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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fastfood-Restaurant oder ein Essen aus der Mikrowelle, aber muss ich deswegen so tun, als wäre der hausgemachte Apfelauflauf das Gleiche wie eine Crème brulée? Meine Jugend habe ich damit verbracht, miesen Kaffee aus Pappbechern zu trinken. Diese Phase habe ich inzwischen abgeschlossen.« Sie fügte hinzu: »Das werden Sie auch noch tun.«
    »Danke für das Vertrauen.«
    »Gestehen Sie. Crossbank war für Sie ein Reinfall.«
    »Ich habe das eine oder andere nützliche Material gesammelt.« Oder jedenfalls ein totemartiges Zitat. Es könnte jederzeit zu Ende gehen. Ein Satz von geradezu baptistischer Pietät.
    »Ich habe, was Sie betrifft, eine Theorie«, sagte Elaine.
    »Vielleicht sollten wir einfach nur essen.«
    »Nein, nein, ganz so leicht entkommen Sie dem unausstehlichen alten Drachen nicht.«
    »Ich wollte nicht sagen, dass …«
    »Seien Sie einfach still. Essen Sie schon mal einen Breadstick oder was. Ich hatte erwähnt, dass ich Sebastians Buch gelesen habe. Ihres habe ich auch gelesen.«
    »Es klingt vielleicht kindisch, aber ich würde lieber nicht darüber reden.«
    »Ich will weiter nichts sagen als: Es ist ein gutes Buch. Sie, Chris Carmody, haben ein gutes Buch geschrieben. Sie haben ordentlich recherchiert und Sie haben die notwendigen Schlüsse gezogen. Jetzt wollen Sie sich Vorwürfe machen, weil Sie nicht davor zurückgeschreckt sind?«
    »Elaine …«
    »Sie wollen Ihre Karriere wegwerfen, indem Sie vorgeben zu arbeiten, aber in Wirklichkeit nichts tun, Abgabetermine platzen lassen, Kellnerinnen mit dicken Titten vögeln und sich in den Schlaf saufen? Das können Sie natürlich tun, ohne Weiteres. Sie wären nicht der Erste. Bei weitem nicht. Selbstmitleid ist ein so faszinierendes Hobby.«
    »Ein Mann ist gestorben, Elaine.«
    »Sie haben ihn nicht getötet.«
    »Darüber lässt sich streiten.«
    »Nein, Chris, darüber lässt sich nicht streiten. Galliano ist entweder aus Versehen oder in einem bewussten Akt der Selbstzerstörung zu Tode gekommen. Vielleicht hat er seine Sünden bereut, vielleicht auch nicht, aber es waren jedenfalls seine Sünden, nicht Ihre.«
    »Ich habe ihn bloßgestellt, der Lächerlichkeit preisgegeben.«
    »Sie haben eine Arbeit bloßgestellt, die auf unverantwortliche Weise schlampig und dadurch eine Gefahr für unschuldige Menschen war. Zufällig war das Gallianos Arbeit, und zufällig ist Galliano mit seinem Motorrad in den Monongahela River gefahren, aber das war seine Sache, nicht Ihre. Sie haben ein gutes Buch geschrieben …«
    »Herrgott, Elaine, wie dringend braucht die Welt noch mehr beschissene gute Bücher?«
    … und ein wahres Buch, und Sie haben es aus einer Haltung der Empörung heraus geschrieben, die keineswegs fehl am Platze war.«
    »Nett, dass Sie das sagen, aber …«
    »Und die Sache ist die, dass Sie offenbar in Crossbank nichts Verwertbares aufgetan haben, und was mir jetzt Sorge macht, ist, dass Sie auch hier nichts kriegen werden, und dann machen Sie sich Vorwürfe deswegen und Sie werden nichts abliefern, um dieses Projekt der Selbstzerstörung, dem Sie sich verschrieben haben, noch ein bisschen wirkungsvoller zu gestalten. Und das ist so gottverdammt unprofessionell. Ich mein, Vogel ist ein echter Spinner, aber er wird immerhin Stoff liefern.«
    Für einen Moment zog Chris die Möglichkeit in Betracht, einfach aufzustehen und das Restaurant zu verlassen. Er könnte in die Sporthalle zurückgehen und einige der gestrandeten Tagesarbeiter interviewen. Die würden jedenfalls mit ihm reden. Alles, was er von Elaine bekam, waren noch mehr Schuldgefühle, und davon hatte er schon ausreichend, besten Dank.
    Der Lachs traf ein, schon erstarrend in verbrutzelter Butter.
    »Was Sie jetzt tun müssen …« Sie machte eine Pause. Der Kellner schwenkte eine gewaltige Pfeffermühle über dem Tisch. »Nehmen Sie das weg, danke.«
    Der Kellner trat die Flucht an.
    »Worauf es jetzt für Sie ankommt, Chris, ist, dass Sie aufhören, so zu tun, als müssten Sie sich für irgendetwas schämen. Das Buch, das Sie geschrieben haben: Nutzen Sie es. Wenn Sie jemand anfeindet deswegen: Bieten Sie ihm die Stirn. Falls man Sie fürchtet wegen des Buches: Machen Sie sich die Furcht zunutze. Wenn man Ihnen die Zusammenarbeit verweigert, können Sie wenigstens eine Story darüber schreiben, wie man Ihnen die Zusammenarbeit verweigerte und was für ein Gefühl es war, wie ein Paria durch Blind Lake zu laufen. Aber setzen Sie diese Gelegenheit nicht in den Sand.« Sie

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