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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Brown?
    Er ging die Treppe hinauf und holte den Plastikmüllsack aus dem Badezimmer, zusammen mit seinem Rasierer, Zahnbürste und Zahnpaste. Im Jungenschlafzimmer steckte er seine Unterhose zu den restlichen Dingen in den Sack. Nackt unter dem großen Bademantel nahm er sein Buch aus dem Paul-Stuart-Mantel, der ordentlich über der ledernen Stuhllehne hing. Er hatte sich den Mantel vom Kleiderständer in einem Deli genommen, kurz bevor Brown ihn gefunden hatte. Er war schon damals nicht neu gewesen, wahrscheinlich eine Saison alt, und jetzt hatte er eine Reinigung bitter nötig. Er legte das Buch auf den blauen Schreibtisch, nahm den Mantel und hängte ihn in den Schrank auf den Bügel direkt neben dem blauen Jungenblazer. »Ich bringe dir einen Freund«, flüsterte er. »Du brauchst dich jetzt nicht mehr zu fürchten.«
    Er schloss die Schranktür und nahm gerade sein Buch zur Hand, als Brown die Zimmertür öffnete. Er musterte Milgrims Haarschnitt. Dann gab er ihm eine feste Papiertüte von McDonald's mit durchscheinenden Fettflecken, schnappte sich die Mülltüte, verknotete sie oben und ging damit hinaus.
    Von dem Egg McMuffin tropfte Fett auf den Bademantel, aber Milgrim fand, dass das nicht sein Problem war.
    Ungefähr eine gute Stunde später kam der Hausmeister herein, mit zwei Einkaufstüten aus Papier und einer schwarzen Vinylkleiderhülle mit Bügel, alles versehen mit der Aufschrift JOS. A. BANK.
    »Das ging aber schnell«, sagte Milgrim.
    »McLean«, sagte der Hausmeister, als ob das eine Erklärung wäre. Er legte die zwei Tüten auf dem Bett ab und wollte mit der Kleiderhülle gerade zur Schranktür, als Milgrim sie ihm abnahm.
    »Danke«, sagte Milgrim.
    Der Mann drehte sich um und ging hinaus.
    Milgrim öffnete die Kleiderhülle und fand darin ein schwarzes Dreiknopf-Jackett aus einem Wolle-Polyester-Gemisch. Er legte es aufs Bett, auf die Hülle, und packte eine der Tüten aus. Zwei marineblaue Baumwollunterhosen, zwei Paar mitteldicke graue Socken, ein weißes Unterhemd ohne Ärmel, zwei blaue Oxford-Hemden mit Button-Down-Kragen und eine dunkelgraue Wollhose ohne Gürtelschlaufen oder auch nur einen Knopf am Bund. Brown hatte ihm am ersten Tag den Gürtel abgenommen. In der anderen Tüte war ein Schuhkarton und darin ein ziemlich bescheidenes Paar Leder-Oxfords mit Gummisohlen, die üblichen Bürotreter. Außerdem enthielt die Tüte eine schwarze Lederbrieftasche und eine einfache, schwarze Allzwecktasche aus Nylon.
    Milgrim zog sich an. Die Schuhe, die seiner Meinung nach billig aussahen, halfen ihm. Sie schwächten das Gefühl ab, dass er zurück ins Internat musste oder beim FBI anfangen sollte.
    Brown kam herein, mit einer blau-schwarz-gestreiften Krawatte in der Hand. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und ein weißes Hemd. Milgrim hatte ihn noch nie im Anzug gesehen und nahm an, dass er die Krawatte gerade erst selbst abgenommen hatte. »Zieh das an. Wir machen ein Foto von dir.« Er sah zu, wie Milgrim sich die Krawatte umband. In seinen Augen waren Krawatten wahrscheinlich so etwas wie Gürtel.
    »Ich brauche einen Mantel«, sagte Milgrim und zog das neue Jackett an.
    »Du hast einen.«
    »Du hast gesagt, ich soll alles in die Tüte stecken.«
    Brown runzelte die Stirn. »Da wo wir hinfahren, brauchst du einen Regenmantel. Runter. Wir machen jetzt das Foto.«
    Milgrim ging die Treppe hinab, Brown hinter ihm.

53. KEIN GEFALLEN
    Inchmales Handy war ausgeschaltet. Sie rief im W Hotel in New York an, wo man ihr sagte, er habe bereits wieder ausgecheckt. War er schon auf dem Weg nach L.A.? Wahrscheinlich. Der Gedanke, ihn zu verpassen, war ihr unerträglich, obwohl sie annahm, dass er sich eine Weile dort aufhalten würde, wenn er ein Album produzierte. Vancouver war nicht so weit weg und sie würde wahrscheinlich nicht lange dort bleiben müssen. Odile rief aus dem Standard an, um nach dem Namen des Hotels in Vancouver zu fragen, den sie ihrer Mutter in Paris geben wollte. Hollis wusste ihn nicht und rief deswegen Pamela Mainwaring an.
    »Wo werden wir wohnen?«
    »In der Wohnung. Ich kenne sie nur von Bildern. Eine Menge Glas. Über dem Wasser.«
    »Hubertus hat eine Wohnung?«
    »Die Firma. Niemand wohnt dort ständig. Wir haben in Kanada noch nicht aufgemacht. Nächstes Jahr eröffnen wir in Montreal. Hubertus sagt, wir müssen dort anfangen; er sagt, Quebec ist ein Land der Visionen.«
    »Was heißt das?«
    »Keine Ahnung, ich arbeite ausschließlich hier«, sagte Pamela. »Aber wir haben

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