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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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wird mir, so fürchte ich, bald der Lesestoff ausgehen, ehe mein Aufenthalt in Little Longstone vorüber ist.“
    „Ich besitze einige Bücher. Ehe Sie gehen, dürfen Sie sich gern etwas aus meiner Sammlung ausleihen.“
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, so bedauerte sie sie auch schon. Was dachte sie sich nur? Wenn er sich Bücher auslieh, bedeutete das bloß, dass er noch einmal wiederkommen musste, um sie zurückzugeben.
    „Ein sehr großzügiges Angebot. Vielen Dank. Was lesen Sie gern?“
    „Wie Sie – einfach alles. Sir Walter Scott. Die Gedichte von Blake, Lord Byron und Wordsworth. Die Schauergeschichten von Mrs. Radcliffe. Erst kürzlich habe ich Aufstieg und Niedergang des Römischen Reiches gelesen.“
    Er zog die Brauen hoch. „Das ist allerdings ein Unterschied zu Mrs. Radcliffes Romanen.“
    „Das stimmt. Aber ich mag Abwechslung.“
    „Abwechslung ist die Würze des Lebens, sie gibt allem den Geschmack“, sagte er leise.
    Genevieves Herz schlug schneller. Der heisere Klang seiner Stimme schien anzudeuten, dass sie etwas sehr viel Intimeres als Poesie besprachen.
    „William Cowper“, murmelte sie.
    „Einer meiner Lieblingsdichter.“
    „Einer meiner auch.“
    „Wie es scheint, haben wir einiges gemeinsam, Mrs. Ralston.“
    Genevieve achtete nicht auf das unverhohlene Interesse, das in seiner Stimme lag. In seinen Augen. „Offensichtlich mögen Sie Katzen.“
    „Ich mag alle Tiere.“
    „Besitzen Sie Haustiere?“
    „Nicht im Moment, aber früher hatte ich welche. Ich erwäge, mir einen Hund zuzulegen.“
    „Dann sollten Sie dem jährlichen Herbstfest im Dorf beiwohnen. Dort gibt es nicht nur Buden mit Speisen und Getränken, sondern auch immer einige Familien, die Hundewelpen verkaufen.“
    „Eine ausgezeichnete Idee. Ich werde hingehen – wenn Sie mich begleiten.“
    Genevieve achtete nicht auf den schnellen Schlag ihres Herzens. Sie öffnete den Mund, um abzulehnen, doch ehe sie das tun konnte, fuhr er fort: „Einen Hund auszusuchen ist eine ernste Angelegenheit und erfordert eine zweite Meinung.“ In seinen Augen blitzte es übermütig. „Sie wollen doch nicht, dass ich den falschen Hund wähle, oder?“
    „Auf dem Fest wird es Dutzende von Leuten geben, die Ihnen aussuchen helfen können.“
    „Vielleicht. Aber ich bevorzuge Ihre Meinung.“
    „Und warum das?“
    Er trank den letzten Schluck Tee aus, stellte die leere Tasse auf den Tisch, dann legte er eine Hand auf Sophias Rücken, damit sie nicht fortlief, und beugte sich vor. Ihre Gesichter waren jetzt kaum noch drei Fuß voneinander entfernt, und sie sah seine feine Haut. Seine dichten Wimpern. Die kleine Narbe in der Mitte seines Kinns.
    „Ich könnte sagen, es läge daran, dass ich nicht vertraut bin mit dem Dorf und seinen Bewohnern, auch nicht mit jenen, die Welpen haben. Ich könnte auch behaupten, es läge daran, dass Sie intelligent sind. Und beides würde stimmen. Aber ehrlich gesagt, ich muss gestehen, der Grund liegt darin, dass ich eine Schwäche habe für schöne, belesene Frauen.“
    „Ich verstehe. Und Sie glauben, mich mit Schmeicheleien entwaffnen zu können.“
    Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, und Genevieve musste sich sehr zusammennehmen, um nicht leise zu seufzen. „Eigentlich wollte ich die Ehrlichkeit und nicht die Schmeicheleien als Waffe einsetzen. Und ich glaube, wir werden die Gesellschaft des anderen genießen. Ich jedenfalls werde die Ihre genießen. Werden Sie mich begleiten?“
    Genevieve wusste, dass sie Nein sagen sollte. Dieser Flirt würde ihr nichts weiter einbringen als die Sehnsucht nach etwas, das sie nicht haben konnte. Warum sollte sie sich weiter quälen? Ein Flirt mit ihm, mit jedem Mann, würde am Ende dazu führen, dass sie zurückgewiesen wurde, so wie bei Richard.
    Oder nicht?
    Die Tatsache, dass sie sich überhaupt diese Frage stellte, überraschte sie, und erstaunt stellte sie fest, dass die Versuchung, die die Gesellschaft dieses attraktiven Mannes darstellte, einfach zu stark war, um sie zu ignorieren. Es war so lange her, seit sie dieses Kribbeln verspürt hatte. Seit sie sich attraktiv gefühlt hatte. Seit sie nur das kleinste bisschen Hoffnung gehegt hatte, jemals wieder irgendeine Art körperlicher Nähe zu empfinden. Natürlich würde sie nie zulassen, dass die Dinge so weit gingen. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht seine Aufmerksamkeit genießen durfte, wenigstens für ein Weilchen.
    „Ich treffe Sie am Mittag auf dem Dorfplatz“,
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