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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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würden sie sich auf ihre feierliche Aufnahme in den Kreis der Hexen und Magier vorbereiten. Karsh seufzte und richtete sich wieder auf. »Ileana?«, rief er. »Seid Ihr im Garten?«
    »Karsh, Karsh, ich hab's geschafft! Ich habe Eure Stimme perfekt nachgeahmt«, erwiderte sie freudig. »Nicht so vollkommen, als wenn ich Eure Gestalt angenommen hätte, aber sie haben mich trotzdem für Euch gehalten. Zumindest Artemis -bis meine Ungeduld mich verraten hat. Sie war diejenige, zu der ich gesprochen habe. Hört mal.«
    Durch die Lorbeerhecke konnte er ihre mit Sandalen bekleideten Füße auf dem Tisch erkennen, den sie vom Festland herübergeschafft hatte. Ileana hatte das schmiedeeiserne »Gartenset« über eine Internetseite bestellt, die sich Hollywood-Schick nannte - und als Karsh wegen des Preises erschrak, hatte sie ihm einen Vortrag über Stilempfinden und Eleganz gehalten. All dies geschah natürlich direkt im Anschluss an ihre Reise nach Los Angeles. Wo sie sich nicht nur in »Eleganz« verliebt hatte, sondern auch in Brice Stanley, den gut aussehenden Hexer, der zum Filmstar geworden war. Ileana stellte ihren Laptop auf den Tisch und erschreckte damit ihren Kater Boris, der sich dort faul gesonnt hatte und nun die Flucht ergriff. Als Karsh näher kam, eilte sie ihm entgegen. »Veilchen, Minze und Kamille«, sang sie in einem seltsamen, krächzenden Tonfall. »Salbei, dessen Name vom lateinischen Wort für Heilung abgeleitet ist. Thymian, der Mut fördert.«
    »So höre ich mich an?«, fragte Karsh belustigt. »Genau so«, versicherte Ileana.
    »Nun, ich bin beeindruckt...«
    »Von meiner Vorstellung?«
    »Davon, dass Ihr Euch an das erinnert, was Ihr über Heilkräuter gelernt habt. Aber Ihr hättet ihnen auch noch weiter helfen können ...«
    »Weshalb? Ihr selbst habt mich immer meine eigenen Erfahrungen machen lassen. Sicher entstammen die jungen Damen einem edlen Geschlecht, aber selbst Prinzessinnen lernen durch Übung. Was die Kunst der Verwandlung betrifft zum Beispiel, so meine ich ...«
    Erschöpft schnitt Karsh ihr das Wort ab. »Wahrlich, Ileana, ich bin sehr beeindruckt von Eurer Kenntnis der ...«
    »Heilpflanzen und Botanik! Puh!« Ihre grauen Augen funkelten wütend. »Ich habe ihnen nur geholfen, um meine Kenntnisse der Täuschung zu vervollkommnen, Euch zu beweisen, dass ich so weit bin. Ich will mich verwandeln - wie ein Mächtiger. Wie Ihr! Es ist mir egal, was die anderen davon halten, zum Beispiel auch sie. Ich will es lernen.«
    Karsh humpelte durch den Bogengang in der Hecke. Unerwartet hakte Ileana sich bei ihm ein und geleitete ihn zu einem ihrer eleganten Versandhaus-Stühle. »Ihr spielt womöglich auf Lady Pdiianna an?«, fragte er und ließ sich vorsichtig auf das kalte Metall sinken.
    Ileana sah sich in ihrem baumbestandenen Garten um und blickte dann prüfend zum Himmel hinauf, um sicherzustellen, dass keine unliebsamen Überraschungen angesegelt kommen würden. »Lady Kartoffel.« Obschon niemand in Sichtweite war, flüsterte sie. »Meinetwegen kann sie sich rösten lassen. Mit geschmolzenem Käse und Schnittlauch! Die Mädchen - meine Mädchen«, betonte sie, »stecken in Schwierigkeiten. Thantos hat jemanden geschickt, der sie schnappen soll. Vielleicht hat er sich auch selbst verwandelt! Das stellt ja für einen Mächtigen keine große Schwierigkeit dar. Vielleicht hat Thantos ja niemanden geschickt. Vielleicht hat er höchstselbst die Gestalt des Boten angenommen.«
    Karsh starrte auf Ileanas Computer. Da war es, schmückte den Monitor: Das 3-Brüder-Logo. Thantos' mächtige Firma hatte den Apparat hergestellt und wahrscheinlich auch die meisten Programme, die darauf liefen. So reich und doch so gierig, dachte Karsh.
    Ileana stampfte herüber und schaltete den Laptop aus. »Na schön, ich schreibe E-Mails an Brice in Los Angeles. Und? Wir haben halt Kontakt zueinander. Dann und wann. Ist das denn ein Verbrechen?«
    »Wisst Ihr, wer diesen Computer gespendet hat, ebenso wie alle anderen, die sich auf der Insel befinden?«, fragte Karsh. »Jetzt wechselt nicht das Thema. Ich sagte gerade, dass Thantos sich vielleicht in den Boten verwandelt hat! Und seien wir ehrlich, Karsh: Ihr seid viel zu alt, um es mit ihm aufzunehmen. Ich hingegen ...«
    »Er würde nicht als Bote auftreten«, sagte Karsh. »Lord Thantos ist ein viel beschäftigter Mann. Ein Hexer, der es gewohnt ist, Verantwortung zu delegieren^ Andere für sich einzuspannen ... für seine Drecksarbeit auszunutzen.«

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