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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Datenbank gelesen. Nichts weiter.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Die ganze Zeit.«
    Dawill beugte sich vor. »Verraten Sie mir, wie man das macht. Vierhundert Jahre. Vierhundert lange Jahre allein in einem Raumschiff. Wie kann man das aushalten, ohne mit dem Schädel gegen die Wand zu rennen?«
    Smeeths Gesicht blieb unbewegt. »Indem Sie Ihr Gefühl für das Verstreichen der Zeit eliminieren. Sie schrauben alle Uhren ab. Sie führen kein Tagebuch mehr, kein Logbuch, nichts. Sie gehen zu Bett, wenn Sie müde sind, und stehen auf, wenn Sie erwachen, und Sie verbringen jeden Tag in genau der gleichen Weise, tun jeden Tag dieselben Dinge in derselben Reihenfolge.
    Sie essen jeden Tag dasselbe, gezwungenerma ss en, weil bald nur noch die Notnahrung zur Verfügung steht. Irgendwann erleben Sie nicht mehr eine Folge von Tagen, sondern nur noch einen Tag. Irgendwann vergessen Sie die Zeit. Sie merken nicht mehr, wie Jahre verstreichen, weil Sie vergessen haben, da ss es so etwas wie Jahre überhaupt gibt.« Er sagte es so unbeschwert, als sei das eine seiner leichtesten Übungen. »Ein sehr interessanter Zustand, wie ich festgestellt habe. Wenn ich auch zugeben mu ss , da ss ich den normalen Lauf der Dinge vorziehe.«
    »Aber was hat Ihnen die Zuversicht gegeben, das durchzustehen? Sie wu ss ten ja nicht, da ss wir eines Tages vorbeikommen würden.«
    »Ich hatte berechnet, da ss wir zweitausend Lichtjahre von der nächsten besiedelten Welt entfernt waren. Spätestens nach zweitausend Jahren hätte man also unser Notsignal empfangen.«
    »Sie hatten sich darauf eingestellt, zweitausend Jahre lang zu warten?«
    »Ehrlich gesagt hatte ich durchaus die Hoffnung, eher gefunden zu werden. Und sei es, weil die Besiedelung der Galaxis stetig voranschreitet.«
    Dawill sah den Mann auf der anderen Seite des Konferenztisches an, öffnete den Mund und machte die verwirrende Erfahrung, da ss ihm die Worte fehlten. Er hatte irgend etwas sagen wollen, aber es war zwischen Gehirn und Kehlkopf verlorengegangen.
    »Aber Sie haben«, sagte er endlich, ohne sich sicher zu sein, da ss es das war, was er ursprünglich hatte fragen wollen, »eine der Kammern eingeschaltet und laufen lassen, leer. Und als wir uns Ihnen näherten, haben Sie sie geöffnet, damit es so aussah, als wären Sie gerade aus einem Kälteschlaf erwacht.«
    »Ein schwacher Versuch, zu vermeiden, Fragen beantworten zu müssen wie die, die Sie mir stellen. Ich bedaure, da ss es nicht geklappt hat.«
    Ein krachender Laut aus verborgenen Lautsprechern zertrümmerte die atemlose Stille. »Austauchen steht unmittelbar bevor«, erscholl die Stimme des Edlen Bleek, des Zweiten Piloten.
    Quests Blick ging zu Muntak, aber der stand bereits auf. »Ich gehe besser in die Zentrale«, meinte er halblaut. »Ihr Edlen…«
    Als sich die Tür hinter ihm schlo ss , betrachtete jeder seine Hände, verfolgte, wie sich die Härchen von der beginnenden Singularisierung aufstellten. Eine unwillkürliche Reaktion aller Raumfahrer. Man spannte sich für den Moment des Austauchens.
    »Wir werden«, sagte Quest unbeeindruckt, »dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Ihr, Smeeth, werdet bis dahin…«
    Die Triebwerke verstummten, man spürte es mehr als da ss man es hörte: Austauchen.
    Das Brennen hinter den Augäpfeln hatte noch nicht wieder ganz aufgehört, als bereits der Alarm losging.
    »Feindkontakt! Feindkontakt!« dröhnte Iosteras Stimme, die sonst so ruhig und gefa ss t war, in der jetzt aber helles Entsetzen mitschwang. »Wir orten einen schnellen Flugkörper. Den Daten nach ist es ein Aufklärer der Invasionsarmee.«
    Die Männer rannten schon.

 
     
    SECHSTES BILD

    DIE SPHÄRE
     
    1
     
    »STÖRSENDER AKTIVIEREN, Störfeldsonden los!« bellte Quest. »Er darf auf keinen Fall senden! Wo bleibt die B ereitschaftsmeldung der Waffens tände?«
    Die Alarmgongs schrillten, ein durchdringender Laut, der sich durch Gehirnknochen und Rückenmark fra ss . Das Rotlicht pulsierte überall im Schiff, jagte die Besatzung aus Betten und Kantinen, hetzte sie in ihre Kampfpositionen. Die MEGATAO
    verwandelte sich in eine Kriegsmaschine.
    »Waffenstand Grün, volle Bereitschaft«, kam die erste Meldung, noch während die nun doppelt besetzten Dyaden sich aufeinander abstimmten.
    »Er fliegt den vierten Planeten an«, rief Iostera. »Position 1700, 95, drittes Geviert. Geschwindigkeit 8, fallend 5.«
    »Störfeldsonden gestartet«, kam es von Tamiliak. »Aktiviert auf hohe Stufe -

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