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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Tal?«, versuchte er zu plaudern, während er mit der Sonde über ihren Bauch fuhr und gleichzeitig aufmerksam auf den Bildschirm des Ultraschallgeräts starrte.
    »Nein, ich bin beruflich hier.«
    Der Arzt hob den Kopf und lächelte Arzu an. »Also, Herztöne sind erkennbar, ich kann keine Auffälligkeiten feststellen. Ihr Junge ist genau da, wo er sein sollte. Hatten Sie Übungswehen? War die Bauchdecke etwas hart und angespannt?«
    Arzu nickte.
    »Gut, das soll auch so sein. Ihr Körper übt sozusagen die Geburt schon einmal. Eine Art Generalprobe. Und sehr bald haben Sie auch Senkwehen. Das ist alles im Rahmen. Ihr Kind wird langsam Richtung Becken geschoben. Es rutscht weiter nach unten. Dann senkt sich auch der Bauch. Können Sie denn schlafen? Irgendwelche Beschwerden? Sie sehen etwas blass aus.«
    »Ja«, sagte Arzu. »Ich fühle mich ein wenig schlapp.«
    »Ich gebe Ihnen ein Mittel – am besten intravenös, das wird Sie nach vorn bringen.«
    Ein Telefon klingelte, während er die Spritze in ihren Arm stach und eine Verbindung zu einem Infusionsbeutel herstellte. Sie verzog nicht einmal das Gesicht. Immer noch klingelte das Telefon.
    Pauly griff nach einer Rolle Papiertücher und reichte sie Arzu. »Sie können sich wohl besser allein säubern«, lächelte er. »Ich muss leider kurz ans Telefon gehen. Meine Sprechstundenhilfe ist heute Nachmittag nicht da.«
    Arzu war erleichtert. Ihr Kind war gesund. »Gehen Sie ruhig. Ich mache das schon sauber«, antwortete sie beinahe euphorisch.
    Er verschwand eilig aus dem Behandlungsraum und Arzu wischte sich mit mühsam nach oben gerecktem Kopf ihren voluminösen Bauch ab. Die Papierrolle neigte sich dem Ende zu. Sie wuchtete sich aus dem Stuhl, griff nach dem Infusionsständer und sah sich um. Nicht weit von ihr erspähte sie eine weitere Rolle am Waschbecken, das neben dem Schreibtisch installiert war. Vorsichtig wischte sie sich weiter ab, zog ihre Hose wieder an und hörte, wie Pauly telefonierte.
    Dann sah sie es. Ein Bild an der Wand. Es war eine Ehrung. Jemand überreichte einem Mann mit Brille und Bauch eine Urkunde. Sie konnte lesen, dass es um die Verleihung eines Bürgerpreises an den Arzt Dr.   Pauly ging.
    Aber der Mann auf dem Foto war nicht der, der sie behandelte.
    Arzu erstarrte. Der vermeintliche Pauly telefonierte immer noch. Sie hielt die Luft an, um Satzfetzen zu verstehen.
    »Die Elli hat Beweise? Woher … – Eine SMS abgefangen, okay. – Wo? … – Siebenhütten. – So schnell? Weiß ich nicht. – Halten Sie ihn auf, dann kann ich die Vorbereitungen treffen.«
    Arzu wurde heiß. Wer war das? Was hatte er mit Elli Schlickenrieder zu tun und warum wusste er von Querchers Treffen mit Elli irgendwo da draußen? Arzus Kopf schien zu glühen. Sie musste hier raus. Aber als sie versuchte, den Gürtel ihrer Hose zu schließen, kam sie nicht an die Schnalle. Etwas behinderte sie. Ihre Arme hingen schlaff herunter. Immer noch war sie an die Infusion angeschlossen. Was war hier los? Sie schwankte durch den Raum, suchte Halt. Stützte sich auf das Gestell für die Beine am Behandlungsstuhl. Mit letzter Kraft rutschte sie auf den Stuhl. Dann verlor sie das Bewusstsein.
    »Frau Nishali, hallo?«
    Wie durch Watte vernahm sie seine Stimme. Sie öffnete die Augen. Dr.   Pauly hatte sich über sie gebeugt. Er lächelte sie an. Wie zäher Brei, der von einem Löffel fällt, drangen die Erinnerungen zu ihrem Bewusstsein durch. Sie wollte zum Frauenarzt. Das war der Mann über ihr. Er hatte ihr Ultraschallbilder ihres Kindes gezeigt. Dann war er weggegangen. Sie war zusammengeklappt. Warum? Sie spürte seinen warmen Atem. Ihr selbst war kalt. Sehr kalt. Arzu wollte sich abwenden. Aber kein Körperteil gehorchte ihr. Sie lag wie ein Stück Fleisch auf dem Stuhl.
    »Ich habe Sie ein wenig ruhiggestellt. Das muss Sie jetzt nicht sorgen. Sie haben ja eben Ihr Kind gesehen. Noch ist es sehr gesund. Ich spiele Ihnen noch einmal die Bilder auf den Monitor.«
    Es war kein Albtraum. Sie war bei Bewusstsein. Und dieser falsche Arzt war eine Gefahr. Ihr Atem beschleunigte sich.
    »Schauen Sie nach rechts, da sehen Sie Ihr Kind. Und wenn Sie sich aufregen, wird das der kleine Mann da auch tun.«
    Arzu wollte ihren Mund öffnen, der trocken war und schmerzte. Aber sie bekam nur ein Krächzen zustande.
    »Liebe Frau Nishali, wenn Sie sich bitte auf das konzentrieren würden, was ich Ihnen zu sagen habe? Einfach nicken, ja?«
    Sie nickte. Aber die Panik rauschte wie ein

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