Quelle des Unheils
seinen dämlichen Schulden sitzen gelassen hat!«
Der Anblick von Kristen und Bree, die in ihren Designer-Klamotten am Bordstein standen und darauf warteten, dass Brees Haushälterin sie abholen kam, stachelte Alex noch weiter an. »Und sofort, nachdem mein so genannter Vater sich aus dem Staub gemacht hatte, kamen überall irgendwelche fiesen Ekel aus ihren Löchern gekrochen und wollten, dass meine Mom ihnen die Kohle zurückzahlt, die er ihnen angeblich abgeluchst hatte«, fuhr sie so laut fort, dass die beiden Anziehpuppen sie hören mussten.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie mit Genugtuung, dass die beiden sich Blicke zuwarfen. »Hier trennen sich wohl unsere Wege, Cam. Wenn du deine wirkliche Mutter suchen willst, dann bitte, spiel Sherlock Holmes. Aber meine war Sara Fielding.«
Dylan stand schon in der Einfahrt zum Haus und schraubte an den Rollen seines Skateboards herum, als erst Alex und dann auch Cam angeradelt kamen. »Na dann, auf in den Kampf«, grummelte Alex und lehnte das Mountainbike einfach gegen die Garage.
»Was ist denn los?«, fragte Cam im Absteigen. »Früher oder später kriege ich es ja doch raus. Vielleicht kann ich irgendwie helfen ...«
»Wir mussten zur Hammond«, erklärte Dylan ihr und folgte Alex ins Haus.
Cam schüttelte den Kopf und rannte ihnen nach. »Wieso?«
»Weil wir diesem dick-dreisten Deppen widersprochen haben, dem es offenbar irgendwas gibt, Leute zu schikanieren und mit Stiften zu bewerfen ...«
»Shnorer«, erläuterte Alex.
»Der neue Englischlehrer?«, fragte Cam entgeistert. »Mach dir nicht ins Hemd«, riet Alex. »Ich habe ihm nichts getan ... jedenfalls nicht richtig. Der Kerl ist einfach durchgeknallt. Es würde mich nicht mal wundern, wenn er ...«
»Nein!« Cam schnappte nach Luft. Sie wusste, was Alex dachte. »Du meinst, dass er vielleicht der Bote ist?«
»Bote? Schön wär's«, sagte Dylan und stellte sich Shnorer auf einem Fahrrad vor, einen großen alten Leinensack vor die Brust geschnallt, der überquoll von Paketen und Versandtaschen. »Er ist ein Lehrer. Und Mom kriegt 'nen Anfall...«
»Ach ja?« Emily warf ihnen einen Blick über die Schulter zu, als sie das Haus betraten. Sie saß an ihrem Schreibtisch, der in einer Ecke der Küche untergebracht war, und blätterte durch eine Mappe mit Stoffmustern, vor sich hatte sie den Entwurf für das Wohnzimmer eines Kunden ausgebreitet. Lächelnd wandte sie sich ihnen zu. »Worüber kriege ich einen Anfall?« Alex und Cam sahen sich an. Versuch bloß nicht, die Sache herunterzuspielen, flehte Cam im Stillen. Danke für den Tipp, erwiderte Alex sarkastisch, ging dann durch den Raum und überreichte Emily den Brief von Mrs Hammond. »Houston, wir haben ein Problem«, scherzte sie. Hinter ihr stöhnte Cam leise auf.
»Hör mal, Mom ...«, setzte Dylan an.
Emily hob die Hand und bedeutete ihm, still zu sein, solange sie las. Als sie wieder aufblickte, war ihr Lächeln verschwunden. »Wenn du vorhast, mir mit Ausreden zu kommen ... das kannst du dir sparen«, warnte sie Dylan. »Das wollte ich nicht.« Er strich sich mit der Hand durch seine abgesäbelten und im Übrigen seit zwei Tagen von blauen Strähnen durchzogenen Haare. Haare, gefärbt ä la Alex ... Die Geste hätte er besser gelassen, dachte Alex, denn es lenkte die Aufmerksamkeit nur auf sein jüngstes Vergehen, eben die Aktion mit den blauen Strähnen. Emily war fest davon überzeugt, dass Alex ihn dazu überredet hatte. »Ich wollte nur sagen, dass er es nicht besser verdient hat. Der Typ ist echt ein ...«
»Danke, das reicht!«, unterbrach ihn seine Mutter. »Und was dich betrifft, Alexandra ...« Emilys blaue Augen blitzten. Sie stand abrupt auf und wedelte wütend mit der Nachricht von Mrs Hammond in der Luft herum. »Ich hätte etwas anderes von dir erwartet. Obwohl ich selber nicht genau weiß, warum eigentlich. Ich dachte nur, dass du es vielleicht zu schätzen wüsstest ...« Sie vollendete den Satz nicht und ließ den Brief achtlos auf den Schreibtisch fallen. »Ich unterschreibe natürlich und euer Vater wird das auch tun ...«
»Klar«, sagte Alex. »Sag mir Bescheid, wenn du ihn gefunden hast.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und stampfte aus dem Zimmer.
Cam machte Anstalten, ihr nachzulaufen. »Du bleibst hier«, befahl ihre Mutter. »Ich möchte noch mit dir sprechen. Und dein Vater will das sicherlich auch.«
Als hätte er draußen auf seinen Einsatz gewartet, betrat Dave in genau diesem Moment die
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