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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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daran?«
    »Sie wissen, warum. Weil Po-kwai damit zu tun hat – und sie hat den Eigenzustandsgenerator. Sie verändert die Wahrscheinlichkeiten.«
    »Aber wie kann sie mich inaktivieren? Wie kann sie Karen erscheinen lassen? Warum sollte sie so etwas tun?… Sie weiß nicht einmal, daß es Karen gibt!«
    Lui zuckt mit den Schultern. »Ich sagte: Po-kwai hat damit zu tun, Po-kwai manipuliert die Wahrscheinlichkeiten… Aber eigentlich hätte ich sagen sollen: Das Modul hat damit zu tun.«
    Ich lache verärgert auf. »Auf einmal haben wir es mit einem autonomen Modul zu tun? Es hat seine eigenen Ansichten und Absichten? Das Modul hat mir alles das angetan?«
    »Nein, natürlich nicht.« Geduldig wartet er, bis ein junges Pärchen – kichernd, turtelnd – an uns vorbeigegangen ist. Das ist als Vorsichtsmaßnahme völlig absurd; wenn die INITIATIVE wissen wollte, was wir zu bereden haben, dann würde man uns kaum als Liebespaare getarnte Agenten hinterherschicken. Ich spüre das Erschrecken fast körperlich, wie eine Welle, die über mir zusammenkracht; hatte ich anfangs vermutet, daß die Liga ihre Sicherheitsvorkehrungen vor mir verbarg, so beginne ich mich jetzt zu fragen, ob es überhaupt etwas zu verbergen gibt.
    Lui spricht weiter. »Wenn hier jemand eine bewußte Entscheidung trifft, dann sind Sie das. Oder genauer – halten Sie mich ruhig für pedantisch – das kombinierte System Nick/Po-kwai. Aber da sie zu der fraglichen Zeit überwiegend schläft, sollten wir uns besser an Sie halten.«
    »Überwiegend schläft?«
    »Ja.«
    Ich bleibe stehen, nicht zum ersten Mal heute verwirrt. »Sie hat das Modul – und ich benutze es?«
    »So ungefähr, ja. Wenn Sie und Po-kwai verschmieren, dann verschmieren Sie über jeden möglichen Zustand, den einer von Ihnen auch allein einnehmen kann – so unwahrscheinlich er auch ist. Ich sehe keinen Grund, warum dazu nicht auch Zustände gehören sollten, in denen Sie über den Eigenzustandsgenerator des Moduls verfügen können.«
    Ich glaube nicht, daß ich noch genug Kraft habe, um gegen diese haarsträubende Unterstellung anzugehen; der gesunde Menschenverstand hat sich längst als ungenügend, naiv, ja unzuständig erwiesen. Schließlich sage ich, es klingt wie eine kindliche Bitte: »Aber ich will doch gar nicht, daß diese Dinge passieren!«
    Lui runzelt die Stirn, fast habe ich den Eindruck, daß er nun verwirrt ist, dann erscheint, ganz ungewohnt, ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Nein, natürlich nicht. Aber offensichtlich könnten Sie es ganz leicht wollen. Die Versionen von Ihnen, die diese Dinge wollen, sind vielleicht sehr unwahrscheinlich, zunächst, aber wenn sie erst einmal Zugang zum Eigenzustandsgenerator haben, dann können sie bestimmen, was wahrscheinlich und was unwahrscheinlich ist.«
    Ich bin drauf und dran zu sagen: Ja, genau so ist es, und genau das soll endlich aufhören!… – da fügt er hinzu:
    »Und wenn Sie das für erstaunlich halten, was sie bisher getan haben, dann warten Sie erst einmal ab, wozu Sie im Dienst der wahren INITIATIVE noch fähig sein werden.«
     
    Die Liga, sagt man, wird mich nicht unter Druck setzen – nur beraten. Die Entscheidung wird bei mir liegen, der ich eine falsche Wahl gar nicht treffen kann… Aber daß die Meinung meiner Mitverschwörer, die wie ich das Loyalitätsmodul haben, so ganz und gar unerheblich sein soll?
    Die Wahrheit ist, daß schon die Idee, die Interessen der INITIATIVE gemeinsam zu definieren, zum Scheitern verurteilt ist. Und die Wahrheit ist auch, daß nichts erschreckender sein kann als die Aussicht, eine solche Entscheidung allein treffen zu müssen. Der Widerspruch ist mir klar genug. Ich glaube, daß ich allmählich verstehe, was Lui mit dieser besonderen Art von Freiheit meinte, der wir uns erfreuen. Den Knoten im Gehirn, den das Loyalitätsmodul geknüpft hat, wird man niemals lösen können – aber er läßt sich bis zur Unkenntlichkeit verformen.
    Während einer ganzen Woche gibt es immer wieder neue Treffen von Mitgliedern der Liga, deren dienstfreie Zeit sich überschneidet, und jedesmal werden andere Delegierte ausgewählt, deren Schicht von Mal zu Mal näher bei der meinen liegt. Po-kwai hat Urlaub – nachdem auch die neueste Versuchsphase erfolgreich verlaufen war –, und wie schon zuvor bedeutet das auch für mich eine Atempause, was die Einwirkungen des Moduls auf mich betrifft.
    Man fühlt sich morgens um neun nicht so richtig als Verschwörer. Als ich durch die Tür trete

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