Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
pickles , eingelegtes Gemüse oder Obst. Beides, chutney und pickles , kann man übrigens auch wunderbar – wer hätte es gedacht? – auf Sandwich essen. Köstlich zu jeder Art von Fleisch schmeckt mint sauce , eine marmeladenartige Mischung aus Minzeblättern, Essig, Zucker und Limette. 22
Die Königin unter den englischen Hauptspeisen ist sunday roast , auch joint genannt, der sonntägliche Rostbraten aus Lamm, Schwein, Rind oder Huhn, der mit Ofenkartoffeln, einem bemerkenswert geschmacksneutralen Blätterteiggebäck namens Yorkshire Pudding und Soße gegessen wird. Alltagstauglicher, und mittlerweile das beliebteste ’britische’ Gericht, vor allem nach einem ordentlichen Besäufnis im pub, ist curry . Curry hat nullkommanichts mit der in Deutschland beliebten Currywurst zu tun. Und man spricht es in England auch nicht wie im Deutschen „körri“ , sondern „ karri“ . Urenglisch dagegen ist bubble and squeak , ein Mischmasch aus gekochtem Gemüse, Kartoffeln, Zwiebeln und irgendwelchen Fleischresten von vorvorgestern Abend – dem norddeutschen Labskaus gar nicht unähnlich. Oder toad in the hole , Bratwürste, die im Milch-Ei-Butterteig gebacken und mit Kartoffelpüree, Erbsen und Soße verspeist werden. Faggots in gravy ist der lustige Name für köstliche englische Fleischbällchen, die in Schweinsdarm eingewickelt, im Ofen gebacken und kalt serviert werden.
Nicht lustig aber einigermaßen irreführend ist der englische Begriff salad. Bei dem handelt es sich nämlich nicht, wie man meinen könnte, um Salat, sondern um eine volle Mahlzeit mit Schinken, Eiern, Käse, Thunfisch und Kartoffeln und allem möglichen anderen Pipapo. Wenn Sie einen grünen oder gemischten Salat haben wollen, wie man ihn in Deutschland kennt, dann müssen Sie einen side-salad bestellen. Ein anderer Ausdruck, der hungrige Deutsche auf die völlig falsche Fährte lenken könnte, ist pudding, kurz: pud. Dahinter kann sich ein Nachtisch verbergen. Es sei denn, vor dem Wort steht black , white oder blood . Dann handelt es sich nämlich um Blutwurst, Leberwurst, Grützwurst oder irgendeine andere fragwürdige Speise aus dem dunklen englischen Mittelalter.
In diese Abteilung fällt auch der berühmt-berüchtigte haggis. Laut der schottischen Mythologie ist dieses eine Art schottischer Wolpertinger – ein niedlicher, pelziger Igel mit drei unterschiedlich langen Beinen. Leider bezeichnet der Begriff auch einen Brei aus Schafsleber, Schafsniere, Schafsherz, Hafermehl und Brühe, der in einen umgekrempelten Schafsmagen gestopft wird. So was wie Pfälzer Saumagen – bloß in Schafsvariante. Auch für jellied eel muss man eine gewisse Portion Abgebrühtheit aufbringen. Das ist kleingehackter Aal, der in Gewürzbrühe gekocht und dann gekühlt wird, bis Aal-Wackelpudding draus geworden ist. Und jahaa, der schmeckt genauso, wie er klingt!
Schnell weiter im Programm: Zum afternoon tea reicht der Engländer gerne scone s, köstliche Kuchenbrötchen mit Rosinen, die mit clotted cream – einer sehr fest geschlagenen Sahne aus erhitzter Milch – und Marmelade gegessen werden. Und im Übrigen nicht, wie man meinen könnte, „skoohwn“ ausgesprochen wird, sondern „skonn“. Manche sagen dazu auch singing hinnies – wegen des hübschen Brutzelgeräuschs beim Backen. Auch lecker: Crumpet , ein Gebäckstück, das aussieht wie ein löcheriger Schwamm und nach Pfannkuchen schmeckt. Seien Sie bei der Bestellung vorsichtig – c rumpet kann auch „tolles Weib“ bedeuten. Um die Weihnachtszeit herum isst man traditionell mincemeat pies , das sind nicht, wie man meinen könnte, Törtchen aus Hackfleisch (minced meat), sondern Törtchen mit in Brandy getränkter Frucht-Nuss-Rosinen-Füllung.
Zu den englischen Desserts, die man sich auch gleich direkt an die Hüfte nageln könnte, gehören yummies (auf Deutsch in etwa: Mjam-mjams) wie das englische trifle , in dem sich Schichten aus Vanillepudding, in Sherry getränktem Biskuitkuchen, Früchten, Marmelade und Sahne abwechseln. Ebenso knickerbocker glory, ein XXL-Eisbecher mit verschiedenen Lagen von Sirup, Nüssen, Sahne, Baiser, Früchten und bisweilen auch Alkohol. Oder Eton mess , auf Deutsch: „Eton Durcheinander“ , ein Dessert, das aus Erdbeeren, Baiser und Sahne besteht und nach altem Brauch am Eton College zum jährlichen cricket match serviert wird.
Wer Durst hat, kann diesen mit cider löschen, einer Art vergorenem Apfelsaft, der sich am ehesten mit dem deutschen Äppelwoi
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