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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gelebt, nach so vielen Zeitrechnungen, da ss ich, ehrlich gesagt, den Überblick verloren habe. Ich habe
    eigenzeitreduzierte Flüge mitgemacht, wie wollen Sie das zählen? Die Antwort ist: ich wei ss es nicht. Und es interessiert mich auch nicht. Es ist eine bedeutungslose Zahl.«
    »Und ungefähr? Welches ist das erste historische Ereignis, das Ihr persönlich miterlebt habt?«
    »Ein Ereignis, das in Euren Annalen längst nicht mehr verzeichnet ist.«
    Dawill sah, wie Kuton wei ss wurde bei dieser Antwort, wie er plötzlich krank und elend dreinschaute. »Tennant«, sagte er leise, »la ss es gut sein. Das ist im Augenblick nicht so wichtig.«
    Kutons Lippen bewegten sich, aber es war kaum zu erahnen, was er sagte. »Das kann nicht sein. Wie kann das sein? Mehr als zehntausend… mehr als zwanzigtausend… Wie nur…?« Auch der Junge, Bailan, neben ihm, der sich schüchtern halb unter die Tischplatte duckte, sta rrte den Unsterblichen mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Ich glaube«, sagte Dawill, »wir sollten mit naheliegenderen Fragen weitermachen. Sie haben gesagt, da ss Ihr Hyperkonverter auf dem Rückflug von Yorsa explodiert ist.«
    Smeeth nickte. »So war es.«
    »Was geschah dann?«
    »Wir erlitten einen erzwungenen Rücksturz mit den bekannten schmerzhaften Begleiterscheinungen. Nachdem wir uns davon erholt hatten, versuchten wir, den Schaden zu beheben, doch es stellte sich rasch heraus, da ss uns das nicht gelingen würde. Also begannen wir, Notrufe zu senden, und warteten auf Hilfe. Wobei uns klar war, da ss es lange dauern würde, bis die kam. Unerträglich lange.« Er spreizte die rechte Hand und be trachtete seine Fingernä gel. »Sie müssen sich vor Augen halten, da ss sich nicht eine Mannschaft im üblichen Sinn an Bord befand, sondern ein Haufen äu ss erst, sagen wir einmal, eigenwilliger Individuen. Schon auf dem Hinflug war es ständig zu Streit gekommen, und nach dem Unfall dauerte es keine zehn Tage, bis die erste Prügelei ausbrach. Es war klar, da ss wir nicht jahrelang zusammen überstehen würden.«
    »Und da beschlossen Sie, in Kälteschlaf zu gehen?«
    »Der Gedanke kam relativ bald auf, ja. Da diejenigen, die der Astrogation kundig waren, sich ausrechnen konnten, da ss unser Notruf nicht mehr zu ihren Lebzeiten empfangen werden würde, wurde der Plan entwickelt, alle einzufrieren, um so die Zeit bis zur Rettung zu überdauern.«
    »Wu ss ten Sie, da ss Ihre Kältekammern dazu nicht geeignet waren?«
    »Ich kannte mich damals mit den technischen Einzelheiten nicht aus. Ich wu ss te nur, da ss Hibernatoren und Kälteschlafkammern grundsätzlich unterschiedliche Geräte waren. Ich sagte ihnen also, da ss es nach meinem Kenntnisstand nicht funktionieren würde. Aber ein Mann namens Ulemorka, ein Händler von Gro ss -Theria, der bankrott gegangen war und sich mit seinem letzten Geld an meiner Expedition beteiligt hatte, war technisch bemerkenswert versiert, hatte früher mit Kältekammern gehandelt, zumindest behauptete er das, und war sich sicher, da ss er sie zu Hibernatoren umbauen konnte. Er überzeugte die anderen, und ich mu ss zugeben, ich habe es nicht für ausgeschlossen gehalten, da ss er es schaffen würde.«
    »Warum haben sie nicht erst einmal einen Freiwilligen eingefroren, um zu sehen, ob es funktioniert?«
    »Oh, das haben sie. Natürlich. Aber wie unterscheiden sich ein Hibernierter und ein Toter? So gut wie gar nicht. Ich habe erst, ich wei ss nicht, fünfzig Jahre später oder so gesehen, da ss sich das Eis bildete und die Körper mumifizieren. Bis dahin dachte ich, sie würden es schaffen.«
    »Man hätte den Freiwilligen wieder auftauen können.«
    »Ulemorka hat von Anfang an klargestellt, da ss das nicht möglich sein würde. Er glaubte, da ss er das Einfrieren schaffen konnte, aber zum Auftauen würde man die technische Ausstattung eines Hibernationslabors benötigen. Um dieses Feld aufzubauen, das man dazu braucht, und so weiter.« Smeeth hob die Hände. »Es war eine verzweifelte Aktion. Die einzige Chance, die sie sahen. Und was das anbelangt, hatten sie recht.«
    »Warum haben Sie sich nicht einfrieren lassen?«
    »Dazu traute ich der Sache nicht genug. Da ich es au ss erdem nicht nötig hatte, um zu überleben, sah ich keine Notwendigkeit, das Risiko einzugehen.«
    »Und was haben Sie statt dessen gemacht?«
    »Nichts. Gewartet.«
    »Wie mu ss man sich das vorstellen?«
    »Ich habe geschlafen und gegessen, mich körperlich in Form gehalten und mich durch die

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