Quellen Der Lust
der Dunkelheit hingeben. Bei allem anderen lief sie Gefahr, zurückgewiesen zu werden.
„Warum?“, fragte er wieder. „Warum sollte eine so schöne Frau sich in der Dunkelheit verstecken wollen?“ Als sie schwieg, sagte er leise: „Das kann nichts mit Scheu zu tun haben – dazu bist du zu leidenschaftlich.“
„Meinst du nicht eher lüstern?“ Die Worte klangen härter, als sie es beabsichtigt hatte. Der Himmel mochte wissen, was er von ihr denken würde, wenn er die Wahrheit kannte – dass sie in Wirklichkeit keine respektable Witwe war, sondern ihr ganzes Erwachsenenleben als Mätresse eines Adligen verbracht hatte.
Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn du diesem Wort einen abwertenden Unterton verleihen willst, und es klingt fast so. Bitte sag nicht, dass du es bedauerst, was zwischen uns geschehen ist.“
„Das tue ich nicht.“
„Gut. Denn ich bedauere es ganz gewiss nicht. Und was Dein Begehren betrifft …“ Er berührte ihr Gesicht mit einer Zärtlichkeit, die ihr die Beherrschung zu rauben drohte. „Du bist die aufregendste, leidenschaftlichste Frau, mit der ich je zusammen war. Du bist wunderbar, und ich möchte dich sehen, alles von dir, wenn wir uns lieben.“ Er beugte sich vor und berührte ihre Lippen mit seinen. „Ich möchte sehen, wie deine Haut rosiger wird und deine Augen glänzen, wenn du erregt bist. Dich sehen, wenn ich in dich eindringe. Dich auf mir sehen, dich sehen, wenn du deinen Höhepunkt erlebst.“
Ihr stockte der Atem bei den Bildern, die seine Worte heraufbeschworen. „Ich will das auch, aber ich – ich kann nicht. Wir müssen uns in der Dunkelheit begegnen oder gar nicht.“
Er lehnte sich zurück und betrachtete sie eine Weile. Dann ließ er sie langsam los. Ihre Miene drückte Erleichterung aus, dass er ihre Forderung akzeptierte, doch das hielt nicht lange an. Denn statt zurückzutreten, wie sie es erwartet hatte, umfasste er behutsam ihre behandschuhten Hände und zog sie an seine Brust. Sie versuchte, sich zu befreien, aber er presste ihre Hände nur noch fester an sich und schüttelte den Kopf. „Deine Hände sind der Grund dafür, dass du mich nur im Dunkeln lieben willst.“
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Zorn erfasste sie, und sie musste die Lippen fest zusammenpressen, um ihn nicht anzufahren, dass ihn das nichts anging. Mit einer heftigen Bewegung entriss sie ihm die Hände und trat zurück, ohne auf den Schmerz zu achten, der dabei ihre Finger durchzuckte. „Meine Gründe gehen nur mich allein etwas an.“
„Sag sie mir“, verlangte er leise. Wieder griff er nach ihren Händen, und zu ihrem Entsetzen zog er sie an die Lippen und küsste die behandschuhten Innenflächen. Durch das Leder hindurch durchfuhr sie die Glut seiner Berührung, und ihr stockte der Atem. „Letzte Nacht haben sie sich auf meinem Körper so gut angefühlt, als du mich berührtest, mich gestreichelt hast. Deine Berührung hat mich erregt, mich in Flammen versetzt. Mir mehr Lust bereitet als alles, was ich bisher erlebt habe. Das muss gefeiert werden, nicht versteckt. Sag mir, warum du sie versteckst.“
Himmel, seine schmeichelnde Stimme, seine sanfte Berührung, die Wärme seines Atems durch die Handschuhe, all das zusammen schwächte ihre Abwehr. Ihr Zorn verrauchte so schnell, wie er entflammt war, und an seine Stelle trat Resignation. Offensichtlich wollte er das Thema nicht fallen lassen. Welchen Unterschied machte es, wenn sie es ihm erzählte? Ihre gemeinsame Zeit war ohnehin begrenzt. Es ihm zu erzählen bedeutete nicht, es ihm auch zu zeigen.
Sie holte tief Atem. „Meine Hände – bereiten mir Schmerzen. Man nennt es Arthritis. Meine Gelenke schwellen an und werden steif, sodass es mir schwerfällt, bestimmte Dinge zu tun. Ich verwende eine Salbe, die mir etwas Erleichterung verschafft, und deswegen trage ich Handschuhe, damit die Salbe nicht verwischt.“ Sie sagte nicht, dass sie es hasste, ihre Hände anzusehen, sich täglich daran zu erinnern, warum der Mann, den sie dummerweise geliebt hatte, sie verstoßen hatte.
„Tun sie jetzt weh?“
„Ein wenig, aber heute nicht zu sehr. Es ist schlimmer bei feuchtem Wetter.“
Er nahm ihre Hände und massierte sie behutsam. „Hilft das?“
„Es fühlt sich …“ Wunderbar an. Zum Schwachwerden . „… angenehm an.“
„Du hast dich deiner Hände wegen in Little Longstone niedergelassen. Um in der Nähe der Quellen zu sein.“
Sie nickte. „Die Quellen
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