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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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reden später darüber. Die
Besichtigungstour ist vorbei.«
    »Ich weiß, du denkst daran, sie dir wieder zurückzuholen«, sagt
sie, als wir mit einem Spinnentaxi ins Hotel fahren. Anscheinend gefällt es
ihr, wie sich die Diamantbeine des kutschenähnlichen Gefährts
auseinanderschieben und uns zu den Dächern des Labyrinths hinauftragen.
    »Ach ja?«
    »Ja. Inzwischen kenne ich die Anzeichen. Du hast mich mit deinen
Taschenspielereien zweimal reingelegt, aber damit ist jetzt Schluss.«
    »Bedaure, das ist wie ein Reflex. Macht das Ganze vermutlich
reizvoller«, sage ich und reibe mir das brennende Gesicht. »Wie lange braucht
dieser Körper, um zu heilen?«
    »So lange, wie ich das will.« Sie lehnt sich zurück. »Was ist
eigentlich so verlockend daran? Am Stehlen?«
    »Es ist …« Es ist ein Instinkt , möchte ich
sagen. Es ist, wie mit jemandem zu schlafen. Man wächst über
sich hinaus. Es ist eine Kunst. Aber das würde sie nicht verstehen, und
so wiederhole ich nur die alte, auf einen gewissen Chesterton zurückgehende
Redewendung: »Es hängt mit dem Respekt gegenüber fremdem Eigentum zusammen. Ich
mache es zu meinem Eigentum, um es so respektieren zu
können, wie es sich gehört.«
    Danach sieht sie schweigend zu, wie die Landschaft vorbeispringt.
    Das Hotel ist ein großer Kasten und liegt nicht weit vom
Gleiterhafen entfernt, zu dem wir von der Bohnenstangenstation aus gebracht
wurden. Wir haben eine große Suite ziemlich weit oben, die beeindruckend viel ZEIT verschlingt. Für meinen Geschmack könnte die
Einrichtung ruhig barocker sein – die xantheischen Innenarchitekten haben
leider eine übermäßige Vorliebe für glatte Linien und Glasflächen –, aber es
gibt immerhin einen Fabber, sodass ich meine Kleidung wechseln kann.
    Nur bekomme ich dazu gar keine Gelegenheit. Mieli zeigt auf den
kleinen Tisch und den Stuhl vor dem Balkon. »Setz dich.« Dann legt sie die UHR vor mich hin. »Sprich mit mir. Was im Namen des
Schwarzen Mannes ist auf der Agora passiert?« Sie öffnet und schließt die
Fäuste. Ich schlucke.
    »Na schön. Ich habe mich selbst gesehen.« Sie zieht die Augenbrauen
hoch.
    »Es war keine Erinnerung, nicht wie auf dem Schiff. Es muss
irgendein Gevulot-Konstrukt gewesen sein: Jemand anders hat es auch gesehen. Es
hat mich zu dem Garten geführt. Wir kommen also eindeutig voran.«
    »Mag sein. Aber wieso bist du nicht auf die Idee gekommen, mich zu
informieren? Kannst du mir einen einzigen Grund nennen, warum ich dich noch
einmal aus den Augen lassen sollte? Oder warum ich meiner Auftraggeberin nicht
empfehlen sollte, die Samthandschuhe auszuziehen und … unmittelbar auf dein
Gehirn zuzugreifen?«
    »Es kam … ganz plötzlich.« Ich schaue auf die UHR hinab. Das Sonnenlicht spiegelt sich darin, und
wieder fallen mir die Gravuren an der Seite auf. »Ich hatte das Gefühl, es sei
… privat.«
    Sie packt mit unglaublich kraftvollen Händen meinen Kopf und dreht
mein Gesicht zu sich empor. Ihre grünen Augen schauen unverwandt und zornig in
die meinen.
    »Solange wir gemeinsam eine Mission durchführen, gibt
es nichts Privates . Hast du das verstanden? Wenn es der Sache dient,
wirst du mir jede einzelne Kindheitserinnerung, jede Masturbationsfantasie,
jede Blamage in der Pubertät erzählen. Ist das klar?«
    »Ich frage mich«, versetze ich langsam und bedächtig, »ob es etwas
gibt, was deine Professionalität beeinträchtigt.
Außerdem möchte ich anmerken, dass nicht ich die
Flucht aus dem Gefängnis vermasselt habe. Ich bin nur derjenige, der uns
gerettet hat.«
    Sie lässt mich los und schaut für einen Moment aus dem Fenster. Ich
stehe auf und hole mir vom Fabber einen Drink, Cognac aus der Zeit der
Monarchie, ohne ihr ein Glas anzubieten. Dann studiere ich weiter die UHR . In einem Gitter von sieben mal sieben Feldern sind
Tierkreiszeichen zu sehen, Mars, Venus und andere, die ich nicht erkenne.
Darunter steht in kursiver Schrift: Für Paul, in Liebe,
Raymonde. Und, in Copperplate-Type, wieder das Wort
Thibermesnil
.
    Könntest du dir die Zeichen mal ansehen? ,
flüstere ich Perhonen zu. Du
sprichst doch noch mit mir, ohne gleich zuzuschlagen, nicht wahr?
    Ich brauche dich nicht zu schlagen , sagt
das Schiff. Ich habe Laser. Aber ich werde sehen, was ich
finden kann. Perhonens Ton ist ungewohnt
schroff, aber das wundert mich nicht. Ich rede mir ein, meine heißen Wangen
kämen nur vom Cognac.
    »Na schön«, sagt Mieli. »Sprechen wir über das Ding, das du
gestohlen

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