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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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damit beschäftigt; sie benützt mich nur
als ihre Hände. Mieli hat dem Schiff offenbar begrenzten Zugriff auf die
sensorischen Systeme meines Körpers gegeben. Es ist ein ganz eigentümliches
Gefühl, die UHR in meinen Händen zu halten,
während aus meinen Fingern dünne Quantenpunkt-Sonden wachsen und in sie
hineinkriechen.
    »Ich habe sie immer geliebt«, sage ich laut. »Diese UHR EN. Sie koppeln Verschränkungszustände mit
Oszillatoren und Mechanik … Groß und klein. Wunderschön.«
    Hm. Halte sie näher an dein Auge.
    Während Perhonen die Analyse durchführt,
husche ich durch die Exospeicher von Gedächtnispalästen und bekämpfe die
Kopfschmerzen, die ich mir damit einhandle, mit Alkohol.
    »Weißt du, ich dachte schon, ich wäre nicht mehr ganz bei Trost.
Gedächtnispaläste? Ein komplexes
Speichersystem basierend auf einem Verfahren, das dem Bewusstsein Orte und
Bilder einprägt. Imaginäre Orte, wo Symbole stellvertretend für Erinnerungen
gespeichert werden können. Verwendet von griechischen Rednern,
mittelalterlichen Gelehrten und Alchimisten der Renaissancezeit. Mit dem
Aufkommen des Buchdrucks überflüssig geworden.
    Ich schwenke die UHR frustriert hin
und her. »Weißt du, man möchte doch meinen, es hätte nur einen Sinn, Dinge hier
zu verstecken, wenn ich sie dann leicht wiederfinden könnte. Aber ich habe fast
den Eindruck, ich wollte verhindern, dass ich etwas entdecke.«
    Still halten.
    »Ich finde nichts über Paul Sernine, keine Erinnerungen im
öffentlichen Exospeicher, was allerdings nicht verwunderlich ist. Ich frage
mich nur, was ich, abgesehen von diesem Raymonde-Mädchen, auf dem Mars zu
suchen hatte.«
    Wahrscheinlich wolltest du etwas stehlen.
    »Ich liebe diesen Planeten, aber wenn ich mir meine frühere Laufbahn
ansehe, hätte ich hier nicht viel zu stehlen gefunden. Und in das Geschäft der
Gogol-Piraten wäre ich bestimmt nicht eingestiegen.«
    Bist du sicher? Leg sie jetzt auf den Tisch
zurück.
    »Natürlich bin ich sicher. Wo liegt denn eigentlich dein Problem?«
    Das Schiff seufzt, ein eigentümlicher, imaginärer Laut. Du bist mein Problem. Du hältst dich vielleicht für charmant, aber
du machst meine Freundin unglücklich. Sie ist es nicht gewöhnt, Rätsel zu lösen
oder in Gefängnisse einzubrechen. Sie ist nicht einmal ein richtiger Krieger.
    »Und warum tut sie dann das alles? Weil sie im Dienst des Sobornost
steht?«
    Warum tut man denn überhaupt etwas? Für jemand
anders. Und nun stell nicht so viele Fragen, ich muss mich konzentrieren. Die
Ionenfallen in diesen Dingern sind sehr empfindlich.
    »Na schön. Je schneller wir dieses Rätsel knacken, desto früher
können wir uns größeren und besseren Projekten widmen.«
    Ich betaste die UHR in meinen Händen.
Die Buchstaben des Wortes Thibermesnil sind leicht erhöht. »Aha.« Mit einem Mal
sehe ich den Zusammenhang. Bei meiner Rückkehr hatte ich einen Traum, und darin
kam ein Buch vor, ein Buch über den Blumendieb. Und eine Geschichte. Sherlock Holmes kommt zu spät. Ein Geheimgang, geöffnet von

    Ich drücke mit dem Fingernagel auf den Buchstaben H. Ich muss viel
Kraft aufwenden, aber dann dreht er sich. R und L drehen sich ebenfalls. Der
Deckel der UHR springt auf. Ein Foto kommt zum
Vorschein, es zeigt einen Mann und eine Frau. Der Mann bin ich, jünger, mit
schwarzem Haar, lächelnd. Die Frau hat rötlich braunes Haar und Sommersprossen
auf der Nase.
    »Hallo, Raymonde«, sage ich.

7   Der Detektiv und sein Vater
    Am nächsten Morgen blinzelt Isidore ins Phoboslicht. Er
hat einen grässlichen Geschmack im Mund, und in seinem Kopf hämmert es
gewaltig. Für einen Moment vergräbt er sein Gesicht in Pixils Haar und schmiegt
sich in ihre Wärme. Dann zwingt er sich, die Augen zu öffnen und langsam seine
Hand unter ihrem Körper hervorzuziehen.
    Am Morgen sieht das Gewölbe anders aus. Die Wände und alle
Oberflächen lassen das Licht durch, und in der Ferne sieht er den Rand des
Hellas-Beckens als rote Linie. Es ist, als wache man im Freien auf, in einem
exotischen geometrischen Wald.
    Die letzte Nacht ist ein wildes Durcheinander von Bildern, und er
will unwillkürlich auf den Exospeicher zugreifen, um sich in Erinnerung zu
rufen, was geschehen ist: Aber hier findet er natürlich nur eine leere Wand.
    Er schaut in Pixils schlafendes Gesicht. Ihre Lippen sind zu einem
kleinen Lächeln verzogen, und ihre Augen zucken unter den Lidern. Der
Zoku-Stein an ihrer Kehle funkelt im Morgenlicht auf ihrer

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