Qual
entsprechenden Anweisungen erhalten.
Das Insekt schwieg mehrere Minuten lang. Ich blieb reglos stehen, die Hände wie erstarrt erhoben. Ich stellte mir vor, wie die Erpressungsdrohung über die Befehlskette nach oben weitergegeben wurde. Vielleicht prüfte die Biotechnik-Allianz gerade die Möglichkeit, SeeNet aufzukaufen und die Story sterben zu lassen. Doch dann müßten sie sich auch mit anderen Networks einig werden und viel Geld zahlen, um die Richtung der Berichterstattung zu dirigieren. Sie konnten das, was sie wollten, allerdings auch kostenlos erreichen, wenn sie sie am Leben ließen.
»Wenn Mosala überlebt«, sagte ich, »können Sie sie daran hindern, hierher zurückzukehren. Doch wenn sie hier stirbt… wird ihr Schicksal für die Öffentlichkeit in den nächsten hundert Jahren mit Stateless verknüpft sein.«
Ich spürte ein leichtes Stechen auf der Schulter und warf einen Blick auf die Kamera. Sie war soeben verglüht, und die Asche rieselte von einem winzigen versengten Fleck in meinem Hemd herab.
»Das Flugzeug kann landen. Und Sie können mit ihr die Insel verlassen. Sobald sie außer Gefahr ist, erstellen Sie von Kapstadt aus eine neue Dokumentation über ihre Emigrationspläne – und was daraus wurde.« Es war dieselbe Stimme wie vorher, doch die Macht hinter diesen Worten kam von weit jenseits der Insel.
Die Stimme mußte nicht hinzufügen: Und wenn die Richtung stimmt, werden Sie reich belohnt werden.
Ich bekundete meine Zustimmung mit einer Verneigung des Kopfes. »Das werde ich tun.«
Das Insekt zögerte. »So? Ich glaube kaum.« Ein brennender Schmerz stach durch meinen Unterleib, so daß ich aufschrie und in die Knie ging. »Sie wird allein zurückfliegen. Sie dürfen auf Stateless bleiben und den Niedergang dokumentieren.« Als ich aufblickte, sah ich einen Hauch von Grün und Violett in der Luft schimmern, während das Ding sich zurückzog – wie das Spiel von Sonnenlicht zwischen halb geschlossenen Augenlidern.
Ich brauchte eine Weile, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Laserblitz hatte mir einen horizontalen Striemen in den Bauch gebrannt, und der Strahl hatte mehrere Mikrosekunden auf die existierende Wunde eingewirkt. Die Kohlehydrat-Polymere waren karamelisiert worden, und eine bräunliche Flüssigkeit sickerte aus meinem Nabel. Ich stieß einige Flüche in Richtung des leeren Eingangs aus und humpelte zurück.
Als ich wieder unter Menschen war, näherten sich mir zwei Jugendliche, die mich fragten, ob ich Hilfe benötigte. Ich nahm ihr Angebot dankbar an. Sie stützten mich, während ich mit unsicheren Schritten zum Krankenhaus wankte.
Ich rief De Groot von der Notaufnahme aus an. »Sie waren äußerst zivilisiert«, sagte ich. »Wir haben die Landegenehmigung.«
De Groot sah sehr abgespannt aus, doch sie strahlte glücklich. »Das ist ja phantastisch!«
»Gibt es schon etwas Neues über den Flug?«
»Noch nicht, aber ich habe vor wenigen Minuten mit Wendy gesprochen. Sie wartet auf einen Rückruf – von keiner Geringeren als der Präsidentin.« Sie hielt kurz inne. »Violet hat Fieber bekommen. Es ist nicht gefährlich, aber…«
Aber die Waffe war losgegangen. Jetzt begann ein hektischer Wettlauf mit dem Virus. Doch was hatte ich erwartet? Einen weiteren Patzer in der Zeitplanung? Oder eine magische Immunität der Schlüsselfigur?
»Sind Sie bei ihr?«
»Ja.«
»Ich bin in einer halben Stunde dort.«
Ich wurde von derselben Ärztin behandelt. Sie hatte einen langen Tag gehabt und sagte verärgert: »Diesmal will ich von Ihnen gar keine Entschuldigung hören. Die letzte war schon schlimm genug.«
Ich schaute mich im tadellos sauberen Zimmer um, auf die ordentlichen Vitrinen mit Medikamenten und Instrumenten, und empfand plötzlich eine tiefe Verzweiflung. Selbst wenn Mosala rechtzeitig evakuiert wurde… es gab immer noch eine Million Menschen auf Stateless, die nirgendwohin fliehen konnten. »Was werden Sie tun, wenn der Krieg losgeht?« fragte ich.
»Es wird keinen Krieg geben.«
Ich versuchte mir vorzustellen, wie tief im Flughafen die Maschinen zusammengesetzt wurden, die das Schicksal dieses Völkchens besiegeln sollten. Ich sagte behutsam: »Ich glaube nicht, daß Ihnen irgendwelche anderen Möglichkeiten bleiben.«
Die Ärztin hörte damit auf, Salbe auf meine Wunden zu streichen, und starrte mich an, als hätte ich etwas furchtbar Beleidigendes und Herabsetzendes gesagt. »Sie sind hier ein Fremder. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wie es um
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