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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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an die 47 Bewohner in Pitcairn Island und Sovereign Base Areas Cyprus! 4) Das kochende Wasser in die Teekanne schütten und 3 Minuten ziehen lassen. 5) Einen Schuss kalte Milch in die Teetassen gießen und dann den Tee eingießen. Wobei: Hier scheiden sich die Geister, ob MIF oder TIF , sprich milk in first or tea in first? – „Zuerst Milch rein oder zuerst Tee rein?“ Hmm. 6) Trinken Sie Ihren Tee unter keinen Umständen etwa gar ohne Milch oder mit Zitrone, Rum oder irgendeiner anderen Zugabe als Milch oder Zucker. Und falls Sie irgendwo gefragt werden, ob sie ihren Tee weak oder strong mögen, antworten Sie übrigens bloß nicht „ weak“ – sonst bekommen Sie nämlich eine Tasse mit bräunlich gefärbtem, heißem Wasser. Siehe oben, Stichwort builder’s tea !
    Obwohl es cuppa , also cup of tea heißt, wird Tee auch in England nur noch selten im zarten Porzellantässchen mit passender Untertasse getrunken sondern stattdessen im handfesteren mug – im Becher. Das hat zur Folge, dass Teetrinken nicht mehr nach Tüdeldü und Eaton Place aussieht, sondern nach bodenständiger, volksnaher working class – was glauben Sie, warum der ehemalige Premierminister Tony Blair sich während seiner Regierungszeit am allerliebsten mit einem Becher Tee in der offenen Türe von Downing Street No. 10. ablichten ließ? Eben. Der war ja auch nicht von gestern!
    Eine Wissenschaft für sich ist es in England übrigens auch, welchen Keks man zum Tee isst, und wie man diesen so in den Tee tunkt, dass er genau richtig aufweicht aber nicht zu labberig wird und zerbröselt. Es gibt diverse Physiker, die sich der Erforschung der besten Tee-Tunk-Technik verschrieben haben, Tee-Tunk-Websites mit Foren, in denen die perfekte Beschaffenheit des fraglichen Kekses diskutiert wird oder brennende Probleme wie „Was tun, wenn der Keks größer als die Tasse ist?“ besprochen werden. Nicht ohne triftigen Grund, wie Berichte der britischen Presse zeigen, laut denen sich mehr als die Hälfte aller Briten schon ernsthafte Verletzungen infolge unprofessionellen Keks-Tunkens zugezogen haben: von Verbrennungen bis zu Zahnausfall reichen die Schäden! Engagierte Kekstunker machen sich für die Einführung eines offiziellen national biscuit dunking day , also eines „Nationalen Keks-Tunk-Tages“, stark.
    Alles, was mit Tee nicht geregelt oder gelöst werden kann, kann übrigens englisches Bier lösen. Wobei wir ganz elegant beim nächsten Thema gelandet wären.

Das Schulsystem
    Morgenappell, sehnlichst vermisste Rohrstöcke, Magic Mushrooms im Luftschutz-Bunker und Nacktbaden mit Pimms.

    Wer englische Schulen nur aus sepiafarbenen Spielfilmen kennt, denkt zunächst an dunkle Backsteingemäuer, modrige Holzbänke und steinalte Lehrer mit komischen Hüten. Dabei sind englische Schulen viel moderner: Activeboards, Power-Point-Animationen und ähnliches haben längst schwarze Tafel und Kreide ersetzt. Und neben Gallia est omnis divisa in partes tres und Endlos-Lektionen über deutsche Gräueltaten im zweiten Weltkrieg stehen Twitter, Bloggen und Wikipedia auf dem Lehrplan. Allerdings sind englische Schulen deutlich strenger als deutsche. Das fängt schon damit an, dass man als Schüler seine Lehrer nur mit Miss und Sir (auf Deutsch in etwa: „Herr Lehrer! Frau Lehrerin!“) ansprechen darf und sich morgens – noch bevor das Frühstücksporridge verdaut ist – in Reih und Glied in der Schul-Aula (assembly hall) aufstellen muss , um zu Klaviergeklimper und schlecht lesbaren Overheadprojektor-Texten christliche Lieder zu singen, Gebete zu sprechen und der Ansprache des Schuldirektors (headmaster) zu lauschen. 31
    Außerdem müssen englische Schüler, wie erwähnt, Schuluniformen mit Hemd und Krawatte in den Schulfarben tragen. Zum einen, weil ein gepflegtes und diszipliniertes Äußeres automatisch auch das Benehmen gepflegter und disziplinierter macht, und zum anderen, weil damit Markenwahn und sozialer Ungerechtigkeit Einhalt geboten wird. Hofft man. Vor allem aber, weil sich die Schüler dank der unterschiedlichen Uniformen auf dem Heimweg als Zöglinge anderer Schulen erkennen und verkloppen können.
    Auch von Seiten englischer Lehrer war Verkloppen lange Gang und Gäbe. Ganze zehn Jahre nachdem Pink Floyd auf ihrer LP „The Wall“ Teacher leave them kids alone gesungen hatten, und fast zwanzig Jahre später als in Deutschland, wurde 1987 in Englands staatlichen Schulen das caning, die körperliche Züchtigung mit dem Rohrstock, verboten. In

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