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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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inmitten des Schneesturms ein Fenster öffnen konnte, ohne Ray zu nahe zu treten.
    Ray redete ein bisschen während der Fahrt. Es war keine Unterhaltung im eigentlichen Sinne, da Charlie wenig dazu beizutragen hatte. Einmal aber sagte er: »Wenn Sie mir sagen, was Sie dort im Auge suchen, Mr. Scutter, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen, es zu finden.«
    Doch Ray schüttelte nur den Kopf. »Ich vertraue Ihnen«, sagte er, »und ich verstehe Ihre Neugier, aber ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.«
    Da Ray seit Beginn der Abriegelung mehr oder weniger der Boss von Blind Lake war, hätte Charlie angenommen, er wäre befugt, über so ziemlich alles zu sprechen, was ihm in den Sinn kam. Er hakte allerdings nicht weiter nach. Ihm wurde bewusst, dass er Angst hatte vor Ray Scutter, und zwar nicht nur, weil dieser eine leitende Position bekleidete, sondern Ray strahlte auch sehr sonderbare Schwingungen aus.
    Die Flecken auf seiner Jacke und der Hose, dachte Charlie, sahen aus wie getrocknetes Blut.
    »Sie arbeiten schon lange mit den O/BEK-Prozessoren«, sagte Ray.
    »O ja, Sir. Seit Gencorp-Zeiten. Ich habe sogar noch Dr. Gupta erlebt, als er im Berkeley-Laboratorium wirkte.«
    »Haben Sie sich jemals gefragt, Charlie, was wir zum Leben erweckt haben, als wir das Auge bauten?«
    »Wie bitte?«
    »Als wir einen so beschissen großen mathematischen Phasenraum bauten und ihn mit selbstregulierendem Code bevölkerten?«
    »Na ja, so kann man es wohl auch sehen.«
    »Es gibt im ganzen Universum kein Phänomen, das man nicht mathematisch beschreiben könnte. Alles nichts als Rechenoperationen, Charlie, Sie und ich eingeschlossen, wir sind nur kleine separierte Berechnungen, Wasser und Minerale, die Millionen Jahre alten Bauanleitungen ausführen.«
    »Das ist eine düstere Sichtweise.«
    »Sagte der Affe, als er Gefahr witterte.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Entschuldigen Sie. Ich hab ein bisschen wenig geschlafen.«
    »Das kenne ich«, sagte Charlie, obwohl er sich kaum jemals so hellwach gefühlt hatte wie in diesem Moment.
    Irgendwie gelang es Ray, das Auto auf der Straße zu halten. Charlie war überaus erleichtert, als er linker Hand den Wachposten auftauchen sah. Er fragte sich, wer wohl das Pech gehabt hatte, in einer so elenden Nacht – ach nein, es war schon Morgen – zum Wachdienst eingeteilt zu werden. Es war Nancy Saeed, wie sich herausstellte. Sie scannte Charlies Zugangsausweis und nahm sichtlich überrascht die Anwesenheit Ray Scutters zur Kenntnis. Nancy war früher bei der Navy gewesen; als sie Ray sah, setzte sie zu einem militärischen Gruß an, besann sich dann aber eines Besseren.
    Kurz darauf parkte Ray ganz in der Nähe des Haupteingangs. Das war der Vorteil, wenn man so früh kam: Man fand auf jeden Fall einen guten Parkplatz.
    Er führte Ray in sein Büro, wo sie ihre Jacken ablegten. Charlie hatte schon zahlreiche Führungen für Würdenträger und Prominente bestritten und dabei einen festen Ablauf entwickelt: Einführung und Verhaltensregeln in seinem Büro, anschließend der Rundgang. Aber dies war jetzt keine der üblichen Schauveranstaltungen. Alles andere als das.
    »Ich habe Ihre Tochter letztens hier getroffen«, sagte Charlie.
    Ray neigte den Kopf auf die Seite wie ein Raubtier, das Witterung aufnimmt. »Tessa war hier?«
    »Tja, sie … ja, sie kam vorbei und wollte den Betrieb mal sehen.«
    »Ganz allein?«
    »Ihre Mutter hat sie hinterher abgeholt.«
    Ray zog eine Grimasse. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass ich stolz bin auf meine Tochter, Charlie. Leider kann ich das nicht. In vieler Hinsicht ist sie das Kind ihrer Mutter. Dieses Risiko geht man immer ein, wenn man das genetische Rouletterad in Bewegung setzt. Haben Sie Kinder?«
    »Nein«, sagte Charlie.
    »Gut für Sie. Niemals die eigenen Basispaare auflösen, sonst ist man immer der Angeschissene.«
    »Sir.« Charlie wusste nicht, wo er hingucken sollte.
    »Was wollte sie, Charlie?«
    »Ihre Tochter? Sich einfach mal umsehen.«
    »Tess hat einige emotionale Probleme gehabt. Manchmal ist Wahnsinn ansteckend.«
    Wenn das so ist, dachte Charlie, dann wäre eine Untersuchung bei dir überfällig. »Es passieren seltsame Dinge«, sagte er, um einen freundlichen Ton bemüht. »Ziehen Sie doch Ihre Schuhe aus und schlüpfen Sie in eins von diesen Wegwerfpaaren. Ich bin gleich wieder da.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich will sehen, ob ich einen Installateur zu fassen kriege«, sagte Charlie.
     
    Er ging so weit den Flur

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