Quantum
sich der Zorn in seiner Brust zu einem harten
Klumpen zusammengeballt. Hinter seinen Schläfen hämmert es.
»Du bist so niedlich, wenn du verwirrt bist.«
»Nun sag schon.«
»Ein Sklave hat keine Forderungen zu stellen. Ich habe gewonnen«,
erklärt Pixil.
»Ich spiele nicht mehr mit. Warum?«
»Nun, zum einen wollte ich mit dir angeben.« Sie legt seine Hand in
ihren Schoß.
»Mit mir angeben? Ich habe es geschafft, sie alle in den ersten fünf
Minuten zu beleidigen. Und deine Mutter hasst mich
wirklich.«
»Verschränkmutter. Nein, sie ist nur überfürsorglich. Das erste auf
dem Mars entstandene Kind, du weißt schon, Gevulot-Kompatibilität, Brücke
zwischen zwei Welten, bla, bla, bla. Und sie sind immer noch schockiert, weil ich mich zu guter Letzt mit einem von euch eingelassen
habe. Geschieht ihnen ganz recht, wenn man sie ein bisschen beleidigt. Sie
träumen nach wie vor davon, eines Tages zum Jupiter zurückzukehren, obwohl es
dort nichts gibt als Staub und die Sobornost-Drohnen, die ihn fressen. Wir
leben jetzt hier, und niemand außer mir will sich damit abfinden.«
»Das heißt«, sagt Isidore, »du hast mich benützt.«
»Aber natürlich. Es ist ein Spiel. Die Sache mit der optimalen
Ressourcenzuweisung ist kein Witz. Wir werden immer nur das Beste füreinander
tun, so läuft das eben, wir können nicht anders. Und in diesem Fall ist das
Beste, ein wenig zu rebellieren.«
»Es ist also keine echte Rebellion, nicht wahr?«
»Nun hör schon auf«, stöhnt sie. »So machst du es die ganze Zeit . Du bist gut darin. Warum bist du wohl mit
mir zusammen? Weil ich ein Rätsel bin. Weil du mich
nicht durchschauen kannst so wie alle anderen. Ich
habe dich beobachtet, wenn du mit den Leuten redest, du erzählst ihnen etwas,
aber das bist nicht du , es ist nur eine Schlussfolgerung , die du gezogen hast. Und jetzt mach mir
nicht weis, dass es nicht auch für dich ein Spiel ist.«
»Es ist nicht nur ein Spiel«, widerspricht
Isidore. »Ich wäre heute fast ums Leben gekommen. Ein Mädchen hat seinen Vater
auf grausige Weise getötet. Solche Dinge passieren, und jemand muss sie aufklären .«
»Und wenn man sie aufklärt, wird es besser?«
»Für mich schon«, sagt Isidore ruhig. »Und das weißt du auch.«
»Ja, ich weiß es. Und ich fand, andere Leute sollten es auch wissen.
Du bist gut, jemand sollte deine Punkte zählen.
Deshalb habe ich Adrian hierher eingeladen, wo er ohne dieses unsinnige Gevulot
mit dir sprechen konnte. Er wird dich berühmt machen.«
»Pixil, das war keine gute Idee. Ich werde deshalb eine Menge
Schwierigkeiten bekommen. Glaubst du, du kannst einfach entscheiden, was gut
für mich ist? Ich gehöre nicht zu eurem Zoku. Bei mir läuft das nicht so.«
»Nein«, sagt Pixil. »Bei Zoku-Angehörigen habe ich keine Wahl.« Sie
berührt den Zoku-Stein, der an ihrer Kehle eingebettet ist, wo die
Schlüsselbeine aneinanderstoßen. Bei dir ist es so, weil ich es will.«
In einem Winkel seines Bewusstseins weiß er, dass sie lügt, aber
darauf kommt es jetzt nicht an, und so küsst er sie trotzdem.
»Vergiss nicht«, sagt sie, »dass du die Wette verloren hast. Komm
mit. Ich will dir etwas zeigen.«
Pixil nimmt ihn an der Hand und führt ihn zu einer glatten Tür, die
eben noch nicht da gewesen ist. Sie gehen gemeinsam hindurch, und hinter ihnen
lassen neue Verschränkungen neue Lichtbögen aufflammen.
Wieder spürt er für einen Moment diesen Bruch.
Sie stehen in einer riesigen Höhle voll mit schwarzen Würfeln von
verschiedenen Ausmaßen, von einem Kubikmeter bis zur Größe eines Hauses. Sie
sind übereinandergestapelt. Die Wände, der Fußboden und die Decke – irgendwo
ganz weit oben – sind weiß und lumineszieren schwach. In diesem Licht wirkt
sogar Pixil blass.
»Wo sind wir?«, fragt Isidore. Seine Stimme erzeugt ein unheimliches
Echo.
»Du weißt, dass wir Söldner sind, nicht wahr? Wir gehen auf
Raubzüge. Und hier lagern wir die Beute.« Pixil lässt seine Hand los, läuft
voraus und berührt einen Würfel. Sofort wird er durchsichtig. In seinem Inneren
befindet sich ein glitzerndes Tier, eine gefiederte Schlange, sie ist in einem
Käfig aus Licht gefangen und flattert hektisch. Eine schwebende Spime-Blase
sagt ihm, dass es sich um einen Langton-Wurm handelt, der in der virtuellen
Wildnis des Realms gefangen wurde und dann eine physikalische Form erhielt.
Pixil lacht. »Hier kannst du fast alles finden.« Sie läuft herum und berührt verschiedene Dinge. »Lass
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