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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich nur mühsam, das fremde Lebewesen nicht in Fetzen zu schie ss en. Doch wenn es einen Zeitpunkt gegeben haben mochte, zu dem das sinnvoll gewesen war, dann war er ohnehin längst verstrichen.
    Schlie ss lich glitt der Schneckenfu ss schmatzend von Muntaks Gesicht herunter. Der Edle lag bewegungslos auf dem Boden, die Augen zusammengekniffen, die Lippen krampfhaft geschlossen, die Arme abgespreizt und das Gesicht bedeckt mit wei ss em, ekelhaft glitzerndem Schleim.
    »Sauerstoff, schnell«, rief der Wortführer der Waffenmänner dem Mann mit den Rettungsgeräten zu.
    Doch in diesem Augenblick bewegten sich Muntaks Arme.
    Sie hoben sich langsam, seine Hände suchten zitternd sein Gesicht, fa ss ten in den Schleim, wischten das Zeug batzenweise ab und schleuderten es davon. Er rieb sich den Mund ab, die Augen, setzte sich schwerfällig auf. Als der Mann mit dem Sauerstoff ankam, scheuchte er ihn mit einer wedelnden Handbewegung fort. »Helfen Sie mir auf«, sagte er dann. »Und geben Sie mir ein Tuch oder so etwas.«
    Die Waffenmänner stellten ihn auf die Beine, Tennant Leti reichte ihm ein gro ss es Handtuch, das er in der langen, bangen Wartezeit aus dem Schiff geholt hatte. Muntak nahm es und rubbelte sich das Gesicht damit ab, reinigte die Haare so gut es ging und warf es schlie ss lich angewidert fort.
    »Wie war…?« setzte Leti zu einer Frage an, doch de r Edle unterbrach ihn brüsk.
    »Ich will nicht darüber reden. Verstehen Sie? Ich will nicht darüber reden.«
    Leti sah ihn verdattert an und nickte dann heftig. »Wie Ihr wünscht. Selbstverständlich.«
    Muntak warf einen grimmigen Blick in die Runde. Er deutete auf die Schneckenartigen, die wieder von ihren krakeelenden kleinen Bewohnern erklommen wurden und sich dem Wald zuwandten, aus dem sie gekommen waren. »Gehen wir. Ich glaube, unsere neuen Freunde wollen uns den Weg zeigen.«
    Nachher lagen sie da, ineinander verschlungen, Haut an Haut, vermischten ihren Schwei ss und ihre Gerüche. Den Arm um sie gelegt, lauschte Bailan dem Schlagen seines aufgewühlten Herzens. Er hatte keine Ahnung gehabt, da ss es so wundervoll war. Wirklich keine Ahnung. Er starrte auf die kahle, ungestrichene Decke und dachte über seine Gründe nach, in die Bruderschaft der Bewahrer einzutreten. Tempel allen Wissens wurde das Pashkanarium oft genannt. Das ganze Wissen der Menschheit zu sammeln und zu bewahren, so verstanden die Brüder ihren Auftrag.
    Das ganze Wissen der Menschheit? Nicht einmal das hatte er gewu ss t, wie es war in der Umarmung einer Frau.
    Deshalb das Keuschheitsgelübde, dachte er. Niemand würde sich mit alten Büchern, rostigen Speichern und staubigen Urkunden abgeben, wenn er statt dessen das hier haben konnte.
    Er sah sie an. Sie schlief nicht, schmiegte sich nur dösend an ihn und sah so zufrieden aus, wie er sie noch nie gesehen hatte.
    »Du?«
    »Hmm?«
    »Wie ist eigentlich dein richtiger Name?«
    Sie schlug die Augen so abrupt auf, da ss er erschrak. »Mein richtiger Name?«
    Er nickte. »Ja.«
    Sie studierte sein Gesicht. »Den sage ich dir, wenn wir uns ein bi ss chen besser kennen.«
    Sie folgten den Riesenschnecken in gro ss e, labyrinthartige Gänge, die sich durch das Dickicht zogen, stapften ihnen hinterher in einem betäubenden Brodem aus Faulgasen und rätselhaften Düften. Das dichte Blattwerk dämpfte das Licht des hellen Himmels zu einem schummrigen Blaugrün herab.
    Klebriger, schleimiger Moder überzog Äste und Blätter bis auf Kniehöhe. Jeder Schritt scheuchte kleine, flinke Lebewesen auf.
    In dem dunklen Gestrüpp ringsum raschelte und knisterte es, als begleiteten Myriaden gesichtsloser Wesen ihren Weg.
    Nach ein paar hundert Schritten lichtete sich der Pfad, und Muntak und seine Begleiter sahen zu ihrer Verblüffung etwas, das unverkennbar eine technische Einrichtung war.
    »Wunderbar«, rief Tennant Leti entzückt und richtete den Rekorder darauf.
    Eine flache Rinne aus einem hellen und, wie sich Muntak mit seinen Händen überzeugte, bemerkenswert glatten Material lag vor ihnen, und in dieser Rinne ruhte eine Art langer hölzerner Schlitten, gro ss genug, um mehrere der Schneckenwesen aufzunehmen. Doch nur eines von ihnen, jener Anführer, der über Muntak hinweggerutscht war, glitt darauf. Sobald er seine Position am Bug des Schlittens erreicht hatte, hüpften seine violetten Begleiter von ihm herunter und bedeuteten den Menschen mit heftigem Geschrei und Gewinke, ebenfalls an Bord des Schlittens zu kommen. Allem

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