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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ausmachten. Braune Betörerblicke. Himmelblaue Unschuld …
    Aber diese kalt funkelnden Dinger hinter den Maskenschlitzen waren ihr kein bisschen bekannt vorgekommen. War das nicht eigentlich merkwürdig?
    Sie starrte einen der hohläugigen Rehschädel an, ohne ihn bewusst wahrzunehmen.
    Wenn sie ehrlich war, hatte sie nie viel über Nikolas Hrubesch nachgedacht, und sie hatte auch nie bewusst auf seine Augen geachtet, aber hätte sie sie nicht trotzdem irgendwie erkennen müssen? Hätte sie nicht sehen müssen, wem sie da vorgestern früh gegenübergestanden hatte?
    Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?, flüsterte Sven Strohtes Stimme in ihrem Kopf. Ich glaube, Nik ist das gestern nicht allein gewesen …
    Was für eine unheimliche Aussage, dachte Jessica Mahler, aber sie nahm sich nicht die Zeit, den Gedanken zu Ende zu denken. Schließlich hatte sie hier so etwas wie eine Mission zu erledigen!
    Als Nächstes nahm sie sich die Küche vor, vielleicht, weil sie wusste, dass ihre Mutter früher immer Geld und wichtige Dokumente zwischen den Töpfen versteckt hatte, wenn sie in Urlaub gefahren waren. Doch die Wertheim’sche Landhausküche gab in dieser Beziehung nicht allzu viel her. Der einzige Schrank enthielt nichts als Konserven, ordentliche Reihen, sortiert nach Kategorien wie »Gemüse«, »Fleisch« und »Obst«, und auch der Herd machte ganz und gar nicht den Eindruck, als sei er in den letzten Jahren mehr als ein Dutzend Mal benutzt worden. Dafür entdeckte sie ein paar leere Pizzakartons im Kohlenkasten neben der Backofentür, die wahrscheinlich von Lukas und seinen Kumpels stammten. Es gab kein fließendes Wasser im Haus, aber unweit des Grillplatzes war eine Pumpe. Ein blank polierter Messingeimer stand griffbereit neben der Tür, die Vorstellung reicher Leute von ländlicher Reduktion.
    Jessica Mahler kehrte ins Wohnzimmer zurück und tastete die Ritzen der Couch, sämtliche Hohlräume und anschließend auch noch die Innenwände des Kamins ab, aber außer jeder Menge Ruß und einem benutzten Papiertaschentuch wurde sie nicht fündig. In ihrer Verzweiflung nahm sie sogar die Geweihe von den Wänden, aber auch auf deren Rückseiten fand sich nichts als Staub. Es gab weder Videorekorder noch DVD-Player, und der einzige Fernseher war ein uraltes, sperriges Modell, das vortrefflich zu der deutschtümelnden Gemütlichkeit der restlichen Hütte passte.
    Fehlanzeige!, dachte Jessica Mahler frustriert. Und was jetzt?
    Das Obergeschoss! Das ist der einzige Ort, der jetzt noch in Frage kommt!
    Sie blickte zur Treppe hinüber und verspürte einen Anflug von Angst, ohne sagen zu können, wovor sie sich fürchtete. Wahrscheinlich war es einfach das Gefühl, nicht sagen zu können, was sie dort oben erwartete, und …
    Hey! Worauf wartest du denn? Denk an die Kassette und daran, welche Gefahr von dem verdammten Ding ausgeht. Und dann bring es, verdammt noch mal, endlich hinter dich, damit du wieder verschwinden kannst.
    Jessica Mahler holte tief Luft und nahm die Schultern zurück, um sich für die letzte Etappe ihres Hüttenabenteuers zu wappnen.
    Dann ging sie langsam und zögerlich auf die Treppe zu.
    5
    »Knapp verpasst ist auch daneben«, rief Oskar Bredeney, als Verhoeven und Winnie Heller um kurz vor elf ins Büro kamen.
    »Was meinst du?«, fragte Verhoeven.
    »Lübke«, entgegnete Bredeney lakonisch. »Er wollte euch wegen irgendwas sprechen, aber dann konnte er leider nicht mehr länger warten.« Er sah auf die Uhr. »Ist vor fünf Minuten gegangen.«
    Gott sei Dank, dachte Winnie Heller. Das war allerdings mehr als knapp!
    »Übrigens hat er ausdrücklich nach Ihnen gefragt.«
    »Nach mir?«, fragte Verhoeven zerstreut, obwohl ihn Oskar Bredeney schon seit mehr als zwölf Jahren duzte. Seit er unter Anleitung von Bredeneys altem Weggefährten Karl Grovius seinen Dienst im KK11 des nordhessischen Polizeipräsidiums angetreten hatte.
    »Nicht doch.« Bredeney verdrehte die Augen. Dann ließ er seinen dürren Zeigefinger vorschnellen, als wolle er Winnie Heller aufspießen, die sich vor lauter Erleichterung in die Ecke mit den Postkörben geflüchtet hatte. »Er hat nach Winnie gefragt.«
    Rede nicht über Frau Heller, als ob sie gar nicht da wäre, schallte Verhoevens Stimme in Winnie Hellers Ohr, während sie fieberhaft überlegte, was für eine Erklärung sie ihren Kollegen für Lübkes Interesse servieren sollte. Doch wie so oft, wenn es drauf ankam, fiel ihr nichts Originelles ein. Genau genommen

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