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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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gar nicht mitbekommen, was da über ihm los ist?«, fragte Winnie Heller mit skeptischer Miene. »Ich meine, die Schüsse, die ausbrechende Panik, das Getrampel der Flüchtenden und all das … Das muss doch ein Höllenlärm gewesen sein, oder nicht?«
    Hinnrichs schüttelte den Kopf. »Der Putzraum, um den es hier geht, liegt im Untergeschoss des sogenannten Neubaus, direkt unter der Turnhalle der Schule«, erklärte er, indem er seinen beiden Kommissaren Kopien eines Gebäudeplans über den Schreibtisch reichte. »Der größte Teil des Amoklaufes fand hingegen hier, im Altbau an der Aarstraße, statt.« Sein Finger kreiste über einem vierstöckigen Haus, das von einem zweiten, ebenfalls viergeschossigen Gebäude, dem bereits erwähnten Neubau, durch einen Treppenaufgang sowie ein schmales Zwischengebäude getrennt war. »Wie Sie sehen, liegt zwischen dem Altbau und der Turnhalle ein Treppenhaus und – daran anschließend – dieses Durchgangsgebäude, das Alt- und Neubau miteinander verbindet.« Er bezeichnete die Stellen auf dem Plan. »Angesichts der Entfernung ist es durchaus denkbar, dass im Souterrain des Neubaus tatsächlich nicht allzu viel zu hören war. Zumindest nicht von den Schüssen selbst.«
    Verhoeven blickte auf. »Denkbar?«
    »Ja, vorerst nur denkbar.« Hinnrichs’ Hand wedelte unschlüssig über seinen Papieren hin und her. »Die Kollegen werden das selbstverständlich überprüfen, sobald die Spurensicherung mit dem Untergeschoss durch ist. Allerdings dürfte das noch eine ganze Weile dauern, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Aber wie konnte Hrubesch denn sicher sein, dass Sven Strohte in dem besagten Putzraum nichts von den Vorgängen im Nebengebäude mitbekommt?«, beharrte Winnie Heller, indem sie in einer flüchtigen Geste ihre Wange berührte. »Ich meine, wenn Sie recht haben mit Ihrer Theorie, dann musste er doch unbedingt sicherstellen, dass sein Sündenbock auch hübsch die Füße still hält, während er nebenan wütet. Sonst wäre sein ganzer schöner Plan mit dem Davonkommen den Bach runtergegangen. Oder glauben Sie, Hrubesch könnte die …«, sie biss sich auf die Lippen und suchte nach einem passenden Wort für das, was sie ausdrücken wollte, »… die Schallisoliertheit des betreffenden Raumes vor der eigentlichen Tat irgendwie ausgetestet haben?«
    »Durchaus möglich.« Hinnrichs zuckte unwillig die Achseln. »Aber einstweilen sollten wir Sven Strohte doch wohl erst mal glauben, dass er nichts gehört hat, meinen Sie nicht?«, sagte er, bevor er nach einem Moment des Zögerns hinzusetzte: »Außerdem hat der Junge in der ersten Vernehmung angegeben, dass er vielleicht eingeschlossen gewesen ist.«
    Verhoeven riss den Blick von dem Gebäudeplan auf seinen Knien los. »Was soll das heißen, er war vielleicht eingeschlossen?«
    Sein Vorgesetzter blies einen Schwall Rauch durch seine dank zahlreicher kostspieliger Sonderbehandlungen bei seinem Zahnarzt blendend weißen Zähne und stampfte den Zigarettenstummel anschließend mit der ihm eigenen vitalen Energie in den Aschenbecher neben dem Telefon. »Sven Strohte glaubt gehört zu haben, wie Hrubesch den Schlüssel im Schloss herumgedreht hat.«
    »Aber nachgesehen hat er nicht?«
    »Offenbar nicht«, entgegnete Hinnrichs, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Vielleicht ist er schlicht und einfach nicht auf die Idee gekommen, zur Tür zu gehen und nachzusehen«, wandte Winnie Heller ein, und Verhoeven fiel auf, dass ein ungewohnt verständnisvoller Ausdruck in ihren Augen lag. »Ich meine, immerhin stand er angesichts der gesamten Situation unter massivem Stress. Und da er wusste, dass er sowieso warten muss, bis Hrubesch zurückkehrt, weil er sonst Prügel bezieht, war es ihm vermutlich ziemlich egal, ob die Tür verschlossen ist oder nicht.«
    Hinnrichs nickte ihr ohne jeden Anflug von Freundlichkeit zu, während Verhoeven über die Frage nachdachte, wie er selbst reagieren würde, wenn ihn jemand in einen engen, düsteren Kellerraum sperrte. Nötigte. Einschloss. Was auch immer. Wahrscheinlich würde ich panische Angst haben, dass es zu brennen beginnt, dachte er. Und schon allein aus diesem Grund würde ich auf die Klinke drücken! Um zu wissen, ob ich fliehen könnte, wenn ich fliehen müsste …
    »Wie dem auch sei«, bellte Hinnrichs, dem die Skepsis im Blick seines Untergebenen nicht entgangen war, »Sven Strohte war jedenfalls an dem ihm zugedachten Platz, als Nikolas Hrubesch nach seiner Bluttat in den Putzraum

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