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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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das Wasser des Teichs angenehm warm.
    „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Clapford: Erheben Sie niemals Ihre Hand gegen eine Dame – besonders, wenn es sich um eine Frau mit guten Verbindungen handelt. Es ist ungleich schwieriger, eine angeschlagene Karriere als eine gebrochene Nase zu kitten.“
    Er ging hinüber zu Mariah und geleitete sie und Mercy schnell hinüber zur Kutsche, wobei er dem Fahrer schon von Weitem die Anweisung zurief, sich in Bewegung zu setzen.
    Niemand sprach ein Wort, während die Kutsche die holprige Einfahrt hinunterrollte. Als sie von Clapfords Anwesen in die Cambridge Road einbogen, warf Mariah einen Blick aus dem Fenster. Clapford stand in der Einfahrt und schüttelte drohend eine Faust. Mariah drehte sich zu Jack.
    „Sie haben ihn geschlagen “, flüsterte sie unsicher.
    „Habe ich. Jawohl.“ Er holte tief Luft, setzte seinen Hut ab und begann, seine feuchten Handschuhe auszuziehen.
    „Und was für ein Schlag, Sir. Mitten ins Gesicht.“ Mercy strahlte ihn bewundernd an.
    „Er hat seine Faust zuerst gehoben – ich … ich dachte, er wollte mir etwas antun“, stieß Mariah hervor. „Und das hätte er auch fast. Wenn Sie nicht …“ Sie hielt inne, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu fassen. „Ich habe lediglich versucht, ihm klarzumachen, dass er sich um die Gesundheit seiner Bediensteten genauso sorgen solle wie um die seiner geliebten Fische. Ich wollte einfach, dass er sie anständig behandelt.“
    „Ach, Sie haben anständiges Verhalten von einem Aristokraten erwartet?“ Jack hob die Augenbrauen. „Wie exzentrisch von Ihnen!“
    „Ist es so lächerlich, von Menschen mit hohem Rang und verantwortungsvollen Posten Vernunft und Beherrschung zu erwarten?“, fragte Mariah gereizt. „Haben Sie die Jungs gesehen? Nicht nur blau gefroren, sondern auch von blauen Flecken übersät. Sollte ich einfach daneben stehen und zulassen, dass er mich genauso verprügelt wie seine Stalljungen? Irgendjemand muss doch solchen tyrannischen Schnöseln Paroli bieten.“
    „Und muss dieser Jemand ausgerechnet Sie sein?“, fragte er verärgert.
    Natürlich musste es das.
    Denn dies war ein unumstößlicher Teil ihres Charakters, wurde ihm plötzlich klar, und diese Erkenntnis brachte ihn ein wenig aus der Fassung. Sie würde bei jeder Gelegenheit arroganten, überprivilegierten Adligen entgegentreten – und das war es auch, was sie in der Nacht ihrer ersten Begegnung in ihrem Gasthaus getan hatte.
    „Sie ist eine gute Herrin, Sir“, sprang Mercy ihr eifrig zur Seite. „Hat das Herz am rechten Fleck.“
    Sie fühlte sich persönlich verantwortlich für die Leute, die in ihrem Dienst standen, und genau deshalb hatte sie sich an jenem ersten Abend in die Höhle des Löwen begeben. Er blickte hinüber zu der rundlichen Magd, die sie eher wie eine schrullige alte Tante als eine Bedienstete behandelte. Sie hatte ihre Leute und ihren Besitz verteidigt und sich ihretwegen in Gefahr begeben.
    Plötzlich flatterten tausend Schmetterlinge in seinem Bauch. Trotz seiner schmerzenden Hand wäre er in diesem Augenblick dazu bereit, alle niederträchtigen Aristokraten der Welt zu verprügeln, um sie zu verteidigen. Jeden gemeinen Parlamentsabgeordneten, Earl, Marquis und Herzog, der ihr Böses wollte … und sogar einen Prinzen .
    Ihm blieb fast das Herz stehen.
    Lieber Gott. Was war nur in ihn gefahren?
    Ihm war urplötzlich aufgegangen, dass sie eine Frau von Substanz war, von überraschender Tiefe. Dass der Prinz in der Tat eine völlig falsche Vorstellung von ihrem Charakter bekommen hatte, genau, wie sie es gesagt hatte. Und dass dafür zum Teil er verantwortlich war.
    Mariah beobachtete das Gefühlschaos, das sich auf Jacks Gesicht spiegelte, und glaubte, dass er an die möglichen Konsequenzen seiner Tat dachte.
    „Könnten Sie deswegen Ärger bekommen?“, fragte sie und verspürte einen Anfall von Schuldbewusstsein.
    „Wegen eines tätlichen Angriffs auf einen amtierenden Abgeordneten? Wie kommen Sie denn darauf?“, erwiderte er sarkastisch und wischte über die Wasserflecke auf seiner Hose. „Nein, Clapford ist zwar ein aufbrausender Idiot, aber ich glaube nicht, dass er die Sache an die große Glocke hängen wird.“ Sie bewunderte die ruhige Art, mit der er die Angelegenheit durchdachte. „Er wird vor allem verhindern wollen, dass sein Verhalten öffentlich bekannt wird. Obwohl es wahrscheinlich niemanden, der ihn persönlich kennt, überraschen würde. Dies war sicher nicht das

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