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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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würdevoll. »In diesem Job hat man keine festen Sprechzeiten oder Termine, die man einhalten muss, und man kann sich sein Pensum weitgehend so einteilen, wie es einem am besten in den Kram passt.«
    »Aber ist dieser Kröll überhaupt raffiniert genug, um Devil zu sein?«, fragte Hinnrichs.
    »Das ganz sicher«, nickte Werneuchen. »Ein Intelligenztest, den Kröll in seinen Studienjahren absolviert hat, hat einen IQ von stattlichen 134 ergeben. Und außerdem hat er genug Therapien gemacht, um zu durchschauen, wie die Sache mit dem Lenken und Beeinflussen funktioniert. Wer sich jahrelang durch die verschiedensten Therapiegruppen ackert, wird wahrscheinlich zwangsläufig zu einem exzellenten Menschenkenner.«
    »Könnten wir uns nicht irgendwie Einsicht in seine Krankenakte verschaffen?«, schlug Winnie Heller hoffnungsvoll vor. »Mit Sicherheit gibt es dort ein psychologisches Profil, das uns vielleicht weiterhilft.«
    »Schwierig bis unmöglich«, winkte Hinnrichs ab. »Sie wissen doch, wie sensibel heutzutage mit solchen Daten umgegangen wird. Da müssen Sie mir schon mehr als ein paar fragwürdige Indizien auf den Tisch legen. Etwas, das Kröll erheblich belastet.«
    Winnie Heller tauschte einen Blick mit ihrem Vorgesetzten. »Bislang haben wir leider …«
    »… gar nichts, das sehe ich«, blaffte Hinnrichs, indem er die Mappe mit den Vernehmungsprotokollen quer über den Tisch schleuderte. »Und was ist mit diesem Kunstheini? Diesem …« Er runzelte die Stirn, weil ihm – was selten vorkam – der Name entfallen war.
    »Laurin«, half Bredeney ihm auf die Sprünge. »Sander Laurin.«
    »Ist das eine Art Pseudonym?«
    Verhoeven verneinte. »Das Problem bleibt die Frage nach dem Motiv«, sagte er dann. »Wie Frau Heller bereits sagte, war Beate Soltau diejenige, die mehr als nur Freundschaft von Sander Laurin wollte. Und als sie mitbekam, dass Laurin da nicht mitzog, hat sie sich von ihm distanziert. Und das ist, nach allem, was wir bislang wissen, auch schon die ganze Geschichte.« Er überlegte einen Moment, bevor er hinzusetzte: »Außerdem ist Laurin von all unseren Verdächtigen der Einzige, der ein halbwegs vernünftiges Alibi hat. Zum Tatzeitpunkt unterrichtete er eine zehnte Klasse.«
    »Wo?«, fragte Werneuchen, der dabei war, sämtliche im Verlauf der Besprechung gemachten Ortsangaben in eine groß dimensionierte Kopie des Raumplans zu übertragen.
    Verhoeven bemühte seine Notizen, bevor er antwortete: »Im Zeichensaal im vierten Stock.«
    »Altbau oder Neubau?«, wollte Werneuchen wissen.
    »Altbau.«
    »Also ist er aus dem Schneider«, konstatierte Hinnrichs. »Ja«, entgegnete Verhoeven, dem vorschnelle Schlüsse grundsätzlich zuwider waren, zögerlich. »Sieht ganz so aus …«
    9
    Das Innere von Lübkes Haus war eine echte Überraschung.
    Es gab eine geräumige, funktionale Küche, Flachbildfernseher und jede Menge Hightech im Wohnbereich. Dazu freundliche Farben sowie eine Vase mit Astern und ein paar letzten Rosen auf dem rustikalen Esstisch, der – zumindest insofern schienen die Gerüchte zu stimmen – durchaus selbst gebaut aussah.
    »Wo sind die Maden?«, erkundigte sich Winnie Heller mit einem müden Lächeln.
    Lübke lachte laut und heiser. »Ich habe ein paar Hasen hinten im Garten. Wohlgenährte, stramme Karnickel, um genau zu sein. Und von Zeit zu Zeit besucht mich eine Katze aus der Nachbarschaft auf einen Fisch.«
    »Keine Käfer?«, fragte sie mit gespielter Enttäuschung, wobei sie innerlich heilfroh war, dass sie so unverfänglich plauderten.
    »Nicht hier im Haus«, sagte Lübke.
    Sie lächelte und trat an ein monströses Bücherregal, dessen Inhalt durch Glastüren vor dem Verstauben geschützt wurde. Jede Menge Naturwissenschaftliches. Fachbücher. Lexika. Aber auch Philosophie. Kant. Hegel. Sogar Nietzsche. Das Gesamtwerk. Dieser Mann steckte wirklich voller Überraschungen!
    »Kaffee?«, fragte er unter dem Türrahmen zur Küche.
    Winnie Heller nickte.
    »Milch?«
    »Ja.«
    »Zucker auch?«
    Sie schüttelte den Kopf und fürchtete sich schon jetzt vor dem Augenblick, in dem die Belanglosigkeiten enden würden. In dem sie einander gegenübersaßen und das Schweigen zwischen ihnen raumgreifend wurde. Vielleicht ist es doch keine so gute Idee gewesen, dass ich mich auf sein Gesprächsangebot eingelassen habe, dachte sie unbehaglich. Andererseits war ihr bewusst, dass Lübke sie niemals in Ruhe gelassen hätte. Und auch, dass er nicht aufhören würde, Fragen zu stellen. Sie

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