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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Beschränkungen. Ganz zu schweigen davon, dass wir keine Ahnung haben, wer außer uns diesen Suchbegriffen auf der Spur ist. Sie allerdings, mit Ihren Möglichkeiten, näher an Bobby Chombo heranzukommen …« Bigend stand auf, streckte sich und rückte sein Jackett zurecht. Dann beugte er sich nach vorn, um ihr seine Hand zu reichen. Sie nahm sie und ließ sich von ihm aufhelfen. »Sie sind Stückgut, Hollis.« Sein Lächeln blitzte auf. »Verstehen Sie?«
    »Ich hab es Ihnen ja schon ein paar Mal gesagt. Er war überhaupt nicht damit einverstanden, dass Alejandro mich mitgebracht hat. Es war für ihn ganz klar gegen die Vereinbarung. Sie dürfen gern denken, dass er die Stadt verlassen hat, weil sein Schiff an Land geht. Ich weiß jedoch, wie unangenehm es ihm war, dass ich aufgetaucht bin.«
    »Der erste Eindruck«, meinte Bigend, »kann sich ändern. «
    »Hoffentlich erwarten Sie nicht, dass ich noch mal bei ihm aufkreuze?«
    »Überlassen Sie das alles mir. Zuerst muss ich sehen, wohin er fährt. Arbeiten Sie in der Zwischenzeit mit Philip! Sehen Sie, was Odile und ihre Freunde Ihnen zu zeigen haben. Es ist kein Zufall, dass in der Person von Bobby Chombo zwei so offensichtlich unterschiedliche Sphären aufeinander treffen. Auf jeden Fall freue ich mich sehr, dass Sie und ich zusammenarbeiten werden.«
    »Danke Ihnen«, sagte Hollis ganz automatisch, ehe ihr klar wurde, dass das auch wirklich alles war, was sie sagen konnte. Dann sagte sie »Gute Nacht«, ehe eine peinliche Pause entstehen konnte. Und ließ ihn stehen, neben den Ficusbäumen in ihren riesigen Blumentöpfen.

46. VIP
    »Du hast keine Papiere dabei?«, sagte der Alte auf Englisch und schaltete die kleine Kamera aus, auf der er sich eine Videose-quenz wieder und wieder angesehen hatte.
    »Nein«, sagte Tito. Über ihm waren zwei billige batteriebetriebene Deckenleuchten angebracht, von denen sie auf ihrer unbequemen Bank nur schwach angeleuchtet wurden. Tito hatte mitgezählt, wie oft der Lieferwagen abgebogen war, um die Richtung verfolgen zu können. Er vermutete, dass sie jetzt nordwestlich des Union Square waren und nach Westen fuhren, war sich aber nicht mehr sicher.
    Der Alte nahm einen Umschlag aus seiner Jackentasche und gab ihn Tito. Tito riss ihn auf und nahm einen in New Jersey ausgestellten Führerschein mit seinem Bild heraus. Ramon Alcin. Er sah sich das Foto genauer an. Der Mann darauf schien er zu sein, obwohl er niemals dafür posiert und auch niemals das Hemd von Ramon Alcin getragen hatte. Er musterte die Unterschrift. Er würde sie so üben, dass sie auf dem Kopf stand, wie Alejandro es ihm beigebracht hatte. Der Gedanke, eine Identität zu besitzen, deren Unterschrift er noch nicht beherrschte, behagte ihm nicht. Aber er konnte ja nicht einmal Auto fahren.
    Der Alte nahm den Umschlag an sich und steckte ihn wieder in seine Tasche. Tito nahm seine Brieftasche aus seiner Jacke und steckte den Führerschein hinter das Klarsichtfenster. Dabei fiel ihm auf, dass irgendjemand die laminierte Oberfläche des Führerscheins sorgfältig zerkratzt hatte, indem er ihn wiederholt in eine Brieftasche gesteckt und wieder herausgezogen hatte. Er musste an Alejandro denken.
    »Was hast du sonst noch?«, fragte der Alte.
    »Eine der Waffen des Bulgaren«, sagte Tito. Er hatte vergessen, dass es Leute gab, die sie vielleicht gar nicht kannten.
    »Lechkov. Gib sie mir.«
    Tito zog die Waffe hervor, in ihrem Taschentuch. Feiner weißer Salzstaub rieselte auf seine schwarzen Jeans, als er sie dem Alten übergab.
    »Damit ist geschossen worden.«
    »Ich habe sie im Hotelrestaurant benutzt«, sagte Tito. »Als sie mich beinahe erwischt hätten. Einer der Männer, die hinter mir her waren, war ein Läufer.«
    »Salz?« Der Alte schnüffelte vornehm daran.
    »Meersalz. Sehr fein.«
    »Lechkov machte gern Andeutungen, dass er den Schirm präpariert hat, mit dem Georgi Markow ermordet wurde. Hat er aber nicht. Wie diese Waffe hier scheinen alle seine Produkte einer früheren Zeit anzugehören. Wahrscheinlich hat er als Fahrradmechaniker in irgendeinem Kaff angefangen.« Er schob Taschentuch und Waffe in seinen Mantel. »Du musstest sie benutzen, oder?«
    Mochte dieser Mann auch noch so vertraut sein mit der Geschichte seiner Familie, von den Orishas wusste er nichts, dachte Tito. Zu erklären, dass es Eleguas Entscheidung war, die Waffe des Bulgaren zu benutzen, hatte wenig Sinn. »Nicht in sein Gesicht«, sagte er. »Tiefer. Die Wolke hat ihm in den

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