Qual
garantieren würden, nichts gegen einen Rettungsflug zu unternehmen? Wenn es eine öffentliche Bekanntmachung in dieser Richtung gibt? Meinen Sie, daß Sie etwas in Bewegung setzen könnten – wenn wir ein solches Versprechen erwarten können?« Ich ballte die Hände zu Fäusten, um meine Panik niederzukämpfen. Wußte ich eigentlich, was ich da sagte? Wenn ich versprach, mich dafür einzusetzen, gab es für mich kein Zurück mehr.
Aber ich hatte bereits jemandem versprochen, schneller zu schwimmen.
De Groot wirkte verzweifelt. »Violet hat noch nicht einmal Wendy oder Makompo etwas gesagt. Und ich mußte ihr schwören, Stillschweigen zu wahren. Wendy ist auf einer Geschäftsreise in Toronto…«
»Was sie von Kapstadt aus erreichen kann, kann sie auch von Toronto aus erreichen. Und Violet kann nicht mehr klar denken. Sagen Sie ihrer Mutter alles. Und ihrem Mann. Informieren Sie nötigenfalls Marian Fox und die gesamte IVTP.«
De Groot zögerte, doch dann nickte sie unsicher. »Es wäre einen Versuch wert. Wir sollten keine Chance ungenutzt lassen. Aber wie, in aller Welt, wollen Sie irgendeine Garantie von den Söldnern bekommen?«
»Plan A besteht darin«, sagte ich, »intensiv zu hoffen, daß sie auf einen Anruf antworten werden. Weil ich nur ungern in den Flughafen spazieren und höchstpersönlich mit ihnen verhandeln würde.«
Im Zentrum der Insel deutete immer noch nicht das geringste auf die Invasion hin, doch vier Straßen vor dem Flughafen veränderte sich alles. Es gab keine Barrikaden, keine Warnschilder – und keinen einzigen Menschen. Es war früher Abend, und auf den Straßen hinter mir brodelte das Leben. Die Geschäfte und Restaurants waren geöffnet, nur fünfhundert Meter von den besetzten Gebäuden entfernt – doch sobald ich die unsichtbare Grenze überschritten hatte, war es, als hätte Stateless plötzlich ein Ruinenzentrum hervorgezaubert, eine Miniatur-Imitation der toten Herzen der vom Net gekillten Städte.
Es war kein Kriegsgebiet, in dem Kugeln flogen, aber ich hatte trotzdem keine Erfahrung, die mir sagte, wie ich mich verhalten mußte, und keine Ahnung, was mich erwartete. Ich hatte mich immer von den Schlachtfeldern ferngehalten und den wissenschaftlichen Journalismus vorgezogen, weil ich auf diese Weise einigermaßen sicher sein konnte, niemals etwas Gefährlicheres als eine Bioethik-Konferenz filmen zu müssen.
Der Eingang zum Passagier-Terminal war ein großes, stockfinsteres Rechteck. Die Gleittüren waren zertrümmert und standen zehn Meter weit offen. Fenster waren eingeschlagen, Kübelpflanzen und Statuen lagen verstreut herum. Die Wände wiesen merkwürdige Narben auf, als hätte etwas mit mechanischen Krallen daran gekratzt. Ich hatte auf einen Wachtposten gehofft, auf Anzeichen von Ordnung, Hinweise auf eine verläßliche Kommandostruktur. Doch das hier sah eher nach einer Bande von Plünderern aus, die in der Dunkelheit abwarteten, ob sich jemand hereinwagte.
Ich dachte: Sarah Knight hätte es ohne Zögern getan – nur wegen der Story.
Ja. Und jetzt war sie tot.
Ich näherte mich langsam und suchte nervös den Boden ab, während ich mir wünschte, ich hätte Sisyphus vor vierzehn Jahren nicht angewiesen, die Mails von Waffenfabrikanten zu löschen, die nach technophilen Journalisten suchten, um kostenlose Reklame für ihre phantastischen neuen Anti-Personen-Minen machen zu können. Doch vermutlich hätte es in diesen Medientexten ohnehin keine hilfreichen Tips gegeben, wie man es vermied, in den unmittelbaren Genuß der Wirkung dieser Produkte zu gelangen – sofern man keine fünfzigtausend Dollar für die passenden Minenräumer ausgeben wollte.
Das Innere des Gebäudes war stockdunkel, doch die Flutlichter von draußen ließen den Riff-Fels weißlich schimmern. Ich starrte in das gähnende Maul des Eingangs und wünschte mir, ich hätte Witness noch zur Verfügung, um meine Netzhautempfindlichkeit zu steigern. Die Kamera auf meiner rechten Schulter war praktisch gewichtslos, doch ich kam mir trotzdem irgendwie bucklig und mißgestaltet vor – ungefähr so bequem, ausgewogen und funktional, als wären meine Genitalien plötzlich auf eine Kniescheibe gewandert. Auch wenn es sehr irrational klang, aber die unsichtbaren Nervenkontakte und RAM-Speicher hatten mir immer ein schützendes Gefühl vermittelt. Als meine eigenen Augen und Ohren alles an die digitale Aufzeichnung weitergeleitet hatten, war ich ein privilegierter Beobachter gewesen, solange ich
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