Qual
bilden.
Und vielleicht sollte die Universal-Theorie gar nicht mehr sein als eine ›Ansammlung von Behauptungen über Zahlen, die einfach wahr sein müssen‹. Vielleicht muß sogar der Prä-Raum zu etwas kollabieren, das nichts als simple Mathematik, nichts als simple Logik darstellt – womit wir keine Möglichkeit mehr haben, Entscheidungen über seine Struktur zu fällen.«
Ich lachte. »Ich glaube, sogar das Publikum von SeeNet könnte einige Schwierigkeiten damit haben, das zu verstehen.« Mir bereitete es keine Probleme. »Vielleicht brauchen Sie und Helen Wu einfach noch etwas Zeit, um diese Idee auszuarbeiten. Wir können jederzeit in Kapstadt ein Update machen, falls es sich als wichtige Entwicklung erweisen sollte.«
Mosala war einverstanden und erleichtert. Mit Ideen zu spielen war eine Sache, aber sie wollte ganz offensichtlich noch keine offizielle Stellungnahme abgeben. Noch nicht.
Bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte, fragte ich: »Meinen Sie, daß Sie in sechs Monaten noch in Kapstadt leben werden?«
Ich machte mich auf einen ähnlichen Ausbruch gefaßt, wie er auf das Wort Anthrokosmologie gefolgt war, doch Mosala stellte einfach nur trocken fest: »Nun, ich habe ohnehin nicht daran geglaubt, daß es für längere Zeit ein Geheimnis bleiben wird. Ich vermute, die ganze Konferenz redet bereits davon.«
»Nicht direkt. Ich habe es von einem Ortsansässigen gehört.«
Sie nickte ohne Überraschung. »Ich führe schon seit Monaten Gespräche mit den hiesigen akademischen Syndikaten. Also dürfte es inzwischen auf der ganzen Insel die Runde gemacht haben.« Sie deutete ein ironisches Lächeln an. »Diese Anarchisten scheinen nicht viel für Vertraulichkeit übrig zu haben. Aber was soll man schon von Patenträubern und Dieben geistigen Eigentums anderes erwarten?«
»Was hat Sie dazu bewegt?« fragte ich.
Sie stand auf. »Könnten Sie bitte die Aufzeichnung stoppen?« Ich entsprach ihrem Wunsch. »Wenn alle Einzelheiten ausgehandelt sind, werde ich eine öffentliche Stellungnahme abgeben. Aber ich möchte nicht, daß vorher irgendwelche Stegreif-Bemerkungen zum Thema nach außen dringen.«
»Ich verstehe.«
»Was hat mich dazu bewegt, mich mit Patenträubern und Dieben geistigen Eigentums einzulassen? Genau diese Tatsache. Stateless ist geächtet, weil sich die Insel über das biotechnische Lizenzrecht hinwegsetzt.« Sie drehte sich zum Fenster um und streckte die Arme aus. »Und schauen Sie sich die Leute an! Sie gehören nicht zu den Reichsten auf diesem Planeten, aber hier muß auch niemand verhungern. Niemand. Das gilt nicht für Europa, Japan oder Australien – ganz zu schweigen von Angola, Malawi…« Sie brach ab und beobachtete mich eine Weile, als würde sie überlegen, ob ich sie wirklich nicht mehr filmte. Ob sie mir überhaupt vertrauen konnte.
Ich wartete. Schließlich sprach sie weiter.
»Was das mit mir zu tun hat, möchten Sie wissen? Meinem Heimatland geht es recht gut. Ich sehe eigentlich nicht so aus, als würde ich unter Mangelernährung leiden.« Sie schloß die Augen und stöhnte. »Es fällt mir schwer, so etwas zu sagen, aber… der Nobelpreis hat mir eine gewisse Macht verliehen. Wenn ich nach Stateless auswandere – und meine Gründe nenne – wird das Schlagzeilen machen. Es wird auf jeden Fall in gewissen Bereichen Folgen haben.«
Wieder zögerte sie.
»Ich kann meinen Mund halten«, versicherte ich.
Mosala lächelte matt. »Das weiß ich. Das glaube ich zumindest.«
»Welche Art von Folgen möchten Sie bewirken?«
Sie trat ans Fenster. Ich setzte hinzu: »Soll es eine politische Geste sein – die sich gegen Traditionalisten wie die Leute von der PAKVF richtet?«
Sie lachte. »Nein, ganz und gar nicht! Nun… vielleicht auch das, aber höchstens als angenehme Nebenwirkung. Doch darum geht es mir nicht.« Sie schien sich zu wappnen. »Man hat mir Zusicherungen gemacht. Mehrere Leute in hohen Positionen. Man hat mir versprochen, wenn ich nach Stateless emigriere – nicht weil ich wichtig bin, sondern weil es Schlagzeilen machen wird und weil es einen Vorwand schafft –, daß dann die südafrikanische Regierung innerhalb von sechs Monaten einseitig alle Sanktionen gegen die Insel aufheben wird.«
Ich bekam eine Gänsehaut. Ein einziges Land machte vielleicht keinen großen Unterschied – aber Südafrika war der wichtigste Handelspartner für etwa dreißig weitere afrikanische Staaten.
»Die Abstimmungsergebnisse in der UNO lassen es nicht
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