Quellen Der Lust
sein.“
„Aber du lebst in London.“
„Das ist egal. Mein Herz ist in Little Longstone.“
Es klang, als meinte er es ernst. „Aber was ist mit deiner Arbeit für die Krone?“
Er sah ihr in die Augen. „Ich habe mich offiziell zur Ruhe gesetzt. Was mein Leben in London angeht, so werde ich mein Stadthaus behalten, aber ich habe beschlossen, den größten Teil meiner Zeit hier zu verbringen. Es gibt ein schönes Stück Land zu kaufen, westlich des Dorfes, mit Bäumen, einem See, einem Teich und vor allem mit vier heißen Quellen. Der perfekte Ort, um ein Heim zu bauen.“
Sie schluckte und vermochte kaum zu sprechen. „Du meinst es ernst.“
„Ehe ich nach Little Longstone kam, war ich unzufrieden. Mir fehlte etwas im Leben, aber ich wusste nicht, was. Dann traf ich dich. Nach der ersten Berührung von dir wusste ich es. Du hast mir gefehlt. Die einzigen Fragen sind jetzt noch – geht es dir genauso? Willst du dieselben Dinge? Willst du dein Leben mit mir teilen?“
Sie fühlte, wie das Blut aus ihren Wangen wich. Er meinte es wirklich ernst. Er liebte sie. Wollte sie heiraten. Es war unglaublich. „Meine Güte“, flüsterte sie.
Er sah sie beunruhigt an. „Du bist ganz blass geworden. Ich glaube, das ist nicht gut.“
Sie lachte, und das Lachen ging in ein Schluchzen über. Er wirkte noch beunruhigter. „Himmel, du weinst ja! Ich bin sicher, dass das nicht gut ist!“
Sie lachte wieder und schluchzte zugleich. „Ich weine nicht. Ich bin – fassungslos. Und außerordentlich glücklich!“ Sie legte die Blumen hin und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Ich fühle ganz genauso wie du – ich liebe dich so sehr, dass ich kaum atmen kann. Und ich will dasselbe wie du – mit dir in Little Longstone ein Heim errichten. Und vor allem will ich mein Leben mit dir teilen.“
Alles, was sie vielleicht noch sagen wollte, blieb ungesagt, denn er packte sie und riss sie an sich, küsste sie voller Liebe, Hoffnung und Leidenschaft.
Als er endlich den Kopf hob, sagte er: „Ich fürchtete, du wärest so eigensinnig, Nein zu sagen.“
„Und was hättest du dann getan?“
„In meiner Kutsche liegen noch sechs Dutzend Rosen. Zusammen mit den schönsten Malutensilien, die ich finden konnte – in der Hoffnung, dass du etwas für mich malst.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt bei dieser extravaganten, so romantischen Geste. „Das ist – schön. Und so umsichtig. Das mache ich gern. Sehr gern.“
„Ausgezeichnet. Aber für den Fall, dass du immer noch eigensinnig wärest, ist da noch etwas in der Kutsche – der Kilburn-Saphir.“
„Der Kilburn-Saphir?“, wiederholte sie matt.
Er nickte. „Mit fünf Karat lächerlich groß, aber trotzdem recht beeindruckend. Der Kilburn-Diamant ist mit drei Karat etwas handlicher, aber ich erinnere mich, dass du sagtest, du findest Diamanten kalt und leblos. Daher erschien mir der Saphir für den Verlobungsring passender.“
Sie lachte laut auf. „Also wirklich, du hättest mich nur küssen und mir sagen müssen, dass du mich liebst.“
„Ich sehe schon“, scherzte er, „du bist leicht zufriedenzustellen.“
„Im Gegenteil, ich bin sehr fordernd. Vor allem im Schlafzimmer, so wie jede moderne Frau von heute.“
„Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal bessere Neuigkeiten hörte.“ Er streifte ihr die Handschuhe ab und presste ein Dutzend Küsse auf ihre bloße Haut. „Bitte sag mir, dass du keine lange Verlobungszeit willst.“
Liebe, Verlangen und pures Glück durchströmten sie. „Der November hat noch zwei Wochen. Was hältst du von einer November-Hochzeit?“
Sein Lächeln raubte ihr beinahe die Sinne. „Meine liebste Genevieve, wie der Zufall es will, ist es damit wie bei allem, was dich betrifft: Ich habe eine besondere Schwäche dafür.“
– ENDE –
Betina Krahn
Die Mätresse des Prinzen
1. KAPITEL
Lake District, England, 1887
„Dabei will ich mich einfach nur in Ruhe um meine eigenen Angelegenheiten und um mein Wirtshaus kümmern. Ist denn das zu viel verlangt?“, schimpfte Mariah Eller und zog ihren Umhang enger, um sich gegen den Regen zu schützen, der ihr ins Gesicht peitschte. Sie lief weiter in Richtung ihrer erleuchteten Herberge, des „Eller-Stapleton Inn“. Ihr fielen auf Anhieb mindestens ein Dutzend Dinge ein, die sie um neun Uhr abends an einem regnerischen Oktoberabend lieber tun würde – und von denen die meisten etwas mit einem prasselnden Feuer und warmen Pantoffeln zu tun hatten.
„Schneller,
Weitere Kostenlose Bücher