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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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Herzverfettung? Ach, egal. Als Variante zum Bacon kann man, wenn man nach dem Pub-Besuch am vorigen Abend einen fulminanten Kater hat, auch kippers, gesalzene Räucherheringe, essen. Eine andere englische Frühstücksspezialität ist – Sie ahnen es – porridge, Haferschleim. Klingt schrecklich und schmeckt vielerorts noch schrecklicher. Bereitet man porridge allerdings mit Rosinen, frischen Früchten, Nüssen, Honig und Zimt zu, wird daraus eine der allerschönsten Arten, den englischen Tag zu beginnen. Mittlerweile gehen trotzdem immer mehr Engländer zum continental breakfast über, sprich: Brot mit Aufstrich. Brot, muss man wissen, ist in England grundsätzlich Weißbrot. Außer es heißt ausdrücklich brown bread, dann ist es – ha! – Weißbrot, das dunkel gefärbt ist. Aufs weiße oder braune Weißbrot kommt entweder marmelade, Konfitüre aus Zitrusfrüchten, oder jam , so der Sammelbegriff für alle anderen Konfitüren. Ein anderer typisch englischer Brotaufstrich heißt Marmite – das ist eine Mischung aus Hefeextrakt, Gemüse und Salz, die aussieht wie dunkle Schuhcreme und die britische Nation in leidenschaftliche Liebhaber und ebenso leidenschaftliche Hasser spaltet. Als Vetreterin der ersten Gattung, die niemals das Land ohne mindestens ein Glas Marmite im Gepäck verlassen würde, hier ein Tipp: Am köstlichsten schmeckt das Zeug auf heißem Weißbrottoast. In Windeseile (unbedingt bevor der Toast abkühlt – Sie dürfen ruhig im Weg stehende Familienmitglieder oder Haustiere zur Seite stoßen) erst dünn mit Butter bestreichen, dann fast ebenso dünn mit Marmite bestreichen. Dann den Toast in zwei Zentimeter breite Streifen schneiden – und ganz wichtig: die Streifen noch mal vertikal einschlitzen: Aaaaah! Es sei hier ein für alle mal gesagt: Vegemite oder das schwachbrüstige deutsche Vitam R oder – bah! – Bovril nehmen sich im Vergleich zu Marmite aus wie ein Trittroller zu einem Rolls Royce. Das musste einfach mal gesagt sein! 21
    Zu 90 % aus Brot sind übrigens auch die meisten Würste, die man in England bekommt. Das tut der englischen Wurstliebhaberei aber keinen Abbruch. Mit jährlich 182 Millionen Tonnen verspeisten Würstchen liegen die Engländer nur um Wurstzipfelbreite hinter den Deutschen. Regelmäßig findet in England die British Sausage Week statt sowie die Wahl von Britain’s Sausage Queen , und es gibt sogar eine British Sausage Appreciation Society , auf Deutsch: Eine „britische Gesellschaft zur Würdigung von Würstchen“. Tolle Wurst!
    Eine andere prima Sache, die man für zwischendurch mit Brot machen kann, sind sandwichs, auch butties genannt. Engländer belegen diese mit allem, was man sich vorstellen kann. Details erspare ich Ihnen, nur soviel: Wenn Sie erstmal so weit sind, dass Sie Heißhunger auf ein mit Pommes belegtes Sandwich haben, wissen Sie, dass Sie voll und ganz in England angekommen sind. Pommes wiederum werden in England, anders als in Deutschland, nicht nur mit Ketchup oder Mayonnaise gegessen, sondern auch noch in Essig getränkt. Man isst sie üblicherweise im Gehen aus einem Styroporschälchen mit einem viel zu kleinen Holzgäbelchen. Auf Englisch heißen sie chips. Die Dinger in der knisternden Tüte wiederum, Kartoffelchips also, tragen den Namen c risps und sind so etwas wie das englische Nationalgericht, das jederzeit und zu allem gegessen wird – sogar, da haben wir’s wieder, auf Sandwich! Kartoffelchips schmecken in England nach allem außer nach Kartoffeln: Zwiebeln, Essig, Käse, Speck, Scampi, Tomate, Paprika, Chili, Fisch, Brathähnchen, Ente, Steak, Pizza, Worcester Soße, Zitrone, Saure Sahne, Schokolade, Barbecue, Nessel. Zeitweise gab es sogar crisps mit hedgehog-flavour , also „Igel-Geschmack“. Ja, das stachelige Tier, Sie haben sich nicht verlesen. Genug gesagt.
    Auch gut für den schnellen Hunger sind pot noodles , eine glutamathaltige Instant-Nudelsuppe, der man nur kochendes Wasser zufügen muss. Pot noodles gibt es in vielen Geschmäckern, sie sind besonders bei Studenten und männlichen Singles beliebt und hinterlassen nach dem Verzehr einen Nachgeschmack von Scham und Reue. Selbiges gilt auch für die in pubs servierten pork scratchings, „Schweinegeschabtes“ – ein Snack, der aussieht wie Schorfstücke, die von einem Schwein abgefallen sind. Mitunter inklusive der Haare. Was gar nicht weiter auffällt, wenn man ordentlich chutney drauf klatscht, eine süß-sauer-scharf-pikante Soße aus Obst oder Gemüse. Oder

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