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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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erkennen«, erklärte Mosala ruhig, »aber es ist eine Tatsache, daß die Fraktion, die die Sanktionen nicht gutheißt, keineswegs eine winzige Minderheit darstellt. Zur Zeit existieren jede Menge Solidaritätspakte und oberflächliche Abkommen, weil niemand Anstoß erregen möchte und jeder glaubt, dadurch keinen Vorteil zu haben.«
    »Aber wenn jemand den richten Anstoß geben würde, könnte damit eine Lawine losgetreten werden?«
    »Vielleicht.« Sie lachte verlegen. »Soviel zum Thema Selbstüberschätzung. Die Wahrheit ist, daß mir tief im Innern jedesmal schlecht wird, wenn ich daran denke – und eigentlich glaube ich gar nicht, daß irgend etwas Dramatisches geschehen wird.«
    »Ein Mensch, der die Symmetrie bricht. Warum nicht?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Es hat bereits andere Versuche gegeben, die Mehrheitsverhältnisse zu kippen, und sie sind alle gescheitert. Es wäre jedoch einen Versuch wert, obwohl ich achtgeben muß, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.«
    Mehrere Dinge gingen mir gleichzeitig durch den Kopf – doch die Überlegung, was geschehen würde, falls der globale Konsens über die biotechnischen Patentgesetze jemals zusammenbrechen sollte, war beinahe zu abwegig. Doch die Tatsache blieb, daß Mosala mehr Nutzen von dieser Dokumentation hatte, als ich mir zuvor jemals vorstellen konnte – und sie hatte mir all dies nur erzählt, damit ich es verstand, um mir den Einfluß zu verschaffen, den sie ausüben wollte, um sicherzustellen, daß ihre Emigration tatsächlich Aufsehen erregte.
    Außerdem war klar, daß das ganze Vorhaben – unabhängig davon, wie edelmütig es sein mochte – in gewissen Kreisen als äußerst unpopulär empfunden werden würde.
    Hatte Kuwale das gemeint? Nicht die Ignoranzkulte, nicht die Fundamentalisten der PAKVF, nicht einmal die pro-wissenschaftlichen südafrikanischen Nationalisten, die sich über Mosalas ›Fahnenflucht‹ entrüsten würden –, sondern mächtige Verteidiger des biotechnischen Status quo? Und wenn der jugendliche Einbrecher, der angeblich bezahlt wurde, um sie einschüchtern, vielleicht doch nicht gelogen hatte…
    Mosala ging zu einem kleinen Tisch, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. »Nachdem Sie jetzt alle meine verborgensten Geheimnisse kennen, erkläre ich das Interview für beendet.« Sie hob das Glas und prostete mir ironisch zu. »Vive la technolibération!«
    »Vive.«
    Sie wurde wieder ernst. »Also gut, es gibt Gerüchte. Vielleicht weiß jeder Zweite auf Stateless genau, was vor sich geht – aber ich möchte diese Gerüchte trotzdem erst dann bestätigen, wenn gewisse Vereinbarungen gefestigt wurden.«
    »Ich verstehe.« Und ich erkannte mit leichter Überraschung, daß ich irgendwann im Verlauf des Gesprächs zu einem bestimmten Grad vertrauenswürdig für sie geworden war. Natürlich benutzte sie mich, aber sie mußte überzeugt sein, daß mein Herz auf dem rechten Fleck saß und ich mich benutzen lassen würde.
    »Wenn Sie das nächste Mal bis tief in die Nacht mit Helen Wu diskutieren«, sagte ich, »meinen Sie nicht, ich könnte vielleicht…?«
    »Dabeisein? Und alles aufzeichnen?« Diese Vorstellung schien ihr nicht zu behagen, aber sie stimmte trotzdem zu. »Gut. Aber nur, wenn Sie versprechen, nicht vor uns einzuschlafen.«
    Sie brachte mich zur Tür, und wir gaben uns die Hand. »Passen Sie auf sich auf«, sagte ich.
    Sie lächelte gelassen und mit leichter Amüsiertheit über meine Besorgnis, als hätte sie nicht einen einzigen Feind auf der weiten Welt.
    »Keine Sorge. Das werde ich tun.«

 

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17

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    Ich wurde kurz nach vier durch einen Anruf geweckt. Das Piepen wurde immer lauter und eindringlicher, bis es mich in meinen Melatonin-Träumen erreichte und die Dunkelheit meines Schädels von innen nach außen kehrte. Für einen Moment lang war die simple Tatsache des Bewußtseins auf unaussprechliche Weise schockierend. Ich war so wütend wie ein neugeborenes Kind. Dann streckte ich einen Arm aus und tastete auf dem Nachttisch nach meinem Notepad. Ich blinzelte den Bildschirm an, weil ich durch seine Helligkeit im ersten Moment geblendet war.
    Der Anruf kam von Lydia. Ich hätte mich beinahe geweigert, ihn anzunehmen, weil ich vermutete, daß sie irgendwie mit den Zeitzonen durcheinandergekommen war. Doch dann wachte ich soweit auf, um zu erkennen, daß es auch für sie mitten in der Nacht war. Sydney lag nur zwei Stunden hinter Stateless zurück. Wenn schon nicht politisch, dann

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