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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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sagte sie. Als er seinen Tee ausgetrunken hatte und die zehn Minuten vergangen waren, die sie ihm noch gegeben hatte, fragte sie: „Ehe Sie gehen, zeige ich Ihnen meine Bibliothek.“
    „Danke.“ Sein Lächeln war herzlich. „Und ich freue mich auf morgen.“
    Genevieve erhob sich, und nachdem er Sophia behutsam auf den Teppich gesetzt hatte, stand er ebenfalls auf. Dass er offensichtlich nicht gern ging, verursachte ihr wieder ein angenehmes Gefühl. Sie begleitete ihn in die gemütliche Bibliothek und blieb an der Tür stehen, während er ihre Sammlung durchging. Nach ein paar Minuten kam er mit drei Büchern zu ihr zurück. „Vielen Dank für das Ausleihen“, sagte er. „Ich werde gut auf sie aufpassen.“
    Sie begleitete ihn bis zur Haustür, wo Baxter ihm mit finsterer Miene den Hut hinhielt.
    „Vielen Dank, Baxter“, sagte Mr. Cooper und warf einen kurzen Blick auf den leicht eingedrückten Hut. Dann schenkte er Genevieve ein kurzes Lächeln und verneigte sich förmlich. „Bis morgen, Mrs. Ralston.“
    Genevieve sah ihm nach, wie er den gepflasterten Weg entlangging, der vom Cottage weg führte, und unterdrückte ein Seufzen. Beim Abschied sah dieser Mann ebenso gut aus wie bei seiner Ankunft.
    „Bis morgen?“, fragte Baxter und zog eine Braue hoch. „Will er wiederkommen?“
    „Wir treffen uns beim Herbstfest im Dorf. Er will sich einen Hund anschaffen und bat mich um Hilfe.“
    „Er hält dich für den Tierarzt?“
    Genevieve lachte. „Nein, nur für jemanden, der Tiere mag.“
    „Der Kerl will mehr als nur deine Hilfe“, murmelte Baxter. „Ich habe gesehen, wie er dich ansieht.“
    „Wie sieht er mich denn an?“
    „Als wäre er ein hungriges Tier und du hättest ein Stück Hammel um den Hals.“
    Genevieve erschauerte. Ja, das hatte sie auch bemerkt. Ganz gewiss sollte sie das nicht so betörend finden. Oder so erregend.
    „Ich bin nicht sicher, ob ich dem Kerl traue.“
    „Du traust niemandem.“
    „Ich traue dir“, sagte Baxter. „Bei ihm bin ich nicht sicher. Aber da du jetzt nicht mehr ganz so traurig aussiehst wie vorhin, denke ich, ich werde das mit dem Hinauswerfen noch etwas aufschieben.“
    „Keine Sorge, Baxter. Ich habe nicht vor, ihn nach dem Fest morgen noch einmal zu treffen.“ Genevieve eilte zurück ins Wohnzimmer. Als sie an der Bibliothek vorbeikam, packte sie die Neugier, und sie ging hinein. Welche Bücher hatte er ausgeliehen? Während sie den Blick über die Regale schweifen ließ, lächelte sie, als sie sah, dass „The Mysteries of Udolpho“ von Mrs. Radcliffe fehlte, ebenso wie der letzte Band von Gibbons „Aufstieg und Niedergang des Römischen Reiches“. Als sie jedoch den letzten leeren Platz sah, verschwand ihr Lächeln.
    Warum hatte Mr. Cooper Charles Brightmores „A Ladies’ Guide to the Pursuit of Personal Happiness and Intimate Fulfillment“ ausgeliehen?
    Die Verdächtigungen, die sie zuvor beiseite geschoben hatte, kehrten mit aller Macht zurück, und Furcht schnürte ihr die Kehle zu, ein Gefühl, auf das zu achten sie gelernt hatte. Vor allem, weil es erst wenige Monate her war, seit jemand Brightmores Tod gewünscht hatte: so groß war der Aufruhr gewesen, den seine skandalösen Schriften mit ihrem Ruf nach sexueller Unabhängigkeit der Frau verursacht hatten. War es möglich, dass das Gerücht über Charles Brightmores Abreise nach Amerika den Drohungen gegen ihn kein Ende gesetzt hatte?
    Sie konnte nur hoffen, dass dem nicht so war, denn Charles Brightmore lebte hier in Little Longstone. Tatsächlich sah sie diesen fiktiven Mann jeden Morgen, wenn sie in den Spiegel blickte. War ihre geheime Identität in Gefahr, aufgedeckt zu werden?
    Sie presste die Hände auf den Bauch und holte tief Luft. Lieber Himmel, war es möglich, dass mehr hinter Mr. Coopers Besuch steckte, als er zugegeben hatte? War er angeheuert worden, um Charles Brightmore zu finden? Oder schlimmer noch – ihm zu schaden?
    Sie wusste es nicht, aber sie war fest entschlossen, das herauszufinden.

5. KAPITEL
    Nachdem er sich am nächsten Nachmittag davon überzeugt hatte, dass er nicht beobachtet wurde, verließ Simon Mrs. Ralstons Cottage und begab sich geschwind ins Dorf. Er zog seine Uhr aus der Westentasche und sah nach, wie spät es war. Fast eins, beinahe eine Stunde nach dem mit ihr vereinbarten Zeitpunkt. Er schob die Uhr zurück und beschleunigte seine Schritte.
    Sobald er beobachtet hatte, wie sie und Baxter um Viertel vor zwölf das Cottage verlassen hatten,

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