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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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fröhliches Gesicht strahlt.
    Dunkelheit schloss sich wie ein Vorhang um den Wagen. Wie viel sauberer die Welt doch wäre, dachte Ray, wenn sie weiter nichts enthielte als Gas und Staub und gelegentlich mal einen aufflackernden Stern – kalt, aber ohne Makel, wie der Schnee, der die wenigen hohen Türme von Blind Lake einhüllte. Die einzige Lektion, die aus Hummerhausen zu ziehen war, war eine politisch inkorrekte, war die unaussprechliche, aber offensichtliche Tatsache, dass Intelligenz (die sogenannte) nichts anderes war als geballte Irrationalität, ein Ensemble von Verhaltensweisen, von der DNA entworfen, um mehr DNA zu produzieren, frei von jeglicher Logik außer einer keiner Kontrolle unterliegenden Mathematik der Selbstreproduktion. Chaos mit Feedback, z > z 2 + c, blind wiederholt, bis das Universum sich selbst aufgefressen und ausgeschissen hatte.
    Mich eingeschlossen, dachte Ray. Dieser ätzenden Wahrheit musste man sich stellen. Alles, was er liebte (seine Tochter) oder zu lieben geglaubt hatte (Marguerite), repräsentierte nichts weiter als seine Teilhabe an dieser Gleichung, war nicht mehr oder weniger vernünftig als das nächtliche Bluten der Eingeborenen von UMa47/E. Marguerite zum Beispiel: eine Verkörperung mangelhafter Gencodes, die besitzergreifende, aber ungeeignete Mutter, eine wandelnde Gebärmutter, die auf Gleichheit vor dem Gesetz pochte. Wie penetrant sie sich noch immer in seine Gedanken einschlich. Jede Unverschämtheit, die Ray zu erdulden hatte, war ein Spiegel ihres Hasses.
    Das Garagentor rollte auf, als seine Sensoren das Nahen des Wagens registrierten. Er parkte unter dem gleißenden Licht der Deckenlampe.
    Er fragte sich, wie es wäre, sich von all diesen biologischen Zwängen zu befreien und die Welt so zu sehen, wie sie wirklich war. Ein einziger Schrecken für unsere Augen, dachte Ray, trostlos und feindlich, aber unsere Augen sind Lügner, ebenso Sklaven der DNA wie unser Herz und unser Verstand. Vielleicht war es das, wozu die O/BEKs geworden waren: ein unmenschliches Auge, fähig, Dinge zu sehen, die niemand als wahr akzeptieren wollte.
    Tessa war diese Woche wieder bei ihm. Er rief Hallo, als er das Haus betrat. Sie saß im Wohnzimmer auf dem Sessel neben dem künstlichen Weihnachtsbaum, über ihre Hausaufgaben gebeugt wie ein bildungsbeflissener Zwerg. »Hi«, sagte sie teilnahmslos. Ray blieb einen Moment lang stehen, überrascht von seiner Liebe zu ihr, in Bewunderung der dichten Locken, die ihr Haar um den Schädel flocht. Sie schrieb auf dem Bildschirm eines kleinen Handgeräts, das ihre kindhafte Kritzelei in lesbare Zeichen übersetzte.
    Er zog Mantel und Überschuhe aus und ließ die verschneite Dunkelheit draußen hinter den Jalousien verschwinden. »Hast du deine biologische Mutter schon angerufen?«
    Die Vereinbarung, die er nach der Schlichtung mit Marguerite geschlossen hatte, sah vor, dass Tess täglich mit dem abwesenden Elternteil telefonierte. Tess sah ihn neugierig an. »Meine biologische Mutter?«
    Hatte er das wirklich laut gesagt? »Ich meine, deine Mutter.«
    »Ja, hab ich.«
    »Hat sie irgendwas Unangenehmes gesagt? Du weißt, du kannst es mir sagen, wenn deine Mutter dir Probleme bereitet.«
    Tess zuckte verlegen die Achseln.
    »War der Fremde bei ihr, als du angerufen hast? Der Mann, der im Keller wohnt?«
    Tess zuckte erneut die Achseln.
    »Zeig mir deine Hand«, sagte Ray.
    Man musste kein Genie sein, um darauf zu kommen, dass die Probleme, die Tessa in Crossbank gehabt hatte, auf Marguerites Konto gingen, auch wenn der Scheidungsmediator nicht in der Lage gewesen war, das zu erkennen. Marguerite hatte sich überhaupt nicht um Tess gekümmert, hatte sich einzig und allein für ihre geliebten extraterrestrischen Meereslandschaften interessiert, worauf Tess mehrere verzweifelte, in ihrer Motivation unmissverständliche Versuche gemacht hatte, Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Furcht erregende Fremde im Spiegel mochte gut und gern Marguerites Subjekt selbst gewesen sein – verstohlen, fordernd und allgegenwärtig.
    Bedrückt, den Kopf gesenkt vor Verlegenheit, streckte Tess ihre rechte Hand aus. Die Fäden waren vergangene Woche gezogen worden. Die Narben würden mit der Zeit verschwinden, hatte der Ambulanzarzt gesagt, aber noch sahen sie schrecklich aus, rosafarbene neue Haut zwischen wie ausgehackt wirkenden Mulden, dort wo die Stiche gesetzt worden waren. Ray hatte bereits einige Fotos davon gemacht, für den Fall, dass die Sache jemals vor

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