Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quellcode

Quellcode

Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Jahre vor dem 11. September in den Ruhestand gegangen. Nach dem Terrorangriff ist er ein bisschen durchgedreht, um es etwas überspitzt auszudrücken. Hat vor Wut geschäumt. Keine gute Idee, ihn darauf anzusprechen. Wie es scheint, hat er unglaublich viele gute Verbindungen. Freunde auf der ganzen Welt. Und alle davon genauso sauer, wenn man ihn fragt. Lauter alte Geheimdienstleute. Die meisten in Pension oder kurz davor, oder sie wurden rauskomplimentiert, weil sie nicht linientreu genug waren.«
    »Meinst du damit, dass es mehr von seiner Sorte gibt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich finde es am einfachsten, wenn ich mir vorstelle, dass er ein wenig durchgeknallt ist. Ich vermute, diese anderen Typen denken das auch, aber es hindert sie nicht daran, ihm Unterstützung und Geld zukommen zu lassen. Es ist unglaublich, was man mit einem bisschen Geld anfangen kann, wenn man freie Hand hat. Er ist wahrscheinlich der schlauste Mensch, den ich je kennen gelernt habe, aber er hat seine Obsessionen, seine Themen, bei denen er merkwürdig ist. Eins davon, ein ganz großes, ist, dass es Leute gibt, die vom Krieg im Irak profitieren. Er geht den Dingen nach, wenn er erfährt, was bestimmte Leute getan haben. Durch seine vielen Verbindungen hört er Verschiedenes und zählt eins und eins zusammen.«
    »Warum tut er das?«
    »Damit er ihnen eins auswischen kann, ganz banal. Eine reinwürgen, so gut er kann. Das liebt er. Dafür lebt er.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Das weiß ich selbst nicht. Er sagt, es sei besser so. Er meint auch, dass es bisher niemand war, von dem ich im Normalfall schon einmal gehört habe.«
    »Zu mir hat er etwas über Geldwäsche gesagt, über riesige Bargeldlieferungen an den Irak.«
    »Allerdings«, sagte Garreth und sah auf seine Armbanduhr. Er drehte den Zündschlüssel um und ließ den Wagen an. »Mit dieser Sache haben wir die Typen halb wahnsinnig gemacht. Er spielt Katz und Maus mit ihnen.« Er lächelte. »Lässt sie glauben, sie wären die Katze.«
    »Wie es scheint, macht dir das Ganze auch Spaß.«
    »Tut es. Und wie. Ich habe ziemlich breit gefächerte und ungewöhnliche Fähigkeiten, von denen ich normalerweise nicht mal die Hälfte anwenden kann. Ziemlich bald werde ich für das meiste davon zu alt sein. Ehrlich gesagt, bin ich es wahrscheinlich schon. Das ist der Hauptgrund, warum wir unseren Mann Tito da hinten sitzen haben. Wendig wie eine Schlange, unser Tito.« Er bog rechts ab, dann wieder links, und sie standen vor einer Ampel, um nach links auf eine Straße mit mehr Verkehr, mehr Ampeln einzubiegen. Er streckte den Arm nach hinten und schlug mit der flachen Hand an die Rückseite seiner Lehne. »Tito! Halt dich bereit!«
    »Ja?« fragte Tito und holte die Ohrstöpsel heraus.
    »Das Hotel ist in Sicht. Wir sind gleich da. Steig über die Lady weg auf der anderen Seite aus. Er wartet in seinem Wagen auf dich, direkt hinter dem Hotel.«
    »Okay«, sagte Tito, als der Lieferwagen langsamer wurde und verstaute die weißen Kopfhörer wieder in der Kapuze seines Sweatshirts.
    In diesem Augenblick wirkte er auf Hollis wie ein sehr ernsthafter Fünfzehnjähriger.

74. VORSCHRIFTSGEMÄSS
    Milgrim war am Überlegen, ob er Brown ein Rize anbieten sollte, da sah er den IF den Gehweg entlanglaufen. Sie fuhren gerade wieder in östlicher Richtung am Princeton Hotel vorbei. Milgrim vermutete, dass sie auf dem Weg zu einer weiteren WLAN-Session waren, mit freundlicher Unterstützung von CyndiNet.
    Die Häuser hier standen ganz dicht an den Eisenbahngleisen. Wahrscheinlich konnte man aus den hinteren Fenstern direkt auf die flutlichtbeleuchteten Containerstapel blicken. Von einigen vielleicht sogar auf diesen türkisblauen Container, der Brown so offensichtlich stresste.
    Er wusste, dass er Brown nicht wirklich vorschlagen würde, es mit einem Rize zu versuchen, war aber davon überzeugt, dass es ihm momentan gut tun würde. Brown murmelte immer wieder etwas vor sich hin, und wenn er das nicht tat, konnte Milgrim zumindest die Muskel in seinem Kiefer arbeiten sehen. Ein paar Mal, eher selten zwar, hatte Milgrim schon Außenstehenden Tranquilizer verpasst, Leuten, die nicht daran gewöhnt waren. Aber nur, wenn er das Gefühl hatte, dass sie es ganz dringend nötig hatten, und er selbst über ausreichende Vorräte verfügte. Er erklärte dann immer, dass er ein Rezept hatte (er hatte oft mehrere) und dass diese Medikamente vollkommen unbedenklich waren, wenn man sie vorschriftsgemäß einnahm. Er

Weitere Kostenlose Bücher