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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Insider, resümierte Winnie Heller, während sie sehnsüchtig darauf wartete, dass der Kaffee endlich durchlief. Einer, der sich in dieser Schule auskennt. Der gewusst hat, dass Hrubesch Linkshänder war. Der Oliver Borells Zugangsdaten kannte und wusste, dass der Junge sich seit einiger Zeit in der Psychiatrie befand. Und Hrubeschs Plan … Bis auf ein nicht ganz unwichtiges Detail, korrigierte sich Winnie Heller. Bis auf den Umstand, dass Hrubesch überleben wollte. Dass er einen anderen dazu auserkoren hatte, die Schuld für seine Bluttat auf sich zu nehmen. Aber welchen Zweck hatte diese Person, die sich Devil nannte, verfolgt? War sie getrieben von Emotionen wie Rache, Eifersucht, Hass? Oder gar von Allmachtsphantasien?
    »Wohl kaum«, widersprach Winnie Heller sich selbst. »Nein, die Sache mit dem Größenwahn ist Hrubeschs Part gewesen.«
    Hrubeschs Ziel war es, seine eigene Ohnmacht in Allmacht zu verwandeln, wie einer der zahllosen TV-Psychologen es so trefflich formuliert hatte. Ohnmachtsgefühle gegenüber einer Lehrerin. Gegenüber einer Clique, zu der er keinen Zugang gefunden hatte. Gegenüber einer Welt, die sich nicht im Geringsten für ihn zu interessieren schien. Für das, was er zu sagen gehabt hatte. Absagen von Verlagen. Rüffel von Lehrern. Mäßige bis schlechte Noten trotz allen Talents …
    Winnie Heller goss einen Schwall Milch, die extrahaltbare, in ihren Kaffee und setzte sich an ihren Tisch. So wie sie die Sache sah, hatte Nikolas Hrubesch sich von einer Kombination aus Rachegelüsten und Geltungssucht treiben lassen. Einer ziemlich seltsamen Art von Geltungssucht, zugegeben, denn laut Plan hätte ja Sven Strohte den zweifelhaften Ruhm eingeheimst, elf Menschen in den Tod gerissen und Dutzende andere verletzt zu haben. Aber vielleicht hatte es Hrubesch genügt, zu wissen, dass er derjenige welcher gewesen war. Das Monster. Der Amokschütze von Wiesbaden. Zumindest vorläufig.
    Winnie Heller nippte an ihrem Kaffee, der wunderbar heiß und stark war und ihre Lebensgeister weckte. Devil hingegen agiert grundlegend anders, dachte sie. Er handelt planmäßig. Kaltblütig. Strategisch, wenn man so wollte.
    Ein Strategiespiel, hämmerte es hinter ihrer Stirn. Last man standing.
    Und doch haben wir bei keinem einzigen unserer Verdächtigen ein Motiv, das nicht mit Emotionen zu tun hätte, dachte sie. Alles, was wir haben, ist ein unübersichtlicher Haufen starker Gefühle …
    2
    »Wa-hann?«, wollte Paola Leonidis wissen, als sie um Punkt sieben in die Küche stürmte, dicht gefolgt von Nina und einem ihrer Brüder, den Verhoeven nach einem kurzen Moment der Ratlosigkeit als Pierre, den jüngsten Sohn seiner Schwägerin, identifizierte.
    »Wann was?«, fragte seine Frau vom Herd.
    »Wann wird der See fertig sein, den Onkel Hendrik baut?«
    »Morgen«, erklärte Nina mit blindem fünfjährigem Vertrauen in die handwerklichen Fähigkeiten ihres Vaters.
    »E-hecht?«, hakte Paola in ihrer typischen gestelzten Ausdrucksweise nach, die sie ganz eindeutig von ihrer Mutter, der vortrefflichen Madeleine Leonidis, übernommen hatte. »So sieht er aber gar nicht aus.«
    »Wo-hohl«, versetzte Nina, den Tonfall ihrer Cousine geschickt parodierend. »Nicht wahr, Papa?«
    »Morgen noch nicht«, entgegnete Verhoeven mit tiefem Bedauern darüber, dass er nicht umhinkonnte, seiner Prinzessin zu widersprechen.
    »Dein Onkel hat zurzeit Wichtigeres zu tun, als einen Teich zu bauen, Paola«, kam ihm in diesem Augenblick völlig unerwartet seine Frau zu Hilfe, die von der anmaßenden Art ihrer Nichte mittlerweile ebenso entnervt schien wie er selbst.
    »Was denn?«, wollte Fräulein Hochnäsig wissen.
    »Er ist Polizist, wie du weißt«, antwortete Silvie so selbstverständlich, als sei die Frage ihrer Nichte mit dieser simplen Feststellung bereits mehr als hinreichend beantwortet. Und sie hatte Glück: Paola Leonidis schien bei aller Hochbegabung, die ihre Mutter für sie in Anspruch nahm, nicht über einen ähnlich investigativ veranlagten Verstand zu verfügen, wie ihn die Verhoevens von ihrer eigenen Tochter kannten, und verzichtete auf Rückfragen. Stattdessen vollführte sie ein paar reichlich eckige Pirouetten, die kurz vor dem Kühlschrank in einer hohlkreuzigen Schlusspose gipfelten.
    Nina, die die Turneinlage ihrer Cousine mit abfällig gekräuseltem Stupsnäschen verfolgt hatte, sah ihre Mutter an. »Muss ich so was auch machen, wenn ich älter bin?«, erkundigte sie sich voller Besorgnis.
    »Nein«,

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