Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
sich mit grimmigem Gesicht hinter ihm auf. Die Halteschlaufen an den Halftern ihrer Strahlwaffen waren geöffnet, die schwarzen Griffe schimmerten bedrohlich. Eisige Stille herrschte, aus der das Rascheln der Kleidung und das Scharren der Schuhe regelrecht herausdröhnte.
    Vileena sa ss im Halbkreis der Edlen auf der
    gegenüberliegenden Seite des Konferenztisches, starr wie ein Stein, blind und taub durch den Tumult, der in ihrem Inneren tobte. Smeeth, ein Unsterblicher? Dem sie die Umarmung gewährt hatte, mit dem sie Nächte verbracht hatte, die sie ihr Leben lang nicht vergessen würde? Ihr Leben, das so kurz war gegen seines, wenn es stimmte, was der Kommandant vorhin erklärt hatte. Ein Unsterblicher, einer der legendären Zwölf, ja, sie kannte die Sage, hatte sie ihrer Nichte vorgelesen, damals im elterlichen Palast, noch nicht ahnend, mit welcher Wucht die Erwartungen der Familie sie einst treffen würden. Smeeth…?
    Wie sie ihn jetzt hereinkommen sah, erschien ihr die Vorstellung völlig irreal. Er hätte genauso gut der Windmacher sein können, der am Nor dpol wohnt und die Sommerstürme schickt, oder der König der Träume, der auf den Strahlen des Mondlichts gehen kann…
    Sie zwang sich, den Blick abzuwenden und die anderen Mitglieder des Ersten Führungskreises anzusehen. Sie sah Muntak, wie er den Schiffbrüchigen feindselig musterte, warum? Dawill schaute angespannt drein, Felmori sichtlich konsterniert, und während Hunot die würdevolle Haltung eines Patriarchen bewahrte, glotzte Grenne stier vor sich hin.
    Tamiliaks Gesicht war ausdruckslos, verschlossen wie immer, in das Kutons dagegen stand regelrechte Qual geschrieben. Und Quest neben ihr, der todkranke Kommandant, wie mu ss te es für ihn sein? Er sa ss reglos, die buschigen Brauen verfinstert, den Blick unverwandt auf Smeeth gerichtet, und plötzlich kam es Vileena so vor, als habe sie die wahre Quelle der Spannung entdeckt, die im Raum herrschte, als sei Smeeth ihr positiver Pol und Quest ihr negativer.
    Diesmal schlug Smeeth nicht locker die Beine übereinander, sondern blieb einfach sitzen, die Arme vor sich auf dem Tisch, die Hände locker übereinandergelegt. Es war eine Körperhaltung, aus der sich rein gar nichts ablesen lie ss , au ss er, da ss dieser Mann sich vollkommen unter Kontrolle haben mu ss te.
    Er blickte in die Runde der Edlen, ohne jemanden Bestimmten zu fixieren, nicht einmal sie, und nun sahen sie oder bildeten sich ein zu sehen, da ss dies wissende Augen waren, Augen, die schon unfa ss bar viel geschaut haben mu ss ten.
    Dawill begann. In knappen Worten berichtete er, da ss sie sein Schiff untersucht, was sie bei den Kühlkammern ge funden und wie sie versucht hatten, sich das Ganze zu erklären. Und dann erzählte er noch einmal die Legende der Zwölf. Sie zu hören, den Mann vor Augen, der Teil dieser Legende sein sollte, lie ss Vileena frösteln.
    Smeeth betrachtete seine Hände, nickte, sah dann hoch und sagte: »Ja.«
    Niemand begriff. »Was hei ss t das?« wollte Dawill wissen.
    »Sie haben recht«, erwiderte Smeeth.
    »Soll das hei ss en, Sie sind tatsächlich einer der zwölf Unsterblichen?«
    »Sie brauchen meine explizite Aussage für das Protokoll, nehme ich an. Also, für die Kameras: Ja, das soll hei ss en, ich bin einer der zwölf Unsterblichen.«
    Einatmen in der Runde, Zusammenzucken, Keuchen. Vileena starrte ihn an. Dreihundert Kinder habe er, hatte er gesagt. Und sie hatte es für einen Scherz genommen, ahnungslos, aber wer hätte so etwas ahnen können?
    Sie sah, wie ein Ruck durch den gewaltigen Leib Quests ging.
    »Hei ss t das«, gewitterte es aus ihm, als er sich wie eine schnappende Feder nach vorn beugte, »da ss Ihr schon einmal auf dem Planeten des Ursprungs wart?«
    »Nein. Es ist so, wie die Legende berichtet. Ich verdanke die Unsterblichkeit meinem Vater.«
    »Kannte er den Planeten des Ursprungs?«
    »Nein.«
    Die beiden Männer blitzten sich an, ein Kräftemessen. »Ich wei ss nicht, ob ich Euch glauben soll«, sagte Quest schlie ss lich.
    Smeeth hob eine Hand und lie ss sie wieder auf die andere zurückfallen, sagte aber nichts. Ihr werdet es müssen, schien die Geste zu sagen.
    Quest sank zurück in seinen Sessel. »Ich komme darauf zurück. Fahren Sie fort, Verweser.«
    Dawill hatte sich auf einem Block Notizen in Kurzschrift gemacht. »In der Legende hei ss t es, Ihr Vater hätte etwas Unaussprechliches getan, um Ihnen und Ihren Geschwistern die Unsterblichkeit zu verschaffen. Was

Weitere Kostenlose Bücher