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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Schatten des charismatischen Lukas Wertheim perfektioniert haben. Er könnte jemand sein, der seine wahren Stärken zu verbergen versteht.«
    Burkhard Hinnrichs warf ihr einen flüchtigen Blick zu, sagte jedoch nichts.
    »Eine dritte und zugegebenermaßen äußerst unwahrscheinliche Option für den Mord an Angela Lukosch ist Miranda Kerr«, sagte Verhoeven. »Sie macht zwar ganz und gar nicht den Eindruck einer kaltblütigen Mörderin und scheint von ihrer ganzen Anlage her das klassische Opfer zu sein, aber im Prinzip gilt für sie dasselbe wie für Steven Höhmann: Sie könnte ihren wahren Charakter hinter einer völlig gegensätzlichen Fassade verbergen. Und von ihren intellektuellen Fähigkeiten her ist sie die mit Abstand Cleverste der bislang Genannten, eine Hochbegabte, der alles nur so zufliegt und die mit Sicherheit Karriere machen wird, wenn sie es nur irgendwie schafft, die Schikanen ihrer Schulzeit zu überstehen.« Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. »Im Übrigen hatte ich den Eindruck, dass sie auch eine ausgezeichnete Menschenkennerin ist, sodass es ihr vermutlich leicht gefallen wäre, Hrubeschs Potenzial zu erkennen und für ihre Zwecke auszunutzen.«
    Winnie Heller runzelte die Stirn. Irgendetwas an dem, was Verhoeven gesagt hatte, gab ihr zu denken. Doch sie konnte rückblickend nicht mehr nachvollziehen, was es war. Ärgerlich vertiefte sie sich wieder in die Rechercheprotokolle, die Werneuchen vor Beginn ihrer Zusammenkunft verteilt hatte.
    »Und wie steht es mit Miranda Kerrs Alibi?«, fragte Hinnrichs.
    »Angeblich war sie während des gesamten Amoklaufs in der Mädchentoilette im dritten Stock«, antwortete Verhoeven.
    »Irgendwelche Zeugen?«
    »Nur die Sanitäter, die sie neben Angelas Leiche fanden.«
    »Das beweist gar nichts«, entgegnete Hinnrichs.
    »Kann ja sein, dass ich mich wiederhole«, sagte Bredeney, »aber ich finde die Aussage dieses Mädchens durchaus glaubhaft. Sich auf den Boden zu werfen und zu verstecken, wenn man Schüsse hört, klingt in meinen Ohren nicht verdächtig, sondern einfach nur verdammt vernünftig.«
    »Das stimmt schon«, gab Verhoeven ihm recht. »Aber wenn Miranda Kerr Devil ist, wäre sie ganz sicher auch klug genug, ihre Geschichte nicht zu übertreiben und entsprechend glaubhaft rüberzubringen.«
    »Sie halten sehr viel von der Kleinen«, stellte Hinnrichs sachlich fest.
    »Ja«, sagte Verhoeven. »Es gibt wenig, das ich Miranda Kerr nicht zutrauen würde, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in diesem Fall ein Kompliment ist.«
    »Von ihrer Lebenssituation her wäre sie jedenfalls durchaus eine Kandidatin zum Amoklaufen«, schaltete sich Winnie Heller wieder in die Diskussion ein, nachdem sie noch einmal Werneuchens Rechercheprotokolle durchgegangen war. »Genau genommen gibt es sogar erstaunlich viele Parallelen zwischen ihr und Nikolas Hrubesch.« Sie hob die Finger der linken Hand, während sie aufzählte: »Beide sind hochbegabt. Beide wurden über einen längeren Zeitraum hinweg von Klassenkameraden schikaniert, die ihnen intellektuell nicht im Mindesten das Wasser reichen können. Und beide haben in der Zeit vor der Bluttat mehr oder weniger isoliert gelebt. Hrubesch konzentrierte sich auf seine sogenannte Malerei und die Chats mit Gleichgesinnten, während Miranda Kerrs einziger Sozialkontakt eine Freundin ist, die ein paar Tausend Kilometer weit weg wohnt.« Sie nickte sinnend vor sich hin. »Oh ja, sie sind sich erschreckend ähnlich, diese beiden …«
    Über seinen Papieren kniff Hinnrichs angestrengt die Augen zusammen. »Von mir aus«, sagte er. »Konzentrieren wir uns im Fall von Angela Lukosch zunächst auf die genannten drei. Auch wenn zumindest für die Rolle des Kindsvaters natürlich auch noch andere Personen in Betracht kommen.« »Das vielleicht«, wagte Winnie Heller einen vorsichtigen Einwand. »Aber dieser Devil muss zwingend jemand sein, der einen Bezug zum Clemens-Brentano-Gymnasium hat. Und Mirja Libolski schwört Stein und Bein, dass sie es wissen würde, wenn Angela auch noch mit einem der anderen Jungen aus ihrer Schule Sex gehabt hätte.«
    Hinnrichs stieß ein verächtliches Zischen aus.
    »Und wer hat der kleinen Lukosch in der Zeit vor dem Massaker diese Streiche gespielt?«, fragte Oskar Bredeney.
    Verhoeven blickte auf. »Du meinst die zerstochenen Reifen und die anonymen Briefe?«
    Bredeney nickte. »Unter den gegebenen Umständen können wir so was ja wohl kaum unter den Tisch fallen

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