und schüttelte das Streichholz aus.
    Joe starrte in der Dunkelheit zu ihm hoch. Er rang hörbar nach Luft. Seine Augen schreckerfüllt. Dann hörte er auf zu atmen.
    »Mein Gott, was ist los mit dir?«, schrie Blaze. Die Steinmauern schleuderten ihm seine Stimme zurück in die Ohren. »Was ist los? Was …«
    Dann wusste er es. Die Decken waren zu eng. Er hatte sie fest um Joe gewickelt, als er ihn hingelegt hatte, zu fest. Der Junge bekam keine Luft mehr.
    Er lockerte sie mit zitternden Fingern. Joe saugte einen tiefen Atemzug der feuchten Höhlenluft ein und fing an zu weinen. Es war ein schwaches, zitteriges Geräusch.
    Blaze schüttelte die Pampers aus seinem Hemd, nahm dann eines der Fläschchen. Er hielt Joe den Sauger hin, aber Joe drehte den Kopf weg.
    »Dann warte«, sagte Blaze. »Warte einfach.«
    Er nahm seine Mütze, setzte sie auf, gab ihr einen Dreh nach links und ging raus.
     
    Zwischen dem Gewirr aus totem Holz am Ende der Schlucht fand er brauchbares Feuerholz und darunter einige Handvoll Humus, den er sich in die Tasche stopfte. Zurück in der Höhle, entzündete er ein kleines Feuer. Über dem Eingang klaffte ein schmaler Riss, der an eine Gaumenspalte erinnerte. Er reichte aus, um einen guten Luftzug zu entwickeln, der den meisten Rauch nach draußen zog. Er brauchte sich keine Sorgen darüber zu machen, dass jemand das kleine bisschen Rauch entdecken könnte, zumindest nicht bis der Wind aufgehört hatte und es nicht mehr schneite.
    Er fütterte das Feuer Stöckchen für Stöckchen, bis es munter knisterte. Dann setzte er sich mit Joe auf dem Schoß davor und wärmte ihn. Der kleine Kerl atmete jetzt wieder normal, aber das Rasseln in den Bronchien war immer noch da.
    »Ich werde dich zu ’nem Doktor bringen«, versprach Blaze ihm. »Sobald wir hier raus sind. Er macht dich wieder heil. Danach bist du so gut wie neu.« Joe grinste ihn unerwartet an, gab an mit seinen neuen Zähnen. Erleichtert grinste Blaze zurück. Der kleine Bursche konnte nicht so ganz schlecht dran sein, wenn er immer noch grinste, richtig? Er hielt Joe einen Finger hin. Joe wickelte seine kleine Hand darum.
    »Schlag ein, Kumpel«, sagte Blaze und lachte. Dann nahm er das kalte Fläschchen aus seiner Jackentasche, rubbelte die Humuskrümel ab, die daran klebten, und stellte es zum Anwärmen neben das Feuer. Draußen heulte und kreischte der
Wind, aber hier drinnen wurde es schön warm. Er wünschte, er hätte sich schon früher an die Höhle erinnert. Das wäre besser gewesen als das HH. Es war falsch gewesen, Joe in ein Kinderheim zu bringen. Es war das, was George ein böses Omen genannt hätte.
    »Nun«, sagte Blaze, »du wirst dich später nicht mehr dran erinnern. Stimmt’s?«
    Als das Fläschchen sich warm anfühlte, gab er es Joe. Dieses Mal griff das Baby ungeduldig danach und leerte es gierig. Während er die letzten beiden Schlucke trank, bekamen seine Augen wieder diesen glasigen Blick in die Ferne, den Blaze schon kannte. Er legte sich Joe an die Schulter und schaukelte ihn sanft hin und her. Das Baby brabbelte ein paar Minuten lang seine kleinen Nonsens-Wörter vor sich hin und verstummte dann. Seine Augen hatten sich wieder geschlossen. Allmählich gewöhnte sich Blaze an diesen Rhythmus. Joe würde nun eine Dreiviertelstunde oder vielleicht sogar eine Stunde lang schlafen und dann den Rest des Morgens aktiv sein.
    Blaze scheute sich davor, ihn allein zu lassen, besonders nach dem Zwischenfall in der Nacht zuvor, aber es musste einfach sein. Sein Instinkt sagte es ihm. Er legte Joe auf eine Decke und deckte ihn mit der anderen zu, die er mit Steinen fest verankerte. Er dachte – hoffte –, dass, sollte Joe wach werden, während er weg war, er zwar in der Lage wäre, sich umzudrehen, aber nicht wegkrabbeln konnte. So musste es genügen.
    Blaze verließ die Höhle und kehrte seinen eigenen Spuren folgend den

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