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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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wären der einzige gewesen, der es verstanden hätte.«
    Ich lache trocken. »Sparen Sie sich die Mühe. Ich gehöre nicht mehr zur Liga. Anscheinend habe ich die Mauern dieses Gefängnisses durchtunnelt.« Und du wirst es mir in Kürze nachtun – allerdings auf etwas konventionellere Weise.
    Er schüttelt den Kopf. »Mit dem Loyalitätsmodul hat es nichts zu tun. Sie sind oft genug verschmiert – und wieder kollabiert –, um zu verstehen, was man damit erreichen kann.«
    »Erreichen?« Das Problem ist, daß ich das Ausmaß dessen, was ich abgewendet habe, nur schwer fassen kann. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn ich ihn mit einem mittelgroßen Klumpen Plutonium ertappt hätte: Das wäre ein so herrlich konkreter Grund, sich erleichtert zu fühlen.
    Ich sage: »Ich verstehe durchaus: Das ist Ihre Vorstellung von der wahren INITIATIVE, und das Loyalitätsmodul hat eine ganze Menge damit zu tun. Ich werfe Ihnen nicht vor, daß Sie seinen Einfluß nicht unterdrücken konnten – ich selber weiß nur zu gut, was dieses Doppeldenk für einen Menschen bedeutet –, aber seien Sie einmal ehrlich: Sie wissen, wie unerhört obszön diese Idee ist. Sie wußten es die ganze Zeit schon. Sie spielen mit dem Gedanken, zwölf Milliarden Menschen in eine Art surrealistischen Alptraum zu stürzen…«
    »Ich spiele mit dem Gedanken, zwölf Milliarden Menschen das Leben zu retten, die in jeder einzelnen Mikrosekunde wegsterben. Es geht darum, den allgegenwärtigen Tod ungeahnter Möglichkeiten zu verhindern.«
    »Der Kollaps ist kein Tod.«
    »Nein? Denken Sie an diejenigen ihrer Versionen, die mich nicht gefunden haben…«
    Ich muß lachen. »Sie haben mich gelehrt, nicht daran zu denken. Aber ich wette darauf: Für Sie – wenn Sie überhaupt etwas wahrnehmen – mag es wie der Tod erscheinen. Aber nicht für normale Leute.
    Nicht für mich, nie und nimmer. Die Menschen treffen eine Wahl, nur ein Eigenzustand überlebt. Das ist keine Tragödie, das ist nun mal unsere Natur. Anders kann es gar nicht sein.«
    »Sie müßten es besser wissen.«
    »Keineswegs.«
    »Haben Sie noch nie den Tod jener Versionen bedauert, die Po-kwai überredet haben, Initiative für Ihre Zwecke zu benutzen?«
    »Weil sie ihr sehr nahe standen, denke ich. Weil sie sie liebten und geliebt wurden.«
    Der Gedanke schmerzt, doch sage ich ganz ruhig: »Das betrifft mich nicht. Sie waren nicht real. Sie weiß nichts davon, ich weiß nichts davon…«
    »Aber können Sie sich nicht vorstellen, wie glücklich sie vielleicht waren? Als was würden sie das Ende dieses Glücks denn bezeichnen, wenn nicht als Tod?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Jeden Tag sterben Leute. Daran läßt sich nichts ändern.«
    »Aber sicher kann man das. Unsterblichkeit ist möglich. Der Himmel auf Erden ist möglich!«
    Ich lache. »Der Himmel auf Erden! Hat man Sie bekehrt? Glauben Sie jetzt an das Tausendjährige Reich Christi auf Erden? Sie wissen nicht mehr als ich darüber, wohin ein Verschmieren ohne Ende letztlich führt. Aber wenn der Himmel auf Erden sich anders nicht machen läßt, dann ist die Hölle mir lieber. Wenn jeder Eigenzustand möglich ist, dann kann jedes erdenkliche Leid…«
    Er nickt, völlig ungerührt. »O ja. Und jedes erdenkliche Glück. Und alles Erdenkliche dazwischen, alles.«
    »Und das Ende jeder Entscheidungsmöglichkeit, das Ende des freien Willens…«
    »Das Ende von nichts und niemandem. Wie kann denn das Wiederherstellen der unendlichen Vielfalt des Universums das Ende von irgend etwas sein?«
    Ich schüttle den Kopf. »Das ist mir wirklich ganz egal. Nur…«
    »Sie wollen also den Leuten die Entscheidung nicht selber überlassen?«
    Ich lache, es ist nicht zu glauben. »Sie sind doch der Wahnsinnige, der für alle anderen entscheiden…«
    »Aber ganz und gar nicht. Wenn erst der Planet verschmiert ist, dann ist jeder mit jedem gekoppelt. Die verschmierte Menschheit kann dann selbst entscheiden, ob sie verschmiert bleiben möchte oder lieber kollabiert.«
    »Und Sie würden es diesem… kindischen kollektiven Bewußtsein überlassen, über das Schicksal der Menschheit zu entscheiden? Selbst die Barrieren-Erbauer hatten mehr Respekt vor der Menschheit als Sie.«
    »Natürlich hatten Sie Respekt vor der Menschheit. Sie sind ja selber Menschen.«
    »Laura ist ein Mensch…«
    »Nein: Sie alle sind Menschen. Was haben Sie geglaubt? Etwa eine exotische Lebensform auf irgendeinem fremden Planeten? Glauben Sie, daß sie Lauras Gene

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