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Quellcode

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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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an die Idee gewöhnt hat, dass Sie für weitere persönliche Treffen zur Verfügung stehen, hören Sie vielleicht wieder von ihm.«
    »Was haben iPods damit zu tun?«
    Bigend hob eine Braue.
    »Rausch hat mir gesagt, ich solle nach iPods Ausschau halten, die als Datenspeicher genutzt werden. Tun die Leute das noch immer?«
    »Chombo lädt regelmäßig Daten auf einen iPod und schickt ihn dann aus den Vereinigten Staaten weg.«
    »Was sind das für Daten?«
    »Musik, nach außen hin. Wir konnten es noch nicht herausfinden.«
    »Wissen Sie, wohin er die iPods schickt?«
    »Bisher nach San Jose in Costa Rica. Wir haben keine Ahnung, wohin sie von dort aus vielleicht noch geschickt werden.«
    »Wer nimmt sie entgegen?«
    »Jemand, der vor allem die Aufgabe hat, ein teures Postfach zu unterhalten. Es gibt offensichtlich eine ganze Menge davon in San Jose. Wir arbeiten daran. Waren Sie schon mal dort?«
    »Nein.«
    »Es gibt eine ziemlich große Gemeinde pensionierter CIA-Leute dort. Auch DEA-Leute. Wir haben jetzt jemanden dort, der unauffällig einen Blick auf das Ganze werfen soll, obwohl bisher nicht viel dabei herausgekommen ist.«
    »Warum sind Sie so am Inhalt von Chombos Container interessiert?«
    Bigend nahm aus seiner Jackettasche ein hellblaues Mikrofasertuch, zog einen Stuhl auf Rollen unter dem Tisch heraus und staubte ihn gründlich ab. »Wollen Sie sich setzen?«
    »Nein danke. Beantworten Sie meine Frage!«
    Bigend setzte sich selbst. Er sah zu ihr hoch. »Ich habe gelernt, ungewöhnliche Phänomene zu schätzen. Sehr sonderbare Dinge, die Leute tun, oft heimlich, interessieren mich auf gewis-se Weise. Ich gebe oft eine Menge Geld aus, um diese Dinge zu verstehen. Und daraus entstehen manchmal die erfolgreichsten Projekte von Blue Ant. Trope Slope zum Beispiel, unsere virale Pitchman-Plattform, basiert auf anonymem Filmmaterial, das ins Netz gestellt wurde.«
    »Sie haben das gemacht? Dieses Ding in den Hintergrund all dieser alten Filme geschnitten? Das ist ja ekelhaft. Verzeihen Sie den Ausdruck.«
    »Immerhin verkauft es Schuhe.« Bigend lächelte.
    »Und was erwarten Sie sich davon, wenn Sie herausbekommen, was in Chombos Container ist?«
    »Keine Ahnung. Nicht den leisesten Schimmer. Und genau das macht es so interessant.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Intelligenz, Hollis, ist Werbung auf den Kopf gestellt.«
    »Und das bedeutet …?«
    »Geheimnisse«, erwiderte Bigend und deutete in Richtung Bildschirm, »Geheimnisse sind cool.« Auf dem Bildschirm erschienen sie beide, wie sie neben dem Tisch standen, aufgenommen von einer Kamera über ihnen, als Bigend sich noch nicht gesetzt hatte. Der Bigend auf dem Bildschirm nahm ein blassblaues Tuch aus seiner Tasche, zog einen Stuhl unter dem Tisch heraus und staubte Arm- und Rückenlehnen und die Sitzfläche ab. Der Bigend neben Hollis sagte: »Hinter allem, was cool ist, steckt ein Geheimnis.«

21. SALZ AUS SOFIA
    Tito überquerte die Amsterdam Avenue, ging an den dürren, schneebestäubten Stängeln eines armseligen Parks vorbei und rasch die 111th Street entlang in Richtung Broadway.
    Es hatte aufgehört zu schneien.
    Er erkannte seine Cousine Vianca in der Ferne, bei der Banco Popular. Sie war gekleidet wie ein Teenager. Wer ihn wohl noch begleitete auf seiner Fahrt zurück nach Chinatown?
    Als er den Mittelstreifen des Broadways erreicht hatte, war Vianca nicht mehr zu sehen. Die Hände in den Taschen ging er auf dem westlichen Gehweg in südlicher Richtung weiter bis zum Übergang über die 110th Street. Als er an einem Rahmengeschäft vorbeiging, erhaschte er einen Blick auf sie in einem Spiegel, wie sie quer über die Straße ging, ein paar Meter links hinter ihm.
    Beim Hinabgehen in den gefliesten Graben der Subwaystation, mit ihrem dünnen Dach aus Eisen und Asphalt, sah er seinen Atem in der Luft.
    Als sollte es ein Zeichen sein, fuhr die Linie 1 Local in dem Moment ein, in dem Tito den Bahnsteig erreichte. Er würde zur Canal zurückfahren, dann nach Osten gehen. Er stieg in den Zug und wusste, dass Vianca und mindestens zwei andere dasselbe taten. Das Protokoll für die Entdeckung und Identifizierung von Verfolgern erforderte mindestens drei Personen. Als sie aus der Station 66th Street fuhren, kam Carlito aus dem Waggon hinter Titos Waggon, der beinahe leer war. Vianca saß am vorderen Ende, scheinbar vertieft in ein Spiel auf ihrem Handy.
    Carlito trug einen dunkelgrauen Übermantel, einen Schal in hellerem Grau, schwarze Lederhandschuhe,

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