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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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schlammbefleckten Jeans gegen eine dunkle Businesshose getauscht und anschließend ein frisches Hemd und frische Socken angezogen. Trotzdem hatte er nach wie vor das Gefühl, schmutzig zu sein. Ich darf mich leider nich dreckich machen, weil ich eine ganz neue Hose anhabe, plapperte Dominik Rieß-Semper in seinem Kopf, sonst würd ich schon den See für Sie baun …
    »Neben den bereits erwähnten Fakten gibt es übrigens noch ein paar höchst bemerkenswerte Begleitumstände«, riss die Stimme seines Vorgesetzten ihn in die Gegenwart zurück. »So hat Sven Strohte zum Beispiel ausgesagt, Hrubesch habe eine Schicht aus Frischhaltefolie um den Kopf getragen, als er kurz nach seiner Bluttat wieder im Kellergeschoss aufgetaucht ist. Sie wissen schon, dieses Zeug, in das die Leute für gewöhnlich ihre Pausenbrote einwickeln.«
    Verhoeven registrierte beiläufig, dass Hinnrichs in Bezug auf die Frischhaltefolie eine Formulierung gewählt hatte, die ihn selbst ausdrücklich aussparte, und unwillkürlich musste er wieder an die chemischen Weichmacher denken, gegen die der Leiter des KK 11 angeblich allergisch war. An chemische Weichmacher und an glutamathaltige Kartoffelchips, die Dominik Teichbaumeister-Semper an den Rand eines anaphylaktischen Schocks brachten, wenn es stimmte, was seine Tochter ihm regelmäßig mit einer Mischung aus wissenschaftlichem Interesse und kindlichem Mitleid berichtete. Dominik darf überhaupt keine Chips essen, sonst bekommt er überall rote Flecken und stirbt. Frischhaltefolie, wiederholte eine Stimme hinter Verhoevens Stirn. Frischhaltefolie und ein aufgesetzter Kopfschuss …
    Auf der anderen Seite des Schreibtischs blinzelte Hinnrichs in den Rauch einer neuen Zigarette, der im Licht der Halogenlampen bläulich wirkte. »Als man Hrubeschs Leiche fand, war diese Folie allerdings verschwunden«, erklärte er in sachlichem Ton. »Und das, obwohl Sven Strohte Stein und Bein schwört, dass Hrubesch das Zeug nicht in seinem Beisein abgewickelt hat.«
    »Aber falls der Rest von Sven Strohtes Geschichte stimmt, dann hätte Nikolas Hrubesch nach der Flucht seines Sündenbocks doch eigentlich Besseres zu tun gehabt, als sich eine Folie vom Kopf zu wickeln, die ihn bis dato nicht nennenswert gestört zu haben scheint, oder?«, fragte Verhoeven.
    Sein Vorgesetzter gab ein zustimmendes Knurren von sich.
    »Wozu sollte diese Folie denn überhaupt gut sein?«, warf Winnie Heller ein.
    »Berechtigte Frage«, murrte Hinnrichs. »Die Kollegen rätseln noch. Vielleicht hat Hrubesch befürchtet, dass wir Haare oder Hautzellen von ihm an der Maske finden könnten. Vergessen Sie nicht, dass er das Ding zusammen mit den Waffen und dem Rest seiner Kleidung bei Sven Strohte zurücklassen musste, wenn dieser als Amokläufer einigermaßen glaubhaft rüberkommen sollte.«
    »Aber hätten wir das nicht trotzdem?«
    Hinnrichs runzelte entnervt die Stirn. »Was denn?«
    Winnie Heller sah den Leiter des KK 11 an, als sei sie nicht sicher, ob seine Rückfrage ernst gemeint war. Hinnrichs war keiner, der leicht den Faden verlor. »Hätten wir nicht ohnehin Hautzellen von Hrubesch an der Maske gefunden?«
    »Sicher doch«, schnappte Hinnrichs zurück. »Aber vielleicht ist das unserem geschätzten Herrn Massenmörder nicht in dieser Konsequenz klar gewesen. Vielleicht hat er alle Bullen für Trottel gehalten. Oder er konnte sich schlechterdings nicht vorstellen, dass wir so genau hinsehen, wenn wir einen schwarz gekleideten Jungen mit einer Waffe in der Hand und einer Kugel im Kopf vorfinden.« Er ließ seinen Chefsessel einen halben Meter weit zurückrollen und schenkte seiner Beamtin ein giftiges Lächeln. »Suchen Sie sich was aus!«
    »Apropos Waffe«, sagte Winnie Heller, ohne sich von seiner Schnoddrigkeit auch nur im mindesten aus dem Konzept bringen zu lassen. »Ich nehme doch an, dass Nikolas Hrubesch mit seiner Pistole erschossen wurde, oder? Nicht mit dem Jagdgewehr …«
    Hinnrichs nickte. »Einer ersten Auswertung von Augenzeugenberichten zufolge hat der Junge schon während seines Amoklaufs hauptsächlich die Pistole benutzt, eine halb automatische Glock 17C.« Sein Blick wieselte zwischen Verhoeven und seiner Partnerin hin und her. »Wie Sie wissen, hat diese Art von Waffe einen integrierten Kompensator, sodass der Junge selbst schnelle Schussfolgen noch einigermaßen gut kontrollieren konnte. Das Gewehr hat er ebenfalls benutzt, allerdings wissen wir noch nicht, wo und wie oft. Was die Kollegen jedoch schon

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