Qual (German Edition)
war, den Burschen zu bedrängen, aber er konnte einfach nicht anders.
Der Trooper warf einen Blick auf den Mann neben sich. Betrachtete Sterlings schmales, verhärmtes Gesicht und seine glühenden Augen. Und er dachte: Dieses lupenreine Oberarschloch will den Kerl bestimmt umlegen.
»Anschnallen, Agent Sterling«, sagte er.
»Längst geschehen«, erwiderte Sterling ungeduldig. Er schnalzte mit dem Gurt wie mit einem Hosenträger.
Der Statie seufzte tief und trat das Gaspedal ein Stückchen weiter durch.
Um sieben Uhr morgens erteilte Sterling den versammelten Einsatzkräften den Befehl vorzurücken. Der Schnee war sehr tief – an manchen Stellen mehr als einen Meter –, aber die Männer kämpften sich durch und kamen voran, hielten ständigen Funkkontakt miteinander. Niemand beklagte sich. Es ging um das Leben eines Kindes. Der fallende Schnee verlieh allem eine zusätzliche, surreale Dringlichkeit. Sie sahen aus wie Figuren in einem alten Stummfilm, ein sepiafarbenes Melodram, bei dem es aber auch nicht den geringsten Zweifel gab, wer der Schurke war.
Sterling machte seine Sache wie ein guter Quarterback, hielt sich per Walkie-Talkie auf dem Laufenden. Die aus Osten vorrückenden Männer kamen am besten voran, also ließ er sie etwas langsamer machen, damit sie mit denen von der SR 9 und den anderen, die von der Loon Cut den Loon Hill herunterkamen, in gleichem Abstand blieben. Sterling wollte das Hetton House umstellen, aber er wollte noch mehr. Er wollte, dass die Treiber auf ihrem Weg dorthin jeden Busch und jedes Wäldchen nach seinem Vogel abklopften.
»Sterling, Tanner hier. Hören Sie mich?«
»Verstanden, Tanner. Kommen.«
»Wir sind jetzt am Kopfende der Straße, die zum Waisenhaus führt. Die Kette ist noch über die Straße gespannt, aber das Schloss ist geknackt worden. Er ist irgendwo da oben. Over.«
»Zehn-vier«, sagte Sterling. Das war der Polizeicode für »empfangen und verstanden«. Die Erregung explodierte in ihm, raste in allen Richtungen seine Nervenbahnen entlang. Trotz der Kälte spürte er heißen Schweiß zwischen seinen Beinen und unter seinen Armen ausbrechen. »Seht ihr frische Reifenspuren? Kommen.«
»Nein, Sir. Over.«
»Weitermachen. Over and out.«
Sie hatten ihn. Sterlings größte Angst war gewesen, dass Blaisdell ihnen schon wieder zuvorgekommen war – fort mit dem Baby und ihnen wieder entkommen –, aber nein.
Er sprach leise in das Walkie, und die Männer rückten schneller vor, arbeiteten sich wie Hunde hechelnd durch den Schnee.
Blaze kletterte über die Mauer zwischen dem Victory Garden und dem Garten hinter dem HH. Er lief zur Tür. Sein Verstand war in hellem Aufruhr. Seine Nerven fühlten sich an wie nackte Füße auf zerbrochenem Glas. Georges Worte hallten in seinem Gehirn nach, gingen wieder und wieder auf ihn los: Sie haben dich schon fast, Blaze.
In verrückten Sätzen sprang er die Treppe hinauf, schlitterte ins Büro und fing sofort an, alles – Kleidung, Essen, Fläschchen – in die Wiege zu packen. Dann raste er zurück die Treppe hinunter und sprintete nach draußen.
Es war sieben Uhr dreißig.
Sieben Uhr dreißig.
»Wartet«, sagte Sterling leise in sein Walkie-Talkie. »Alle warten jetzt mal eine Minute. Granger? Bruce? Verstanden?«
Die Stimme, die sich daraufhin meldete, klang entschuldigend. »Corliss hier.«
»Corliss? Ich will dich nicht sprechen, Corliss. Ich will Bruce. Over.«
»Agent Granger ist ausgefallen, Sir. Ich glaube, er hat sich das Bein gebrochen. Over.«
»Was?«
»Hier im Wald liegen überall Äste und Zeugs rum, Sir. Er, äh, ist über einen gestolpert und hingeknallt. Was sollen wir tun? Over.«
Zeit verstrich. Vor seinem geistigen Auge das Bild einer großen Sanduhr, gefüllt mit Schnee, und Blaisdell rutschte gerade durch die schmale Stelle in der Mitte. Auf einem beschissenen Schlitten.
»Schient es, wickelt ihn warm ein, und lasst ihm euer Walkie da. Over.«
»Jawohl, Sir. Möchten Sie mit ihm reden? Over.«
»Nein. Ich will weiter. Over.«
»Jawohl, Sir, verstanden.«
»Schön«, sagte Sterling. »An alle Gruppenführer: Schwingt die Keulen. Over and out.«
Blaze rannte keuchend durch den Victory Garden. Er erreichte die kaputte Steinmauer am hinteren Ende, kletterte darüber und rutschte Hals über Kopf den Abhang in den Wald hinunter, wobei er die Wiege an seine Brust presste.
Er stand wieder auf, machte einen Schritt vorwärts, verharrte dann. Er stellte die Wiege ab und zog
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