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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Ort brauchen wir noch etwas Zeit.« Er sah auf die Uhr. »Wir fahren hier um zehn Uhr ab. Ich muss noch ein paar letzte Vorbereitungen treffen, und dann mache ich ein bisschen Yoga.«
    Hollis betrachtete ihn. Nie in ihrem ganzen Leben hatte sie weniger Ahnung gehabt, wohin es als Nächstes gehen würde, weder auf kurze noch auf lange Sicht. Sie hoffte, dass die Kurz-zeitperspektive noch eine Langzeitperspektive erlauben würde, aber irgendwie war alles so merkwürdig, seit sie diesen Raum betreten hatte, dass sie gar keine Gelegenheit gehabt hatte, Angst zu bekommen.
    »Sag ihm, ich bin dabei«, erwiderte sie. »Sag ihm, ich akzeptiere seine Bedingungen. Ich komme mit dir mit.«

72. EREIGNISHORIZONT
    »Diese Uniformjacke, in die wir dich in New York für den Hubschrauber gesteckt haben …«, sagte der Alte und begutachtete dabei Tito von allen Seiten. Tito hatte gerade einen schwarzen Kapuzenpulli übergezogen, den Garreth ihm gegeben hatte.
    »Habe ich«, sagte Tito.
    »Zieh sie über das Sweatshirt. Hier ist dein Helm.« Er reichte
    Tito einen gelben Bauarbeiterhelm. Tito probierte ihn an, verstellte das weiße Plastikband und setzte ihn wieder auf. »Auf dem Weg nach draußen lässt du Helm und Jacke natürlich irgendwo verschwinden. Und gib mir jetzt den Führerschein aus New Jersey. Weißt du deinen Namen noch?«
    »Ramon Alcin«, antwortete Tito, nahm die Plastikkarte aus der Brieftasche und händigte sie dem Alten aus.
    Der Alte gab ihm eine durchsichtige Plastiktüte mit einem Handy, zwei Plastikkarten und einem Paar Latexhandschuhen darin. »Keine Fingerabdrücke auf dem Container oder den Magneten natürlich. Du bist immer noch Ramon Alcin. Mit einem Führerschein und einem Ausweis aus Alberta. Das sind keine ernst zu nehmenden Dokumente. Einer genaueren Überprüfung würden beide nicht standhalten. Im Handy sind zwei Nummern von uns als Kurzwahl einprogrammiert.«
    Tito nickte.
    »Der Mann, mit dem du dich am Princeton triffst, hat ein Namensschild zum Umhängen für Ramon Alcin dabei, mit deinem Foto darauf. Auch das würde einer Überprüfung nicht standhalten, aber es ist wichtig, dass du mit so einem Ding um den Hals gesehen wirst.«
    »Was ist ›Alberta‹?«
    »Eine Provinz. Ein Bundesstaat. Von Kanada. Der Mann, den du am Princeton Hotel triffst, wird an der Powell parken. Westlich des Hotels, in einem großen, schwarzen Pick-up mit geschlossener Ladefläche. Er ist sehr groß, sehr kräftig gebaut, mit einem dunklen Vollbart. Er wird dich auf der Ladefläche verstecken und in das Containerterminal fahren. Er arbeitet dort. Solltest du auf dem Pick-up entdeckt werden, wird er behaupten, dich nicht zu kennen, und du wirst behaupten, ihn nicht zu kennen. Wir hoffen natürlich sehr, dass das nicht passiert. Wir sehen uns jetzt noch einmal die Karten an. Wo er den Wagen parken wird. Wo der Containerstapel ist. Wenn du ergriffen wirst, nachdem du die Magneten angebracht hast, lass als erstes das Telefon verschwinden, dann die Karten und das Namensschild. Gib dich ein bisschen verwirrt. Sprich wenig Englisch. Sollte das passieren, ist es zwar unangenehm für dich, aber sie werden nicht herausfinden können, was du gerade getan hast. Behaupte, du wolltest Arbeit suchen. Man wird dich für das unbefugte Betreten des Geländes festnehmen und dann wegen Verstößen gegen das Ausländerrecht einsperren. Wir werden für dich tun, was wir können. Deine Familie natürlich auch.« Er reichte Tito einen zweiten Beutel mit einem Packen abgegriffener Geldscheine. »Für den Fall, dass du heute Nacht rauskommst, uns aus irgendeinem Grund aber nicht kontaktieren kannst. Bleib in diesem Fall außer Sichtweite und setz dich mit deiner Familie in Verbindung. Du weißt ja, wie.«
    Tito nickte. Der Alte war mit dem Protokoll vertraut. »Entschuldigen Sie«, sagte Tito auf Russisch. »Aber ich muss Sie nach meinem Vater fragen. Nach seinem Tod. Ich weiß praktisch nichts, außer dass er erschossen wurde. Ich denke, dass er vielleicht für Sie gearbeitet hat.«
    Der Alte runzelte die Stirn. »Dein Vater wurde erschossen«, sagte er auf Spanisch. »Der Mann, der ihn erschossen hat, einer von Castros DGI-Agenten, hatte paranoide Wahnvorstellungen. Er war überzeugt, dein Vater sei direkt Castro unterstellt. In Wirklichkeit war er mir unterstellt, aber das hatte nichts mit den grundlosen Verdächtigungen seines Mörders zu tun.« Er sah Tito in die Augen. »Wenn mir die Freundschaft deines Vaters nicht so viel bedeutet

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