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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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er meint. Nicht sich selber und seine Frau zu Hause, sondern die Bar voller Polizisten und ExPolizisten. Der Arm des Gesetzes, wie Politiker gerne sagen, als wären wir Teil eines einzigen Organismus, als machten uns die kleinen Module, die wir alle in unseren Köpfen herumtragen, zu einer Rasse für sich. Ich sehe mich um, ich bin richtig froh, daß ich keinen hier kenne.
    »Du weißt, wie das ist.«
    »Das Geschäft läuft gut?«
    »Man kann davon leben. Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du bei der Rehab-GmbH. Was ist passiert?«
    »IS hat sie aufgekauft.«
    »Ach ja, ich erinnere mich. Eine Menge Entlassungen.«
    »Ich hatte Glück. Gute Beziehungen – man fand einen anderen Posten für mich. Es gab Leute, die flogen nach dreißig Jahren Rehab-GmbH einfach auf die Straße.«
    »Und wie ist es im Hilgemann?«
    Er lacht. »Was meinst du? Einer, der an so einem Ort landet – einer, der nicht mit irgendeinem Modul in die Reihe zu kriegen ist –, der muß doch ein komplett bescheuerter Zombie sein. Sicherheit ist da kein Problem.«
    »Nein? Auch nicht für Laura Andrews?«
    »Sie haben dich eingeschaltet?« Er ist nicht überraschter, als die Höflichkeit verlangt. Klar, daß Dr. Cheng sich bei ihm über mich erkundigt hat, noch bevor sie meinen Anruf erwiderte.
    »Ja.«
    »Und für wen arbeitest du?«
    »Was glaubst du wohl?«
    »Will verdammt sein, wenn ich das weiß. Nicht für die Schwester, die hat die Winters engagiert. Kann dir egal sein, sie soll nicht Laura Andrews finden, sie soll aus mir einen Idioten machen. Sitzt wohl die ganze Zeit an ihrem Computer und sucht nach etwas, was sie dem Hilgemann und vor allem mir in die Schuhe schieben kann.«
    »Möglich.« Nicht die Schwester! Wer dann? Angehörige eines anderen Patienten? Jemand, der glaubt, daß er nun Berge von Lösegeld scheffeln müßte, wenn die Entführer nicht alles versaut hätten – und der auf alle Fälle verhindern möchte, daß es einen zweiten, erfolgreichen Versuch gibt?
    »Die Vorwürfe sind einfach lachhaft, weißt du. Es war keine Nachlässigkeit unsererseits. Erinnerst du dich an den Kerl, der das Sydney-Hilton verklagte, weil man dort seine Tochter entführt hatte? Er hat den Prozeß mit Pauken und Trompeten verloren. So wird es hier auch sein.«
    »Vielleicht.«
    Er lacht etwas gequält. »Dir kann das alles egal sein, stimmt’s?«
    »Ja. Und dir auch. IS wird dich nicht feuern, auch wenn sie den Prozeß verlieren. Sie sind doch nicht blöd. Sie haben ein festes Budget für Sicherheitsvorkehrungen, genug, um die Patienten drinnen zu behalten. Sie wissen genau, was sie draufzahlen müßten, um aus der Klinik eine Festung zu machen. Schließlich betreiben sie lange genug auch Gefängnisse.«
    Er zögert. Dann sagt er: »Genug, um die Patienten drinnen zu behalten? Ach ja? Laura Andrews war schon zweimal draußen.« Er starrt mich an. »Und wenn das jemals die Schwester zu hören kriegt, breche ich dir eigenhändig das Genick.«
    Ich sehe ihm in die Augen, grinse ein wenig dümmlich, während ich auf die Pointe warte, damit ich seinen Scherz endlich verstehe. Er grinst nicht, starrt mich nur düster an. Ich sage: »Was soll das heißen, sie war draußen? Wie?«
    »Wie? Verdammte Scheiße, wenn ich das wüßte! Wenn ich wüßte wie, dann wäre sie jetzt nicht wieder draußen, oder?«
    »Aber… ich denke, sie kann nicht mal mit einer Türklinke umgehen?«
    »Das sagen die Ärzte. Ja, kein Mensch hat sie je eine verdammte Tür öffnen sehen. Kein Mensch hat sie je etwas tun sehen, was eine Küchenschabe neidisch machen könnte. Aber jemand, der durch geschlossene Türen verschwindet, an Kameras, Bewegungsmeldern und allem Drum und Dran vorbei, dreimal, der ist nicht das, was er zu sein scheint. Na?«
    Ich schnaube ärgerlich. »Worauf willst du hinaus?
    Du glaubst, daß sie dreißig Jahre lang totalen Schwachsinn simuliert hat? Dabei hat sie nicht einmal Sprechen gelernt! Du glaubst, man könnte im Alter von zwölf Monaten beginnen, den Schwachsinnigen zu spielen, und das absolut perfekt?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wer weiß, was vor dreißig Jahren war? In den Akten steht dies und das, aber wir waren beide nicht dabei. Ich weiß nur, was sie in den letzten achtzehn Monaten getan hat. Wie würdest du das erklären?«
    »Vielleicht ein idiot savante? Eine Schwachsinnige mit hochspezialisierten Fähigkeiten? Eine Entfesselungskünstlerin?« Casey verdreht die Augen. »Na gut, dann eben nicht. Aber… wie war das die ersten

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