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Material durchgehen, sind sie dann fähig festzustellen, was genau es ist, nach dem hier so erfolglos gesucht wird?«
»Die Auswertung wird von jemandem gemacht, der keine Ahnung von der ganzen Sache hat. Für ihn ist es einfach nur Information, und er analysiert andauernd geheime Daten.«
»Jemand von der Regierung?«
»Telco«, sagte Brown. »Das sind die, die für die Entschlüsselung zuständig sind. Sie schauen nie auf das Produkt. Und unser Analyst hat jeden Grund, so wenig wie nur möglich darauf zu achten, worum es sich hierbei tatsächlich dreht. Dafür habe ich gesorgt.«
»Gut. So hatte ich mir das vorgestellt.«
Besteck klapperte laut auf einem Teller, so nahe scheinbar, dass Milgrim erneut zusammenzuckte. »Also«, sagte der andere Mann, »sind wir jetzt in der Lage, die Sache unter Dach und Fach zu bringen?«
»Ich denke ja.«
»Dann läuft die Fracht also endlich in den Hafen. Nach all der Zeit.«
»Aber nicht in Conus«, sagte Brown.
Conus? Milgrim zwinkerte mit den Augen, da er für einen Moment fürchtete, es handle sich bei der ganzen Unterhaltung um eine akustische Halluzination.
»Nein«, bestätigte der andere, »noch nicht auf amerikanischem Boden.«
CONUS, dachte Milgrim, in fetten Großbuchstaben. Continental United States.
»Und wie groß ist derzeit die Gefahr, dass er für eine Inspektion geöffnet wird?«, fragte der Mann.
»Das ist extrem unwahrscheinlich«, sagte Brown. »Etwas wahrscheinlicher ist eine Durchleuchtung mit Gammastrahlen, aber der Inhalt und die Verpackung sehen unverdächtig aus. Wir haben ihn selbst durchleuchten lassen, in einem der letzten Anlaufhäfen.«
»Ja«, sagte der andere. »Ich habe die Aufnahmen gesehen.«
»Sie sind also der gleichen Meinung?«, fragte Brown.
»Ja«, sagte der andere. »Welche Schritte werden während Ihrer Abwesenheit in New York unternommen?«
Brown zögerte mit der Antwort einen Moment. »Ich habe ein Team ins Zimmer des IF geschickt, damit sie Fingerabdrücke nehmen und das Abhörgerät sichern. Sie haben die Tür offen vorgefunden und alles unter einem Anstrich frischer Latexfarbe. Sogar die Glühbirne. Keine Fingerabdrücke. Und natürlich waren auch keine auf dem iPod. Das Gerät war da, wo ich es hinterlassen habe, unten an einem Kleiderständer, aber den haben sie nach draußen befördert.«
»Sie haben das Ding nicht gefunden?«
»Wenn sie es gefunden haben, wollten sie vielleicht vermeiden, irgendetwas zu tun, was darauf hindeutet.«
»Ist für Sie denn inzwischen klarer geworden, wer diese Leute sind?«
»Sie sind eine der kleinsten Familien innerhalb des organisierten Verbrechens in den USA. Vielleicht ganz wörtlich eine Familie. Illegal Facilitators, hauptsächlich mit Schmuggel beschäftigt. Aber ein Luxus-Unternehmen, sehr kostspielig. Mara Salvatrucha wirkt wie UPS dagegen. Sie sind chinesischstämmige Kubaner und wahrscheinlich allesamt Illegale.«
»Können die Leute vom Immigration und Customs Enforcement sie nicht dazu bringen, für uns zu arbeiten?«
»Erst muss man sie finden. Auf der Suche nach dem Objekt haben wir den Jungen gefunden und sind ihm nach Hause gefolgt. Wie immer mit Hilfe dessen, was Sie uns über das Objekt erzählt haben. Die anderen sind alle wie Gespenster.« Milgrim kannte Brown nun gut genug, um einen Anflug von Durchgeknalltheit in seiner Stimme auszumachen. Er fragte sich, ob es dem anderen Mann auch auffiel.
»Gespenster?« Die Stimme des anderen klang völlig neutral.
»Das Problem ist«, meinte Brown, »dass sie alle geschult wurden. Professionell geschult. Es gibt da einen Geheimdienst-Hintergrund, in Kuba. Ich könnte ein so professionelles Team gut brauchen, und habe es bis jetzt nicht, oder?«
»Nein«, sagte der andere, »aber wie Sie selbst einmal gesagt haben: Diese Leute sind nicht unser Problem. Er ist unser Problem. Aber falls er wissen sollte, was wir tun, wissen wir jetzt wenigstens, dass er nicht weiß, wann oder wo. Vielleicht können wir ja später einmal Ihren Helfern beibringen, ebenso professionell zu arbeiten. Wenn es nichts mit uns zu tun hat, natürlich. Und wir müssen herausfinden, wer unser Mann ist, und dementsprechend handeln.«
Porzellan klapperte auf einem Tisch, als offensichtlich jemand aufstand. Milgrim ließ das Geländer los und war mit zwei langen, quälend langsamen Schritten wieder in seinem Zimmer. Er schloss die Tür mit der größtmöglichen Behutsamkeit, zog seinen Mantel aus, legte ihn säuberlich über den Stuhl, zog die
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