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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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enthielt. Wenn er ehrlich war, so hatte er noch nie etwas Vergleichbares gelesen. Unter dem unschuldigen Deckmantel einer Anleitung für junge Damen hatte Genevieve Ralston eine Reihe von Details über körperliche Beziehungen enthüllt, wie es nur eine in Liebesdingen sehr erfahrene Frau tun konnte. Er hatte die Information faszinierend gefunden. Anregend. Und verdammt erregend – umso mehr, da er jetzt vermutete, dass seine schöne und geheimnisvolle Nachbarin es heimlich geschrieben hatte.
    Ganz bestimmt würde sich diese Information als nützlich erweisen. Alles, was er wollte, war dieser verdammte Brief, damit er nach London zurückkehren, seinen Namen reinwaschen und seinen Ruf bei Waverly, Miller und Albury zurückgewinnen konnte. Er würde alles tun, was nötig war, um diesen Brief zu bekommen, und jetzt hatte er die Mittel, das zu tun. Vor einer Erpressung würde er nicht zurückschrecken. Nicht, dass er wirklich vorhatte, irgendjemandem ihr Geheimnis zu verraten. Aber das wusste sie ja nicht. Dennoch – in Anbetracht ihrer offensichtlichen Erfahrung im Schlafgemach wäre es weitaus höflicher – und angenehmer – für ihn, wenn er sie einfach dazu verführen könnte, ihm diese Information zu geben.
    Ja, das war ein ausgezeichneter Plan – sie verführen und sie dann dazu bringen, ihm anzuvertrauen, wo sich der Brief befand. Heute würde er mit einem Flirt beginnen, dann würde er sie so bald wie möglich in sein Bett locken.
    Das Bild, das ihn schon verfolgt hatte, seit er in jener Nacht in ihrem Schlafzimmer den betörenden Auszug aus dem Ladies’ Guide gelesen hatte – sie, wie sie ihn an ihr Bett fesselte, feucht und nackt – erschien wieder in seinem Kopf. Wie sie ihn mit ihrem schönen, üppigen Körper berührte. Wie er mit der Zunge all jene Stellen berührte, die er mit den Händen nicht erreichen konnte …
    Er war mit schnellen Schritten zum Dorf unterwegs gewesen, doch jetzt hielt er inne. Verdammt. Ihm war heiß, und er atmete schwer. Und das nicht wegen einer körperlichen Anstrengung. Er blickte nach unten und sah, wie verdächtig sich seine Hose wölbte. Verdammt. Jedes Mal, wenn er an diese Frau dachte, passierte das. Und er hatte öfter an sie gedacht als er zu zählen vermochte, seit er sie in diesem verdammten feuchten Chemisier gesehen hatte. Ganz offensichtlich wäre es für ihn kein Opfer, sie zu verführen – sein Körper konnte es kaum erwarten.
    Was ihn eindeutig heftig verwirrte. Nicht einmal das Wissen, dass sie den Brief weggenommen hatte, in dem Ridgemoors letzten Worten zufolge sein Mörder genannt wurde und der damit Simons Namen reinwusch, linderte sein Verlangen. Was zum Teufel stimmte nicht mit ihm?
    Er verzog das Gesicht und knöpfte seinen Überrock zu – zum Glück war das Wetter kühl genug, um einen Überrock erforderlich zu machen. Dann ging er weiter. Wenige Minuten später erreichte er die ersten Häuser des Dorfes. Der Geräuschteppich aus Stimmen, Gesang, Musik und dem aufgeregten Kreischen der Kinder wurde lauter, je näher er kam, und deutlicher wurden auch die Gerüche der verschiedensten Speisen.
    Simon blieb im Schatten eines großen Backsteinhauses stehen und sah sich um. Dutzende bunte Stände umgaben den Dorfplatz, und Händler riefen die Vorübergehenden an in der Hoffnung, sie mit ihren Waren zu locken. Mehrere hundert Menschen, viel mehr, als er erwartet hatte, schlenderten umher, kauften Kleinigkeiten, Haushaltswaren, holten sich etwas zum Essen und zum Trinken. Auf der anderen Seite des Platzes gab es eine freie Fläche, wo eine Gruppe von Kindern einander im Kreis herum jagte. Ein Quartett von Musikanten spielte auf und erfüllte die kühle Luft mit ihrer heiteren Melodie.
    Er ließ den Blick über die Menge schweifen und hielt inne, als er Mrs. Ralston auf der gegenüberliegenden Seite sah. Ihm stockte der Atem. Sie trug eine kornblumenblaue Pelerine und eine passende Haube und stand im Sonnenlicht da, während sie zu ihrem riesigen Diener hinauf lächelte. Zu Simons Unmut fühlte er, wie erneut das Verlangen in ihm aufstieg und sein Herz eine Art Kunststück vollführte – es machte einen Satz, so wie am Vortag, als er sie besucht und sie zum ersten Mal aus der Nähe und bei Tageslicht gesehen hatte.
    Es gab keinen Zweifel, dass Genevieve Ralston eine exquisite Erscheinung war. Ihre porzellanweiße Haut war makellos, ihre großen Augen himmelblau, sie besaß feine Züge, volle Lippen, honigblondes Haar – es fiel ihm nicht schwer zu
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