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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlust der Bodenhaftung, dann fassten die Reifen wieder. Chris hatte Zeit, ihr einen neugierigen Blick zuzuwerfen.
    »Ich war sieben Jahre alt«, sagte Marguerite. »Eines Morgens im Sommer ging ich aus dem Haus, und da lag eine Schlange zusammengerollt auf der Verandatreppe, nahm ein Sonnenbad. Eine große Schlange, und sie glänzte richtig auf der alten Holzstufe. Zu groß und zu glänzend, um echt zu sein. Ich glaubte, es sei eine nachgemachte, eine Spielzeugschlange, die irgendein Nachbarskind da hingelegt hatte, um mir einen Streich zu spielen. Also bin ich über sie rübergesprungen. Dreimal. Hin und zurück. Für den Fall, dass jemand zuguckte, nur um zu beweisen, dass man mich nicht reinlegen konnte. Die Schlange rührte sich nicht, und ich ging weiter in die Bücherei, ohne weiter darüber nachzudenken. Aber als ich nach Hause kam, erzählte mir mein Vater, er hätte morgens eine Klapperschlange getötet. Sie sei auf die Veranda gekommen und er habe eine Schaufel benutzt, um sie in zwei Teile zu hacken. Die Schlange sei lethargisch gewesen in der kühlen Luft, sagte er, aber er habe vorsichtig sein müssen. So eine Schlange könne schneller zustoßen als ein Blitz und verspritze genug Gift, um ein Pferd zu töten.« Sie sah Chris an. »Das war der Moment, wo ich ohnmächtig wurde.«
    Zwanzig Minuten später erreichten sie die Ambulanz. Chris parkte das Auto unter einem schützenden Betonüberhang, mit der Beifahrerseite halb auf dem Gehsteig. Elaine Coster kam ihnen im Vorraum entgegen. Auch Sebastian Vogel war da, saß zusammengesunken auf einem Stuhl, den Kopf in die Hände gestützt.
    Elaine fasste Marguerite ins Auge. »Sue möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Mit mir?«
    »Die Wunde ist mehr oder weniger nur oberflächlich. Man hat sie genäht und ihr ein Schmerzmittel gegeben. Die Schwester meint, sie müsste eigentlich schlafen, aber vor ein paar Minuten war sie hellwach, und als ich erwähnte, dass ihr auch kommen wolltet, sagte sie: ›Ich möchte mit Marguerite sprechen.‹«
    O Gott, dachte Marguerite. »Na ja, wenn sie immer noch wach ist …«
    »Ich zeig Ihnen den Weg.«
    Chris versprach, sich um Tess zu kümmern, die ein schläfriges Interesse an den Wartezimmerspielsachen zu fassen begann.
     
    »Kommen Sie rein, meine Liebe«, sagte Sue. »Ich bin zu schwach, um zu beißen.«
    Marguerite betrat das Krankenzimmer. Es befand sich im selben Flur wie das, in dem Adam Sandoval ohne Bewusstsein lag – der Mann, der in einem beschädigten Flugzeug auf Blind Lake gestürzt war. Sue lag definitiv nicht im Koma, aber sie wirkte bestürzend schwach. Sie war in eine halb liegende, halb sitzende Haltung gebettet, in ihrer Ellenbeuge steckte eine Infusionsnadel. Ihr Gesicht war blass, und sie wirkte viel älter, als sie war – Anfang bis Mitte vierzig. Aber sie brachte ein Lächeln zustande.
    »Ehrlich«, sagte sie, »es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Ich hab einiges an Blut verloren, aber das Messer hat nichts Wichtigeres beschädigt als das, was Dr. Goldhar als ›adipöses Gewebe‹ bezeichnet. Fett, mit anderen Worten. Anscheinend haben mich all die Nachtische gerettet, die ich in meinem Leben gegessen habe. Wie der Typ im Film, der von einer Kugel ins Herz getroffen worden wäre, wenn er nicht seine Bibel in der Brusttasche gehabt hätte. Da steht ein Stuhl neben dem Bett, Marguerite. Wollen Sie sich nicht setzen? Ich werde müde, wenn ich Sie da stehen sehe.«
    Gehorsam setzte sich Marguerite. »Sie müssen große Schmerzen haben.«
    »Jetzt nicht mehr. Die haben mich mit Morphium oder so was Ähnlichem vollgepumpt. Die Schwester sagt, dass man normalerweise davon müde wird, aber ich zeige eine ›idiosynkratische Reaktion‹. Ich glaube, das bedeutet, dass ich sitzen und reden will. Was meinen Sie, ist das so ein Gefühl, wie es Drogenabhängige haben? An einem guten Tag?«
    »Zuerst vielleicht.«
    »Das heißt, es hält nicht an. Sicherlich haben Sie recht, es ist ein bisschen so ein Kartenhausgefühl, als könne es nicht ewig so weitergehen, Euphorie mit Verfallsdatum. Na, ich will’s genießen, solange es dauert.«
    Es könnte jederzeit zu Ende gehen, dachte Marguerite. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut.«
    »Danke, aber es braucht Ihnen nicht leidzutun. Ehrlich, ich find’s toll, dass ihr alle bei diesem scheußlichen Wetter hergekommen seid.«
    »Als ich hörte, dass Ray … dass er es war, der Sie verletzt hat …«
    »Ja, was war da?«
    »Ich muss mich bei

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