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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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ehemalige Premierministerin Margret Thatcher es in den Achtzigern zu einer ihrer Hauptaufgaben gemacht hat, so vielen Mietern wie möglich den Kauf ihres Heims zu ermöglichen – sodass in der Folge selbst junge Leute ohne großes Einkommen sich ein eigenes Haus leisten konnten. Das erste Haus ist in England aber selten das letzte Haus, denn Engländer wohnen sich im Lauf ihres Lebens quasi nach oben. Housing Ladder , also etwa „Wohnleiter“, heißt das in Deutschland unbekannte Prinzip, bei dem man ganz unten, also zum Beispiel mit einem one-up-one-down -Haus (ein-Zimmer-oben-ein-Zimmer-unten Haus) anfängt, um sich dann Sprosse für Sprosse hochzuarbeiten: zum two-up-two-down -Haus, zum three-up-three-down -Haus, und am Ende mit na ja, etwas Glück, zum Buckingham Palace eben.
    Wahrhaft königlich sind auch die englischen Mietpreise. Eine winzige Vorstadtwohnung im Sozialbau (council house) zwischen ratternder Bahnlinie und nicht weniger lärmender Autobahn, in der die Nachbarn Drogen produzieren und fünf Kampfhunde haben, bekommt man oft nur zu einem Preis, den man für eine 5-Zimmer-Wohnung im edlen Frankfurter Westend hinlegen würde. Eine Wohnung in Nähe Hydepark mit Indoor-Swimmingpool kann dann schon mal locker £40,000 (etwa 48 000 Euro) monatlich kosten. Kein schlechtes Angebot, wenn man überlegt, was man da alleine an Kosten für die tube spart!

Essen und Trinken
    Bläschen und Gequieke, Kröten im Loch, Tunten in Soße, fettige Löffel und der nationale Keks-Tunk-Tag.

    Die englische Küche hat einen zweifelhaften Ruf. Na gut, warum um den lauwarmen Brei reden: Sie hat den Ruf, das schlechteste Essen der Welt zu fabrizieren. Das liegt zum einen vielleicht daran, dass Engländer nie viel Gedöns um Lebensmittel gemacht haben und seit jeher allem, was irgendwie aufwändig zusammengemischt oder -gerührt wird, mit großer Skepsis gegenüber stehen. Schon die alten Normannen, die den Engländern den berüchtigten porridge , eine Art geschmacksneutralen Haferschleim, eingebrockt haben, galten, um die Sache sehr vorsichtig auszudrücken, nicht gerade als Helden an der kulinarischen Front. Die puritanischen Regenten des 17. Jahrhunderts lehnten ausgefallene Geschmäcker, kapriziöse Saucen oder sonstige Raffinessen sowieso als ausländischen und zudem katholischen Chichi ab. Obwohl die viktorianische upper class im späten 19. Jahrhundert dann überraschenderweise überaus fürstlich und sehr französisch zu spachteln pflegte – ihr wird der wunderbare Schlachtruf Eat, drink and be merry ( „Esst, trinkt und seid fröhlich!“) zugeschrieben –, mussten ihre normal sterblichen Zeitgenossen weiterhin ihre langweilige Suppe auslöffeln. Zwei Weltkriege und die dramatischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen trugen schließlich dazu bei, Englands Renommee als kulinarisches Notstandsgebiet ein für alle mal zu festigen. 18 Die Insel hatte nämlich, das ist vielen deutschen Wirtschaftswunderkindern, -enkeln und -urenkeln womöglich gar nicht klar, noch bis in die frühen 60er Jahre hinein an den Folgen des Zweiten Weltkriegs zu knabbern. Oder eben nicht zu knabbern. Selbst absolute Grundnahrungsmittel wie Fleisch, Zucker, Butter und Eier waren noch bis 1954 19 strengstens rationiert, folglich mussten die Engländer buchstäblich alles, was ihnen unter die Finger kam, zu Essbarem verarbeiten. Hauptsache, es machte satt. Viele traditionelle englische Gerichte sind ursprünglich Arme-Leute-Essen: fette Brühen, deftige Suppen und bleischwere Pasteten aus billigen, leicht erhältlichen Zutaten. Bis in die späten Siebziger bestand ein typisch englisches Menü aus einem würzarmen Braten und zwei Sorten zerkochtem Gemüse. Peu à peu hielten aber dank zunehmender Immigration aus der ehemaligen indischen Kolonie in englischen Haushalten Currys, Chutneys und auch die berühmte Mulligatawny Soup Einzug, und gelten heute fast schon als typisch englische Nationalgerichte. In den Achtzigern begannen die Engländer, Pauschalreisen in südeuropäische Länder zu machen. Dabei stellten sie fest, dass man von so ausländischem Zeug wie Knoblauch, Thymian und Rosmarin nicht sofort tot umfällt. In den Neunzigern schließlich traten Starköche wie Gordon Ramsay, Jamie Oliver und Nigella Lawsen auf den Plan . 2001 gab die englische Reinigungsfirma Johnson’s eine Top-10-Kleiderflecken-Liste heraus: Eindeutig bekleckerten sich die Engländer nicht mehr nur mit Tee und Ketchup, sondern vornehmlich mit

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