Qual
die Fehler in seiner UT bekanntzugeben. Die Medikamente haben sie so sehr geschwächt, daß sie kaum noch sprechen kann. Buzzo hat ihr irgendein unverbindliches Versprechen gegeben, doch dann hat er mir gegenüber etwas gemurmelt, daß die Punkte genauer überprüft werden müssen, bevor er irgend etwas widerruft. Ich habe also keine Ahnung, was er tun wird.«
Ich fühlte mich wütend und verzweifelt, aber ich sagte: »Er kennt alle Beweise. Es ist seine Entscheidung.« Auch ich verspürte kein großes Bedürfnis, allzu genau über Buzzos Feinde nachzudenken. Sarah Knights Leiche war immer noch nicht gefunden worden – doch die Möglichkeit, daß ihr Mörder sich auf Stateless aufhielt, beunruhigte mich mehr als alles andere. Die Gemäßigten hatten mich freigelassen, nachdem sie überzeugt waren, daß sie trotzdem ihre Ziele erreichen würden. Die Extremisten hatten mich schon einmal beinahe umgebracht, und dabei hatten sie sich noch gar keine besondere Mühe gegeben.
»Selbst wenn diese Waffe jeden Augenblick losgeht«, sagte ich, »kann man auf Stateless nichts tun, was nicht auch in einer Luftambulanz möglich wäre, nicht wahr? Und Ihre Regierung wäre doch sicher bereit, ein voll ausgerüstetes militärisches Lazarettflugzeug zu schicken…«
De Groot lachte tonlos. »Meinen Sie? Wie Sie es sagen, klingt es überhaupt nicht schwierig. Violet hat einige Freunde in höheren Positionen – und auch ein paar eingeschworene Feinde. Doch die Mehrzahl ist ein Haufen verdammter Pragmatiker, die sie jederzeit für ihre Zwecke mißbrauchen würden. Es wäre schon ein kleines Wunder nötig, wenn sie alle innerhalb eines einzigen Tages die Vor- und Nachteile abwägen und zu einer klaren Entscheidung gelangen sollten – selbst wenn die Lage auf Stateless friedlich wäre und das Flugzeug auf dem Flughafen landen könnte.«
»Kommen Sie! Die gesamte Insel ist so flach wie eine Landebahn! Gut, an den Rändern ist der Boden zu weich, aber es muß doch einen Radius von zwanzig Kilometern geben, in dem der Boden fest genug ist.«
»Und in Reichweite einer Rakete, die vom Flughafen abgefeuert werden kann.«
»Ja, aber warum sollten sich die Söldner durch eine medizinische Evakuation bedroht fühlen? Sie müssen damit rechnen, daß demnächst ausländische Truppen anrücken, um ihre Staatsbürger von der Insel zu holen. Diese Aktion wäre nichts anderes, nur daß sie schneller geschieht.«
De Groot schüttelte traurig den Kopf. Sie wollte sich gerne von mir überzeugen lassen, aber meine Argumente ergaben für sie keinen Sinn. »Wenn wir beide die Risiken einzuschätzen versuchen, stützen wir uns ausschließlich auf Vermutungen und Wunschdenken. Die Regierung wird die Situation aus ihrer eigenen Perspektive beurteilen – und sie wird auf keinen Fall innerhalb von dreißig Sekunden eine Entscheidung treffen. Mehrere zehntausend Dollar für einen Rettungsflug sind eine Sache, aber ein Flugzeug, das über Stateless abgeschossen wird, ist etwas ganz anderes. Und Violet liegt nichts daran, daß ihretwegen drei oder vier unschuldige Menschen völlig grundlos sterben.«
Ich wandte mich von ihr ab und ging ans Fenster. Die Straßen der Stadt machten den Eindruck, daß die Lage auf Stateless friedlich war. Ich wußte natürlich nicht, welche blutigen Ziele die Söldner verfolgten, aber ihre Auftraggeber waren bestimmt nicht daran interessiert, eine weltberühmte Märtyrerin für die technolibération zu schaffen. Deshalb hatte es von Anfang an außer Frage gestanden, daß EnGeneUity hinter den Mordplänen steckte, denn Mosalas Tod wäre für die Firma genauso schädlich wie der Medienrummel um ihre Emigration.
Doch es war eine unsichere Hypothese. Was würden sie eingestehen, wenn sie in ihrem Fall eine Ausnahme machten? Und welches Szenario wäre im Hinblick auf die Anti-Boykott-Bewegung für sie das Gefährlichste: die warnende Geschichte über Mosalas tragischen Tod, der auf ihren leichtsinnigen Flirt mit Abtrünnigen gefolgt war – oder die herzerwärmende Geschichte einer glücklichen Rettung mit anschließender Heimkehr in den Schoß der Gemeinde (wo jedes Gen einen rechtmäßigen Besitzer hatte und es für jede Krankheit eine sofortige Therapie gab)?
Vermutlich wußten sie noch gar nicht, vor welcher schwierigen Wahl sie standen. Also hing es ganz davon ab, wer ihnen die Nachrichten überbrachte und ihnen damit die richtige Entscheidung verkaufte.
Ich drehte mich zu De Groot um. »Wie wäre es, wenn die Söldner
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