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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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ihr Tagebuch schrieb oder einfach nur die Wolken beobachtete oder aufs Wasser hinausblickte - dies war einer der wenigen Orte in Marble Bay, an denen Cam sich wohl fühlte, wenn sie allein war. Sie hatte ihr kleines Paradies bisher nur mit einem einzigen Menschen geteilt - mit Alex.
    Nun stapften sie unter den dichten Bäumen hervor, um die Kräuter zu sammeln, die sie benötigten.
    Doch als Erstes stießen sie auf einen Eindringling.
     
    Cam traute ihren Augen nicht. Doch noch bevor sie den Störenfried klar erkennen konnte, verrieten ihr das halb hinter strähnigen braunen Haaren verdeckte Gesicht und der angespannte, winzige Körper, um wen es sich handelte. Die zwergenhafte Gestalt saß im Gras und lehnte sich an einen Baum -an Cams Baum, an die große alte Ulme, die sie so liebte. Madison Knudnik wirkte beinahe ebenso überrascht, sie dort zu sehen. Zum ersten Mal war sie nicht lebhaft, hüpfte nicht herum und kreischte auch nicht in dem ihr eigenen Tonfall. Sie grübelte. Das ist doch keine Aufgabe für einen Mann, hörte Alex sie düster sagen, bevor Madison sie entdeckte und was auch immer das Mädchen sonst noch gedacht hatte wieder in Rauschen versank.
    Madison erhob sich hektisch. »Wow, Leute, das ist ja irgendwie total ... wie soll ich sagen? Ich wusste gar nicht, dass noch irgendjemand von diesem Ort hier weiß. Na ja, andererseits wundert es mich auch nicht.« Sie schlug sich gegen die Stirn.
    »Dass ihr das hier kennt, meine ich. Aber ich muss schon sagen, ihr habt mich echt erschreckt, als ihr da plötzlich unter den Bäumen hervorkamt.«
    Cam glaubte ihr. Madison wirkte aufrichtig überrascht. Und Cam stellte fest, dass »aufrichtig« normalerweise kein Wort war, das sie im Zusammenhang mit dem Maus-Mädchen verwenden würde.
    Doch Alex war nicht so überzeugt. »Woher wusstest du, dass wir herkommen würden?«, fragte sie.
    »Sag mal«, flötete Madison. »Hörst du mir denn gar nicht zu? Ich hab doch gerade erzählt, Alexandra, dass ihr mich zu Tode erschreckt habt. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr herkommen würdet ...«
    »Und was hast du dann damit gemeint, dass es dich nicht wundert?«, stocherte Alex weiter.
    »Na ja, alle wissen doch, dass dieser Ort ... ein ... ihr wisst schon, eine Art geschichtsträchtiger ...«
    »Ich habe Zeit meines Lebens in Marble Bay gewohnt«, erklärte Cam dem Mädchen, »aber das hat mir noch nie jemand erzählt.«
    »Haaach, dann hab ich mich wohl vertan. Du weißt das natürlich so was von besser als ich. Ich hab das wohl mit irgendeinem anderen Ort verwechselt.«
    »Und wofür ist dieser andere Ort berühmt ?«, beharrte Cam. »Gott, ich bin total zu spät dran!« Madison warf einen Blick auf die riesige Uhr, die locker um ihr dünnes Handgelenk hing, und wich langsam zurück. »Zeit für's Abendessen. Ich muss dann mal. Wir sehen uns in der Schule, Leute.« Cam und Alex starrten ihr nach, hunderte von Fragen jagten durch ihre Köpfe, als Madison von dannen huschte und wie ein flüchtendes Tier zwischen den Dornensträuchern verschwand.

Kapitel 16 - DIE ENTSCHEIDUNG
    Karsh blieb stehen, um an der Winterminze zu riechen, die in kniehohen Büscheln hinter Ileanas kleinem Haus wuchs. Er hielt sich an dem Spalier fest, das er vor mehr als einem Dutzend Jahren für Ileana gebaut hatte, als sie zum Vormund der Zwillinge ernannt worden war. Der jüngste Vormund, den es in der Geschichte von Coventry Island je gegeben hatte. Auf seinen Vorschlag hin.
    Rhianna, Griweniss, Karkum, Shiva und der alte Cho, der in der Zwischenzeit verstorben war, hatten ihn für völlig verrückt erklärt. Vielleicht hatten sie Recht, gestand Karsh sich ein. Vielleicht war er verrückt vor Schmerz darüber gewesen, was Aron widerfahren war. Und Miranda.
    Er hatte die Ratsversammlung beruhigt, in deren Vorstand er damals saß - war es wirklich erst zwei Jahre her, dass er von seinem Posten zurückgetreten war ? Nun ja. Er hatte geschworen, dass Ileana sich ihres Vertrauens würdig erweisen würde, obschon sie damals so jung war, nur ein Jahr älter als die Zwillinge nun bald werden würden, bemerkte Karsh. Bald, sehr bald - genauer gesagt nächste Woche - würden sie ihren fünfzehnten Geburtstag feiern. Der Beweis dafür, dass er keinen Fehler begangen hatte, als er Ileana zu ihrem Vormund ernannt hatte, auch wenn er vielleicht zu jener Zeit durch seine Trauer verwirrt gewesen war. Schließlich hatten die beiden überlebt. Nicht nur das, sie waren auch prächtig gediehen. Und schon bald

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